Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
eigentlich perfekt. So, wie es sein sollte. Man tat einfach, was man tun wollte. Und der kleine Welpe war der ideale Gefährte. Er war mit allem, was sie sagte und tat, einverstanden.
»Möchtest du raten, welche Nachrichtengeschichten uns auf Today Tonight diese Woche erwarten?«
Großes, feuchtes Gähnen des Welpen als Antwort.
»Zu leicht für dich, was? Also gut. Ich setze zehn Piepen auf mindestens eine Meldung über steigende Benzinpreise und über zwei Spiele der Abstiegskandidaten der Liga in der K.-o.-Runde.«
Ein zweifelnder Blick des Welpen.
»Du willst nicht mitbieten? Auch gut. Sollen wir den Einsatz erhöhen? Sagen wir, wir wetten um eine Monatsration des Dr.-Harry-Testsieger-Hunderfutters statt des lausigen Fraßes, den ich dir jeden Abend vorsetze?« Sie zog die Augenbrauen erwartungsvoll hoch. Der Welpe wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. »Aha! Er ist dabei!« Sie griff nach der gesunden Pfote des Welpen, lehnte sich in die Polster zurück und knipste den Fernseher an, um zu prüfen, wer die Wette gewonnen hatte.
Nur eine Kleinigkeit störte ihre gute Stimmung. Jeden Morgen – an jedem verfluchten Tag und ohne die geringste Ausnahme – wachte sie auf und erlebte diesen Moment. Diesen Bruchteil einer Sekunde. Tatsächlich reichte es nicht einmal für einen Bruchteil. Es war nur ein Aufblitzen, ein grausames Flimmern, währenddessen sie dachte, dass das alles nie geschehen sei. Sie musste nur die Hand ausstrecken, und Andy würde dort neben ihr liegen. Dort, wo er hingehörte. Sie würde sich umdrehen und sein kurzes, lockiges braunes Haar sehen, sein breites, liebenswertes Lachen mit einem Grübchen – in der linken Backe –, seine strahlenden, klugen blauen Augen. Dann war der Moment vorüber, sie wachte ernüchtert auf, und die Welle der Übelkeit überrollte sie wieder wie gewohnt. Tatsächlich war vermutlich allein dieses Trugbild an ihrem Unwohlsein schuld. Ja, das konnte die Lösung sein! Diese Anfälle von Übelkeit hatten absolut nichts mit diesem Strich, diesem kaum wahrnehmbaren angeblichen Indikator zu tun, der vage in ihrer Erinnerung herumgeisterte.
Danach verliefen ihre Tage nach gewohntem Muster. Sie verdrängte jede glückliche Erinnerung an Andy und ersetzte sie durch jene Momente, in denen sie gestritten hatten: Manchmal handelte es sich nur um eine kleine Meinungsverschiedenheit über ein unwichtiges Detail bei den Hochzeitsvorbereitungen, ein anderes Mal um eine lautstarke, schrille Auseinandersetzung wegen des Mülls, den Belinda hinauszutragen vergessen hatte, oder über Andys Versäumnisse, die Geschirrspülmaschine auszuräumen. Es fiel ihr leichter, an solche Episoden zu denken, sich vorzugaukeln, ohne Andy weniger Probleme, keinen Grund fürTränen und Trauer zu haben.
*
» Today Tonight bringt wieder eine Story über BHs.«
»Du schuldest mir zehn Piepen.«
»Verdopple den Einsatz, oder du kriegst nichts.«
»Gib’s auf, Babe. Du weißt, dass sie in einer oder zwei Wochen wieder so einen Spot bringen.«
»Okay, ich will fair sein. Du kannst dir deinen Gewinn im Bett abholen.«
»Aber nicht jetzt! Wir wollen gerade erst Abendessen kochen.«
»In Ordnung. Nach dem Essen?«
»Da kannst du drauf wetten. Allerdings habe ich eine noch bessere Idee, was wir nach dem Essen machen könnten.«
»Ach wirklich? Und das wäre?«
»Dankeskarten für die Verlobungsgeschenke schreiben.«
»Belle, deine Vorstellung von Spaß ist beschissen.«
»Geschenkt. Muss aber trotzdem erledigt werden. Und ich möchte das vom Tisch haben, bevor wir vergessen, wer uns was geschenkt hat. Ist dir klar, dass seit unserer Party schon zwei Monate vergangen sind?«
»Schon gut. Du bist mal wieder die Stimme der Vernunft.«
»Schätze, es gibt wohl keine Adresse, an die wir deinem Bruder eine Karte schicken könnten, oder? Hast du überhaupt eine Ahnung, in welches Land er entschwunden ist?«
»Ist das wichtig? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf eine Dankesbezeugung Wert legt.«
»Stimmt. War nur neugierig, wo er diesmal gelandet ist.«
»Was interessiert dich mein Bruder? Vermisst du ihn schon, oder was?«
»Wie bitte? Weshalb sollte ich deinen Bruder vermissen?«
»Na ja, ist immerhin mein Bruder. Und ich dachte, er ist dein neuer bester Freund, oder etwa nicht? War kaum zu übersehen, dass bei unserer Verlobungsfeier zwischen euch beiden der Knoten geplatzt ist.«
»Habe ich was falsch gemacht? Willst du mit mir streiten, oder irre ich mich?«
»Weshalb weichst du
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