Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
weiteres Wort aus dem Mannschaftsraum gestürmt. Die Miene starr und undurchdringlich, ihr Blick eisig.
»Schei… Was ist denn jetzt los?«, sagte er laut. Er rannte hinter ihr her, hatte schon lange vermutet, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Es war Zeit herauszufinden, was es war.
Es bedurfte seiner ganzen Überredungskunst, dass sie sich ihm öffnete. Nachdem sie sich an seiner Schulter ausgeweint hatte (Bazza hielt es nicht aus, wenn Frauen weinten, das war sein Schwachpunkt) und er ein paar Witze gerissen hatte, um die Situation aufzulockern, überredete er sie, mit der Mannschaft von SkyChallenge in einen Pub zu gehen.
Und schließlich erfuhr er ihre Geschichte. Sie erzählte ihm allerdings nicht die ganze Wahrheit. Er erfuhr lediglich, dass ihr Sohn vor einigen Monaten gestorben war, sie Mühe hatte, darüber hinwegzukommen – vor allem da sie etliche Jahre zuvor bereits ihren Mann verloren hatte –, und ihr zweiter Sohn sich immer mehr vor ihr zurückzog.Außerdem stellte sich heraus, dass es eigentlich ihr Sohn James gewesen war, der vorgehabt hatte, das Fallschirmspringen auszuprobieren, sie ihm das jedoch verboten und einer plötzlichen Eingebung folgend selbst mit dieser Sportart begonnen hatte.
Die Nacht in der Kneipe fand ein jähes Ende, als McGavins Schwester anrief und ihr mitteilte, dass James in einer Zelle der örtlichen Polizeistation festgehalten wurde. Sie verabschiedete sich und wirkte dabei sehr viel gefasster, als er das – angesichts der schlechten Nachrichten – für möglich gehalten hätte. In dieser Nacht hatte er das Gefühl, wirklich eine guteTat vollbracht zu haben. Bazza Campbell, der Retter der Welt und hysterischer Frauen in fortgeschrittenem Alter.
Einige Wochen vergingen, ohne dass er Bell getroffen oder auch nur zu Gesicht bekommen hätte. Seine Schuldgefühle waren längst nicht mehr akut, und es gelang ihm, Mrs Creases »hilfreiche« Vorstöße in diese Richtung zu ignorieren. Sie schien der Meinung zu sein, er müsse weiter um Belle »werben«. Bazza dagegen hatte den Eindruck, dass es besser war, im Hintergrund zu bleiben und sie nicht weiter zu bedrängen. Eine Woche vor dem Weihnachtsfest holte er einen Stapel Weihnachtskarten aus seinem Briefkasten und entdeckte dabei, dass die Klappe des Briefkastens von 13 C schief in den Angeln hing, den Briefschlitz kaum noch bedeckte. Ein Brief war bereits zu Boden gefallen und drohte sozusagen vom Wind verweht zu werden.
Konnte nicht schaden, das für sie zu reparieren, oder?
Die Firma SkyChallenge schloss ihreTore über die Feiertage für sechs Wochen – der Eigentümer hatte einen Urlaub nach Thailand gebucht und traute es keinem seiner Angestellten zu, das Unternehmen während seiner Abwesenheit weiterzuführen. Bazza empfand dies zwar als Beleidigung, war jedoch nicht unglücklich über diesen Zwangsurlaub.
Er verbrachte Weihnachten bei seiner Familie. Bei der erstbesten Gelegenheit stellte ihn seine Schwester Catherine zur Rede. »Also, Bruderherz. Raus mit der Sprache! Hast du ein Mädchen geschwängert oder nicht?«
»Dachte, du willst das gar nicht wissen.«
»Wollte ich auch nicht. Ich meine, will ich nicht. Also raus mit der Sprache, Schlaumeier.«
»Hör auf zu nerven. Ich habe niemanden geschwängert. Ich wollte nur einer Freundin helfen. Nichts Weltbewegendes, okay?«
Seine Schwester warf ihm einen skeptischen Blick zu, ließ es jedoch dabei bewenden.
In der übrigen Woche belegten ihn seine zahlreichen Nichten und Neffen mit Beschlag – ganz zu schweigen von den schwangeren Schwestern, die seine Hilfe einforderten. Die Schwangerschaften seiner Schwestern waren schon fast ein Running Gag in der Familie: Kaum hatte die eine Schwester ein Baby geboren, verkündete die andere ihre nächste Schwangerschaft. Zudem nutzten die Eltern seine Anwesenheit, um sich nach seinen Berufsplänen zu erkundigen.
»Ich finde, Skydiving ist der perfekte Job für dich, Junge. Du liebst es, du bist ein großartiger Fallschirmlehrer. Warum willst du das für einen Schreibtischjob aufgeben?« Bazza kannte keine andere Mutter, die ihren Sohn überredet hätte, ein Psychologiestudium für das Fallschirmspringen aufzugeben.
Auch die gemeinsamen Mahlzeiten waren ungewöhnlich. Aus unerfindlichen Gründen verschätzten sich die Eltern regelmäßig, was die Mengen an Lebensmitteln anging, die für die unzähligen Familienmitglieder zubereitet werden mussten, die alljährlich zu Weihnachten bei ihnen einfielen. Musste man sich
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