Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
Ambulanz.«
»Stacey, ich bin schon im Schlafanzug!«
Und so landete Belinda erneut im Wartezimmer der 24-Stunden-Notfallpraxis. Sie war zwar nicht so spärlich und schlecht gekleidet wie beim letzten Mal, zog jedoch in ihrem Schlafanzug einige erstaunte Blicke auf sich.
»Heartford. Belinda Heartford?«, murmelte die Frau am Empfang und hämmerte auf ihre Computertastatur ein. Plötzlich hielt sie inne und sah auf. »Oh, natürlich! Belinda Heartford. Sie sind doch neulich mit diesem Welpen hier aufgekreuzt … ausgerechnet!« Belindas Blick fiel auf das Namensschild an ihrer Bluse: »Rita.«
Na großartig. Das war die Frau, die ihr vor ein paar Wochen am Telefon die Leviten gelesen hatte.
Rita musterte sie von oben bis unten, beugte sich vor und zischte vertraulich: »Bei einem Therapeuten sind Sie immer noch nicht gewesen, was?«
Stacey ersparte Belinda die Antwort, indem sie die Freundin mit dem Ellbogen beiseiteschob. »Sie muss unbedingt zu einem Arzt. So schnell wie möglich. Bitte! Sie erwartet Zwillinge, hat heute dummerweise auf dem Laufband trainiert und ist runtergefallen.«
Rita schnappte nach Luft. »Du meine Güte, Zwillinge! Und dann auch noch ein Sturz! Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut. Allerdings können wir hier vermutlich nicht viel für sie tun. Sie muss zu ihrem Gynäkologen.«
»Diese Entscheidung wollen wir doch lieber einem Arzt überlassen, ja?« Staceys kompromisslose Unverblümtheit machte auch vor Fremden nicht Halt.
An Rita allerdings schien das abzuprallen. Sie nickte nur zustimmend. »Natürlich. Unsere Ärzte hier sind top.« Sie wandte sich an Belinda. »Vielleicht nimmt sich Dr. Brookes für Sie Zeit. Was meinen Sie? Dann können Sie sich gleich bei ihm dafür bedanken, dass er sich so rührend um Ihren Hund gekümmert hat.«
Belinda machte den Mund auf und wollte schon sagen, dass es ihr egal sei, wer sie untersuche, vorausgesetzt, sie müsse nicht länger in ihrem Schlafanzug hier herumstehen. Doch Stacey hatte ihr die Entscheidung bereits abgenommen, schob sie weiter und drängte sie, sich auf einen Stuhl zu setzen.
Rita hielt Wort. Doktor Brookes war ausgesprochen nett, konnte ihr allerdings in der Notfallpraxis nicht wirklich weiterhelfen. Er kontrollierte den Blutdruck, tastete ihren Bauch ab und versuchte die Herztöne der Babys mit einem Fetoskop abzuhören (das er privat von zu Hause mitgebracht hatte, da er sich für Geburtshilfe interessierte, obwohl es nicht sein Fachgebiet war). Allerdings war er nicht in der Lage zu beurteilen, ob er mit dem Fetoskop zwei unterschiedliche Herzschläge oder dasselbe Herz doppelt hörte. Er schlug vor, dass sie einen außerplanmäßigen Termin mit ihrer Frauenärztin vereinbaren sollte, damit diese sich vergewissern konnte, dass mit den Babys alles in Ordnung war.
»Jetzt zu dem Welpen, den Sie mir hinterlassen hatten …«, begann er und sah Belinda an.
Stacey fiel ihm ins Wort: »Ja, ja. Wir wissen alle, wie dumm es war, hier mit einem Hund aufzukreuzen. Ich habe ihr deshalb bereits die Leviten gelesen.Also sparen Sie sich die Predigt.«
Belinda vermied es, den Arzt anzusehen, als Stacey sie zurTür hinausbugsierte. Aber dieses Mal war sie der Freundin für ihre energische Art dankbar.
Zurück in der Wohnung, als sie Stacey endlich los war, überlegte sie, dass es an der Zeit war, zur Abwechslung ihre Familie zu besuchen. Immerhin hatte sie wichtige Neuigkeiten, die sie ihren Angehörigen nicht länger vorenthalten konnte. In den ersten Wochen nach Andys Tod hatte sie fast jeden zweiten Tag mit ihrer Mutter telefoniert. Meistens war es nur ein kurzes Gespräch gewesen, das nach vorhersehbarem Muster verlaufen war:
»Und wie fühlst du dich?«
»Etwas besser. Danke, Mum.«
»Und was macht das Studium?«
»Alles gut.«
»Und der Job?«
»Bestens. Macht immer noch Spaß. Was ist mit der Farm?«
»Es gibt sie noch.«
Dabei umschifften beide sorgfältig die wichtigeren Themen, vermieden es,Andys Namen zu erwähnen. Bei anderer Gelegenheit verließ Barbara die ausgetretenen Pfade dieser Telefonate (absichtlich oder unabsichtlich). Dann weinte Belinda, und die Mutter beruhigte sie.
Nachdem Stacey Belinda jedoch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und veranlasst hatte, ihre Schwangerschaft zu akzeptieren, mied sie die Gespräche mit der Mutter aus Angst, sich zu verplappern. Sie lag in ihrem Bett und überlegte, wie die Mutter wohl reagieren würde. Ihre Eltern waren nie streng konservativ gewesen. Trotzdem
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