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Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Moriarty
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die Wut auf Andy, und sie erhöhte erneut das Tempo. Warum hatte er das geschehen lassen? Er hätte vorsichtiger sein, härter um sein Leben kämpfen müssen. Was, wenn er es gewusst hätte?Wenn sie nur ein bisschen schlauer gewesen wäre, es früher gemerkt, ihm die Neuigkeit erzählt hätte – hätte ihm das den Grund gegeben, den er brauchte? Die nötige Kraft, um irgendwie am Leben zu bleiben?
    Sie fiel in einen leichten, schnellen Laufschritt, bewegte die Beine im Rhythmus der Tanzmusik, die durch das Fitnessstudio hallte.
    Du hast mich geschwängert.
    Mit ZWILLINGEN .
    Und jetzt bist du tot.
    Und weißt nichts davon.
    Und ich konnte mich nicht mal von dir verabschieden.
    Sie hatte das Gefühl, vor Verzweiflung durchzudrehen, alles vor ihren Augen verschwamm, und sie schüttelte den Kopf, um wieder Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Sie lief schneller, immer schneller und erlaubte sich schließlich, daran zu denken, weshalb sie so wütend auf ihn war. Sie begann sich an den Tag zu erinnern, an dem Andy gestorben war.
    Es war am frühen Abend gewesen, und sie hatte sich auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle, wo sie ihn abholen sollte, verspätet. Bis zu dem Augenblick, da sie in der Nähe seines Bürokomplexes geparkt hatte, war ihre Erinnerung klar und deutlich. Erst das, was danach geschehen war, nahm sie nur ungenau wahr. Als Erstes kam Andys Kollege Michael Coombes aus dem Vordereingang gerannt und rief ihr zu: »Es muss was passiert sein! Am Ende der Straße! Im Lebensmittelladen – Andy ist dort!« Und Belinda rannte, so schnell sie konnte, hinter Coombes zum Ende des Blocks. Auf der Straße vor dem Laden hatte sich eine Menschentraube gebildet. Streifenwagen der Polizei, ein Krankenwagen – blinkende Warnlichter und heulende Sirenen. Niemand schien zu wissen, was im Laden passiert war.
    Plötzlich kam Andys Mutter auf sie zu. Groß und kompetent, in ihrem tadellosen Business-Hosenanzug. Die Absätze ihrer Pumps klickten rhythmisch über den Asphalt. Sie hatte ihre Sonnenbrille über die Stirn in ihr kurzes rötliches Haar zurückgeschoben. Belinda hatte keine Ahnung, wo sie so plötzlich herkam, weshalb sie überhaupt vor Ort war. Evelyn drückte kurz Belindas Arm und versicherte ihr: »Keine Angst, Herzchen, ich finde raus, was los ist. Es wird alles gut .« Das erste – und letzte – freundliche Wort, das Evelyn je an Belinda gerichtet hatte. Dann marschierte sie geradewegs an den protestierenden Polizeibeamten vorbei in den Laden. Belinda blieb draußen und wartete, beobachtete Coombes’ ängstliche Miene. Sie war nervös, aber nicht unbedingt besorgt. Die Situation war vollkommen unwirklich. Sie hatte das Gefühl, in eine Folge der Serie Navy CIS geraten zu sein. Mit ihr selbst hatte das alles jedenfalls nichts zu tun. Nicht mit ihrem Leben. Andy konnte unmöglich etwas zugestoßen sein.
    Konnte es nicht?
    Und dann ging ein Raunen durch die Menge. Da drinnen hat’s einen erwischt. Er ist tot.
    Okay, gut – aber doch nicht Andy, oder?
    Irgendwann in all dem Chaos bekam sie eine SMS . Ihr Handy begann zu vibrieren. Sie zog es aus der Tasche und hielt es in der Hand. Sie wollte die Nachricht lesen, sobald sie wusste, dass wirklich alles in Ordnung war. Natürlich konnte es nicht anders sein – sie brauchte nur diese Gewissheit. Mehr nicht.
    Aber dann tauchte Evelyn in der Ladentür auf. Ihr Gesicht würde Belinda nie vergessen. Und da wusste sie Bescheid. Sie hörte, wie Coombes neben ihr scharf die Luft einsog, fühlte seinen Griff hart an ihrem Arm. Und in diesem Moment warf sie aus unerfindlichen Gründen einen Blick auf ihr Handy und sah die Nachricht. Sie war von Andy. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie drückte mit zitternden Fingern auf die Tasten, um die Mitteilung zu öffnen.
    Auf dem Display leuchteten drei Worte auf. Seine letzten Worte an sie. Nur drei Worte. Und die Erinnerung an diese Worte brannte seither wie eine offene Wunde in ihr.
    Du bist überfällig.
    Weil sie an jenem Tag zu spät gekommen war, um ihn von der Arbeit abzuholen. Das bedeutete, er gab ihr die Schuld, denn wäre sie rechtzeitig eingetroffen, wäre alles anders gekommen. Und das bedeutete, dass sie an seinem Tod schuld war.
    Und er hatte recht .
    Belinda merkte gar nicht, dass sie stürzte. Aber dann registrierte sie mit einem Mal, dass das Laufband seitlich an ihr vorbeilief und Decke und Fußboden des Fitnessstudios sich wie im Karussell um sie drehten. Nur wenige Augenblicke später lag sie mit

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