Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
habe blicken lassen. Und als ich mit dem Wagen in die Tiefgarage eingebogen und auf einen Gästeparkplatz gefahren bin, habe ich dein Auto mit offenem Kofferraum und die Unmengen von Einkaufstüten entdeckt. Hatte das Gefühl, dass du Hilfe brauchen kannst. Aber warte. Gehen wir erst mal rein.«
Im Lift bemerkte Belinda leise: »Du hast seine Mütze auf.«
»Ja, stimmt. Entschuldige«, murmelte James und riss sich die Baseballkappe vom Kopf.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es hat mich nur erschreckt, das ist alles.« Dabei kam sie sich sehr dumm vor. Sie hätte James sofort an seinen hellbraunen Locken erkennen müssen, die so lang waren, dass sie die Baseballkappe nicht vollständig verdecken konnte. Andy hatte sein Haar stets kurz getragen und außerdem schmalere Schultern gehabt. Obwohl James und Andy eineiige Zwillinge gewesen waren, hatte es einige, wenn auch kleine Unterschiede gegeben, die eine aufmerksamere Verlobte hätte bemerken müssen.
James brachte Belinda in die Wohnung und führte sie zur Couch. Anschließend holte er die Einkaufstüten, die vor dem Lift standen. Nachdem alles in Küche, Eisschrank und Tiefkühltruhe verstaut war, setzte James sich neben Belinda. Nach einigen Minuten peinlichen Schweigens war es James, der als Erster das Eis brach.
»Also – hat dich offenbar überrascht, mich hier zu sehen, was?«
Belinda lächelte gequält. Sie war keinesfalls bereit, James zu erzählen, welchem Trugbild sie bei seinem Anblick beinahe erlegen war. Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, und erwiderte so gelassen wie möglich: »Bin ziemlich erschrocken. Das ist alles.«
»Pah! Überraschung? Schreck? Wo liegt da der Unterschied? Die Wirkung jedenfalls war gleichermaßen durchschlagend!« James grinste, und Belinda musste lachen.
»Touché!«, konterte sie.
»Also gut. Du zuerst. Sag die Wahrheit! Wer ist der Vater?«
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Glaubst du, ich wäre nach Andys Tod gleich unter die nächste Bettdecke geschlüpft? Wer zum Teufel, meinst du denn, ist der Vater?«, antwortete Belinda ruppiger als beabsichtigt. Vermutlich war es das schlechte Gewissen, das sich meldete bei dem Gedanken daran, dass sie am Abend nach Andys Tod beinahe wirklich unter die nächste Decke geschlüpft wäre. Beinahe!
»Heiliger Bimbam! Ist das dein Ernst? Ist das überhaupt möglich? Ich meine, du bist mit meiner Nichte oder mit meinem Neffen schwanger?« Er begann an den Fingern abzuzählen, als wolle er nachrechnen, ob sein Bruder auch tatsächlich der Vater sein konnte.
Belinda schlug ihm ärgerlich auf die Hand. »Ja, das ist mein Ernst, du Idiot! Andy ist der Vater. Und es können übrigens durchaus eine Nichte und ein Neffe werden.«
»Wie bitte?«
Eine Viertelstunde später war James über alles im Bilde. Belinda musste zugeben, dass sie die entsetzten Reaktionen auf ihre Zwillingsschwangerschaft allmählich satthatte. James entschuldigte sich sofort wortreich für sein Verhalten.
»Mum hebt ab, wenn sie davon erfährt«, bemerkte James für Belindas Geschmack etwas zu selbstverständlich.
»Ach wirklich? Und wie sollte sie bitte schön davon erfahren?« Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihn drohend an.
»Keine Chance! Du kannst nicht erwarten, dass ich ihr die Neuigkeit vorenthalte!«
»Das kann ich sehr wohl und werde es auch verdammt noch mal tun … zumindest so lange, bis ich dazu bereit bin. Ist das klar?«
James wollte protestieren, doch Belindas Blick brachte ihn zum Schweigen. »Die Sache ist für mich erledigt«, erklärte sie kategorisch. Und um das Thema zu wechseln, fügte sie hastig hinzu: »Was gibt’s denn bei dir Neues? Ich habe seit Monaten nichts von dir gehört. Jetzt bist du an der Reihe. Also … erzähl !«
»Darf ich mit ’ner Entschuldigung anfangen?«
»Klar doch. Heißt allerdings nicht, dass ich sie auch annehme.«
»So einfach machst du’s mir nicht, was?«
»Warum sollte ich? Ich dachte, wir wären Freunde. Immerhin warst du mein Schwager in spe. Aber zusammen mit Andy habe ich offenbar auch dich verloren. Du hast mich bei der Beerdigung keines Blickes gewürdigt. Und seitdem war Funkstille.«
»Mann, Belle! Hat dich das so gekränkt?« James war bestürzt.
»Jetzt mal ehrlich? Was hast du erwartet?« Belinda war entschlossen, diesmal nicht zu kneifen.
James beugte sich vor, stemmte die Ellbogen auf die Knie und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Schließlich holte er tief Luft. »Also, es ist so. Als das mit Andy
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