Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
blöd, Herzchen«, fuhr sie fort. »Du rennst dauernd auf die Toilette, weil dir übel ist und du dich übergeben musst. Du presst die Arme gegen deinen Busen, als würde er dich umbringen, und du betrachtest deine Kaffeetasse, als wollte dich jemand mit dem Inhalt vergiften. Ich erinnere mich noch genau an die erste Schwangerschaft meiner Schwester. Eines der frühen Anzeichen war ihre Aversion gegen den Morgenkaffee. Und da du normalerweise einen guten Teil zum Umsatz von Starbucks beiträgst, muss dein Verhalten zwangsläufig als sonderbar auffallen.«
Belinda stand zitternd auf. Sie wandte sich zum Gehen, aber Stacey war dieses Mal entschlossen, nicht klein beizugeben. Sie packte Belinda beim Handgelenk und riss sie energisch zu sich herum.
»Du musst dich der Sache stellen, Herzchen. Und zwar jetzt. Da gibt es kein Entrinnen.« Sie fixierte Belinda wütend. »Also lass gefälligst das Theater.«
Belinda verlor die Beherrschung. Sie dachte an den Schwangerschaftstest und wie eindeutig er ihr dieses Mal vorkam. Die beiden Striche gerieten vor ihrem geistigen Auge plötzlich in Bewegung, wirbelten wie im Trickfilm tanzend durch die Luft und schwenkten dabei ihre Zylinderhüte. »Uns wirst du so schnell nicht los!«, verkündeten sie fröhlich.
Der Schwangerschaftstest war positiv. Die Wirklichkeit hatte sie eingeholt.
Belinda sank auf ihren Stuhl zurück, stützte den Kopf in die Hände und versuchte ihre Situation zu analysieren. Schließlich sah sie zu ihrer besten Freundin auf. »Ich bin schwanger?«, fragte sie kleinlaut mit brüchiger Stimme.
Staceys Mitgefühl gewann augenblicklich die Oberhand. »Du meine Güte, Belinda!« Sie rückte ihren Stuhl näher zu Belinda und legte den Arm um sie. »Das wissen wir nicht hundertprozentig … obwohl ich glaube, dass es kaum Zweifel geben kann.«
Belinda sah die beiden Striche wieder vor sich. Sie waren gestochen scharf zu erkennen. Sie tanzten Tango. »Doch, wissen wir«, entgegnete sie und begann an der Schulter der Freundin zu schluchzen, bis auch Stacey die Tränen kamen.
Belinda heulte minutenlang, stammelte unter Schluchzen unzusammenhängende Sätze, weinte sich gründlich aus, während Stacey tröstend auf sie einredete.
»I… ich steh das n… nicht allein durch.«
»Du bist nicht allein. Du hast mich und deine Familie. Wir stehen dir bei.«
»Ich habe die ganze Zeit über Alkohol getrunken. Was, wenn das Baby Schaden genommen hat?«
»’ne Menge Frauen trinken in der ersten Zeit Alkohol, wenn ihnen noch nicht klar ist, dass sie schwanger sind. Das Baby ist okay.«
»Verdammt, wie konnte er mich nur so alleinlassen?«
»Das war doch keine Absicht!Wenn er gekonnt hätte, hätte er alles gegeben, um jetzt bei dir zu sein.«
»Was ich vorhin gesagt habe … das war nicht ernst gemeint. Ich meine, dass es vielleicht Schicksal war. Wir waren kein schlechtes Team, oder?«
»Nein, Herzchen. Ihr seid ein großartiges Team gewesen.«
Belinda brachte ein halbherziges Lächeln an Staceys Schulter zustande. »Jetzt lügst du aber. Du hast Andy nie gemocht.«
»Ich bitte dich! DerTyp hat seine Tage mit Computerspielen verbracht. Nicht gerade eine tolle Beschäftigung, oder?«
»Stacey! Er hat Computerspiele entwickelt. Und darin war er brillant.«
»Okay. Okay. Jetzt fall mir bitte nicht in den Rücken. Ich versuche nur, dich zu trösten.«
Belinda richtete sich auf und wischte sich das verschmierte, tränennasse Gesicht ab. »Und das machst du prima, Stacey. Schätze, es ist Zeit, dass ich zum Arzt gehe. Kommst du mit?«
6
Evelyn
»Sind Sie sicher, dass Sie sich das antun wollen?«
»Ja, natürlich. Sonst wäre ich nicht hier.«
»Also eigentlich … gehören Sie nicht zu der A… Ich meine, bevölkerungspolitisch gesehen nicht zu unserem üblichen Kundenkreis.«
Evelyn verdrehte die Augen. Die Unverblümtheit des jungen Mannes ärgerte sie. »Hören Sie mal, Sie Milchbubi. Für diese Sportart existiert keine Altersgrenze, und ich bin ausgesprochen fit und gesund. Warum hat man Sie hier eigentlich angeheuert? Ihr gewinnendes Wesen kann kaum der Grund gewesen sein.«
»Nein, Madam. Die haben mich angestellt, weil ich ein verdammt guter Adrenalin-Junkie bin.« Er strich sich über seine Dreadlocks und grinste ihr stolz ins Gesicht. Evelyns rhetorische Spitze schien an ihm abzuprallen.
»Gut. Dann nehmen Sie mich einfach in Ihren Verein auf. Ich möchte sofort mit dem Training anfangen. Wann kann ich die erste Stunde nehmen?«
»Wie Sie
Weitere Kostenlose Bücher