Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
bis eine mollige durchsichtige Frau unvermittelt aus dem Nebel auftauchte. »Blumen für die Hinterbliebenen! Verabschiede dich nie ins Jenseits, ohne dich vorher bei den lieben Hinterbliebenen erkenntlich zu zeigen. Wie wär’s mit ’nem Strauß Marjeriten für die Witwe, Herzchen?« (Aus irgendeinem Grund musste die Frau unbedingt im Jargon der Eliza aus »My Fair Lady« sprechen.)
Belinda schnaubte verächtlich. Sie hatte zwar von der sogenannten »Schwangerschaftsdemenz« gehört, aber das kam ihr reichlich absurd vor. »Ich weiß, ich weiß. Ich dreh durch«, sagte Belinda zu dem kleinen Hund, als sie den Müllbeutel aus der Küche nahm, um ihn nach draußen zu tragen. Sie öffnete die Wohnungstür und wollte gerade über die Schwelle treten, als ihr Blick auf einen weißen Fleck fiel. Vor ihrer Tür lag ein neuer Blumenstrauß. Lilien! Unwillkürlich ließ sie den Müllbeutel fallen, knallte die Wohnungstür zu, ohne den Strauß auch nur zu berührt zu haben, griff nach dem Telefon und drückte die Wiederwahltaste.
»Stacey, kannst du rüberkommen … und zwar schnell?«
Zwanzig Minuten später betrat Stacey Belindas Wohnung, die Lilien in der Hand, die vor der Tür gelegen hatten.
»Sind immerhin sehr schöne Blumen«, erklärte sie trocken.
»Ich finde sie unheimlich.«
Stacey legte den Handrücken gegen Belindas Stirn, als wolle sie Fieber messen. »Delirium tremens«, diagnostizierte sie. »Belinda, du guckst doch gar nicht Supernatural – obwohl die Jungs in der Serie verdammt heiß sind.Also erzähl mir nicht, dass du plötzlich an den Blödsinn glaubst.«
» Du hast gesagt, dass er nicht mal aus dem Jenseits die passenden Blumen schicken konnte.« Das Bild der himmlischen Floristin tauchte wieder vor ihrem geistigen Auge auf, und sie sah unwillkürlich Andy in deren Laden verschwinden: »’tschuldigung, können Sie mir Lilien besorgen – habe offenbar einen Fehler gemacht – wie immer.«
Stacey arrangierte die Lilien in einer Vase und stellte sie neben die Rosen. »Da ist ebenfalls eine Nachricht dabei«, erklärte sie und zog die Karte von der Verpackung.
»Was steht drauf?«
Stacey hielt sie hoch, damit Belinda das einzelne Wort lesen konnte, das auffällig quer über der Karte prangte: »Sorry!«
»Na bitte! Die Blumen sind von Andy. Er hat uns am Telefon belauscht und entschuldigt sich für seinen Fehler.« Belinda hob den Blick zur Decke, als erwarte sie,Andy dort auftauchen zu sehen. »He, wenn du mich hören kannst, dann wäre ich dankbar, wenn du mir mit den vermaledeiten Zwillingen zur Hand gehen könntest, die du mir hinterlassen hast«, rief sie mit leicht verzweifeltem Unterton in der Stimme.
Stacey nahm Belindas Hände und zog sie sanft zur Couch. »Was hast du getrunken?«, fragte sie mit ernster Stimme. »Und wie wär’s, wenn du mir endlich erzählst, was heute Abend im Fitnessstudio passiert ist.«
Zögerlich berichtete Belinda, wie sie vom Laufband gefallen und irritiert und beschämt im Belegschaftsraum wieder zu sich gekommen war. Sie erwartete, von Stacey ausgelacht zu werden, doch die Freundin blieb ungewöhnlich ernst.
»Du bist schwanger. So einen Sturz kannst du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du musst zum Arzt.«
Belinda wurde ärgerlich. »Ich kenne mich und meinen Körper. Es geht mir gut. Und das gilt auch für alle ›Wesen‹, die von mir ›abhängig‹ sind.«
» Wesen? Interessante Wortwahl. Belinda, ich finde deine Distanziertheit gegenüber deinen ungeborenen Babys ungewöhnlich. Ist vermutlich auch der Grund, weshalb du dich nach dem Sturz nicht hast durchchecken lassen. Sie kümmern dich wohl nicht sonderlich.«
Typisch Stacey! Nur nicht hinterm Berg halten .
»Wie kommst du darauf? Ich fasse es nicht! Natürlich kümmern sie mich. Ich weiß einfach, dass alles in Ordnung ist.«
»Hat dir das dein spukender Verlobter eingeflüstert? Hat er vielleicht übernatürliche Kräfte?«
»Also für solchen Blödsinn bin ich nicht in Stimmung. Vielleicht solltest du jetzt gehen, Stacey. Ich möchte einfach nur noch ins Bett.«
»Du bist wirklich witzig. Zuerst scheuchst du mich her, damit ich dir bei deinen Problemen helfe, und dann wirfst du mich einfach hochkant raus. Ich bin nicht Andrew, Belinda. Du kannst nicht Streit mit mir anfangen und erwarten, dass ich darauf eingehe, nur weil du deine Schuldgefühle an jemandem auslassen musst. So leicht lasse ich mich nicht provozieren, meine Liebe. Zieh dir Schuhe an. Ich fahre dich in die
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