Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
wurde er und desto mehr haben wir uns über ihn lustig gemacht.«
»Als Bruder war ich wirklich eine taube Nuss.«
»Mach dir deshalb keine Vorwürfe. So läuft es unter Geschwistern nun mal. Soweit ich mich erinnere, war Andy am nächsten Tag nur froh, dass wir uns gut verstehen. Er wollte, dass wir Freunde werden.«
Belinda und James gingen immer entspannter miteinander um. Es war alles gesagt, was gesagt werden musste. Die weitere Unterhaltung drehte sich um unverfänglichere Themen. Sie hatten sich einiges zu erzählen. Belinda gestand ihm ihren peinlichen Sturz im Fitnesscenter, was James mit einer angemessenen Mischung aus Belustigung und Besorgnis quittierte.Anschließend berichtete er von seinem Einbruch in die Schule und den Stunden in der Ausnüchterungszelle. Belinda registrierte überrascht, wie couragiert sich Evelyn für ihren Sohn eingesetzt hatte. Bisher hatte sie Evelyn eher für eine Mutter gehalten, die nach dem Motto »Werft sie den Löwen zum Fraß vor« handelte. James’ herzerweichende Geschichte stimmte Belinda noch gesprächiger. Sie erzählte ihm von dem erst jüngst gelüfteten Geheimnis der Familie Heartford.
»Ich muss gestehen, solche Skandalgeschichten hätte ich deiner Familie gar nicht zugetraut«, bemerkte James.
»He! So schlimm ist es auch wieder nicht!«, entgegnete Belinda lachend und schlug mit einem Sofakissen auf ihn ein.
»Okay, okay! Ich ergebe mich!«, rief er und blockte ihre Kissenattacke geschickt ab.
Sie schwiegen einen Moment. Schließlich sah James auf die Uhr. »Donnerwetter! Ist spät geworden. Ich sollte dich jetzt endlich allein lassen, damit du dir was zum Abendessen kochen kannst und so«, fügte er hinzu und begann Handy, Schlüsselbund und Brieftasche einzusammeln.
»Abendessen und so?«, wiederholte Belinda leise, wie zu sich selbst. »Das hat Andy auch immer gesagt. Seine Sätze haben oft mit ›und so‹ geendet.«
James ließ die Schultern hängen. »Tut mir leid. Ich wollte nicht …«
»Unsinn!«, unterbrach sie ihn. »War nicht so gemeint … Ist einfach nett, es mal wieder zu hören.« Nach einer Pause fuhr sie fort: »Warum bleibst du nicht zum Essen? Es tut gut, mit dir zu reden.«
James legte die eingesammelten Utensilien augenblicklich wieder auf den Tisch und sank zurück auf die Couch. »Großartige Idee. Danke. Das Wetter draußen ist sowieso nicht gerade einladend. Nass und stürmisch.«
Belindas Blick wanderte zum Fenster. »Ich habe gar nicht bemerkt, dass sich ein Gewitter zusammengebraut hat.« Sie sah James an, der sich in den Polstern gemütlich zurückgelehnt hatte, und fügte energisch hinzu: »Aber falls du zum Essen bleibst … erwarte nicht, dass du hier auf deinem Hintern sitzen bleiben kannst, bis dir die Tauben in den Mund fliegen! Ab mit dir in die Küche, Junge!«
Belinda und James waren in der Küche ein gutes Team. James bereitete das Gemüse vor, während Belinda das Hühnchen in Balsamico marinierte und in Rotwein dünstete. James schenkte zum Essen für beide je ein Glas Wein ein, was Belinda sofort positiv vermerkte. Ohne zu fragen, ob sie in ihrem Zustand Alkohol trinken wolle, schob er ihr ein kleines Glas über den Küchentresen zu. Eine Erleichterung für Belinda, die sich in letzter Zeit von ihren Freundinnen entweder bevormundet oder gleichgültig behandelt fühlte. Stacey zum Beispiel räumte in ihrer Gegenwart alles aus dem Weg – von Schnapspralinen bis zum Cappuccino – , was den ungeborenen Babys ihrer Ansicht nach schaden konnte. Jules dagegen bot ihr Tequila-Cocktails an und blickte verständnislos drein, wenn sie diese ablehnte. All das nervte sie ungemein.
Beim Abendessen unterhielten sich James und Belinda angeregt. Schließlich landeten sie wieder auf der Couch, wo sie ihre Lieblings- CD von Jack Johnson hörten, sich einen Riegel dunkler Schokolade mit Orangenfüllung teilten und sich im Schutz von Belindas gemütlicher Wohnung einfach nur wohlfühlten, während sich draußen das Sommergewitter entlud, das sich am Spätnachmittag zusammengebraut hatte.
»Das war sehr schön«, bemerkte Belinda und kuschelte sich tiefer in die weichen Polster. »Oh, hallo! Wer da?« Sie verlagerte ihr Gewicht ein wenig und fuhr sich über den Bauch. »Rate mal, wer da wach ist? Möchtest du fühlen, wie sie sich bewegen?«
»Kann man das denn?«, erkundigte sich James erstaunt.
»Klar kann man das, du Dummkopf!« Sie ergriff seine Hand und hielt sie sanft an ihren Schwangerschaftsbauch. »Halte einfach
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