Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
Film entpuppte sich als eine jener Liebeskomödien mit abgedroschenem, vorhersehbarem Plot und mittelmäßigen Gags. Die anspruchslose Machart des Films gab Belinda Gelegenheit, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Sie ertappte sich dabei, wie sie über den kleinen Oliver aus ihrem Schwimmkurs nachdachte und darüber, wie stolz er auf seinen Vater war. Falls sie zwei Jungen bekam, würden diese eines Tages auch stolz auf sie sein? »He, schau dort drüben! Das ist unsere Mum!« Oder galten Gesten wie diese nur Männern, weil kleine Jungen in ihrem Vater den großen Helden sahen? Während die Mutter einfach für selbstverständlich genommen wurde?
Na großartig! Jetzt gingen die Gefühle wieder mit ihr durch. In letzter Zeit kam das immer häufiger vor. Jules glaubte bestimmt, der Schmachtfetzen auf der Kinoleinwand hätte sie zu Tränen gerührt. Wie peinlich! Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger Verständnis brachte sie für den kleinen Oliver auf. Er war gar nicht so niedlich. Sein Verhalten eher ärgerlich. Außerdem hatte er ständig eine Rotznase. Und wenn sie es sich genau überlegte, war das Kind bereits ausgesprochen sexistisch. Ich meine, also wirklich – warum zeigst du nicht auf deine Mutter, Junge? Warum kriegt sie nicht denselben Heiligenschein wie der Vater?
Zwei Wochen später, als es Samstag wurde, war Belinda glücklich, etwas vorzuhaben – auch wenn die Aussicht, Stacey beim Fußballspiel zu treffen, sie nervös machte. Nachdem sie in der vergangenen Woche zu arbeiten aufgehört hatte, waren ihr die Tage doch sehr lange und öde vorgekommen – besonders da sie in der Mitte des Semesters auch ihre Kurse an der Universität nicht mehr wahrnehmen konnte. Keine Vorlesungen, auf die man sich freuen konnte, und das für längere Zeit. Wer wusste schon, wann sie wieder die Zeit hätte, an die Universität zurückzukehren, um ihr letztes Studienfach abzuschließen?
Sie parkte vor dem Sportplatz und schlang sich ein leichtes Halstuch um, als sie aus dem Auto stieg. Es war ein seltsam windiger Nachmittag. Schmetterlinge flatterten in ihrem Magen, und ihr Bauch zuckte unter Trommelwirbeln an Tritten. Sie ging auf die Gruppe von Freunden zu, die sich bereits versammelt hatten, und merkte, dass sie nicht nur wegen Stacey nervös war. Sie hatte seit der Beerdigung keinen von Andys Freunden wiedergesehen – wie würden sie sich ihr gegenüber verhalten? Offensichtlich »überrascht«, wie sich herausstellte.
Ich fasse es nicht! Stacey hat ihnen nicht einmal gesagt, dass ich schwanger bin!
Sie musste das obligatorische Ritual von Phrasen wie: »Ja, es ist großartig, dass ich schwanger bin! Ja, ich bin eine wandelnde Tonne, aber das kommt, weil ich Zwillinge erwarte, und ja, war ein ziemlicher Schock, und natürlich ist Andy der Vater, tut mir leid, dass ich es euch nicht gesagt habe, und natürlich könnt ihr meinen Bauch berühren.« Offen gestanden empfand sie das Ganze als Tortur.
Es stellte sich heraus, dass Stacey gesagt hatte, Belinda sei »in ihrem Zustand« nicht in der Lage, Fußball zu spielen, oder »nicht in der Lage zu spielen«. Und alle hatten angenommen, sie spiele damit auf Belindas Trauer um Andy an. Aus diesem Grund hatte niemand angerufen, wollte keiner sie noch unglücklicher machen. Jules hatte sich in ihrer typischen unparteiischen Art nicht die Mühe gemacht, die Freunde aufzuklären. Belinda kam sich plötzlich sehr dumm vor, keinen angerufen, niemandem die Neuigkeit mitgeteilt oder einfach nur mit ihnen über Andy gesprochen zu haben. Sie hatte verdrängt, dass die Jungs in den letzten Jahren auch ihre guten Freunde geworden waren. Sie hatte ihre Gesellschaft vermisst. Sogar der unverhohlen sexistische und gewöhnungsbedürftige Shanks brachte sie zum Lachen, als er den Arm um ihre Schultern legte und ihr mit seiner Umarmung fast die Luft zum Atmen nahm.
»Also, und wo ist jetzt unsere geschätzte Spielführerin?«, fragte Belinda. Sie war überrascht, Stacey nirgends entdecken zu können. Normalerweise hätte sie längst die Gruppe in Teams aufteilen und den Einzelnen ihre Positionen zuweisen müssen. Sie war sich sicher nicht zu schade, mit bunten Teamabzeichen aufzukreuzen und sie auf eine Aufwärmrunde um den Sportplatz zu schicken.
»Offenbar hat sie heute keine Zeit.« Beim Klang der Stimme erstarrte Belinda. Sie hatte völlig vergessen, dass auch James da sein würde. Immerhin waren die anderen auch seine Freunde. »Wie ich sehe, sind jetzt alle auf dem
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