Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
bei der einen Mahlzeit um die letzte Portion Bratkartoffeln fast prügeln (wobei normalerweise die schwangere Schwester gewann), konnte man das am folgenden Tag aufgetischte Fünf-Gänge-Menü plus Nachtisch kaum bewältigen. Nach den anstrengenden Tagen kehrte Bazza glücklich in seine ruhige Wohnung zurück – auch wenn der liebenswerteTrubel ihm schon am ersten Abend wieder fehlte.
Silvester kam und ging. Er und seine Freunde hatten eine Kneipentour durch die City geplant. Doch als es Mitternacht wurde, ohne dass sich jemand gefunden hatte, den man küssen konnte, bekam das Ereignis einen schalen Beigeschmack. Während sich seine Kumpels sinnlos zu betrinken und zu randalieren begannen und die Kneipen immer schäbiger wurden, verließ er die Gruppe um drei Uhr morgens. Er wollte gerade ins Bett gehen, als er hörte, dass aus der Wohnung über ihm ohrenbetäubende Musik drang. Er dachte automatisch an Belle und dass sie mittlerweile hochschwanger sein musste.
Falls seine Schwestern ein Maßstab waren, dann war Schlaf ein wichtiger Faktor für eine gesunde Schwangerschaft. Nur noch eine Tat der guten Fee … um alter Zeiten willen, überlegte er.
Bazza hastete in den dritten Stock hinauf und hämmerte gegen die Wohnungstür, aus der die Musik dröhnte. DieTür schwang auf, und Bazza hielt die Luft an, als ihm eine betäubende Qualmwolke entgegenschlug, die den bärtigen jungen Mann auf der Schwelle umgab.
»Was gibt’s, Alter?«
»Störe nur ungern, Mann, aber könntet ihr bitte die Musik leiser stellen? Es ist drei Uhr morgens. Okay?«
Der Bärtige musterte ihn verächtlich. »Ist Silvester, Mann. Keine Chance.«
»Ich weiß. Ich würde normalerweise nichts sagen. Aber die Kleine gegenüber ist schwanger, und ihr Verlobter ist vor ein paar Monaten erschossen worden. Wie wär’s, wenn ihr ihr mal ’ne Pause gönnt?«
»Nee.«
Wie nett!
»Na gut. Du weißt, wer am Ende des Flurs wohnt?«
»Der Bulle?«
»Richtig, der Bulle. Soll ich ihn holen, damit er ’ne Nase voll von dem Zeug einatmet, das ihr euch da drinnen reinzieht? Schätze, Basilikum ist das wohl kaum.«
»Leck mich, Mann.« Der Bärtige drehte sich um und rief in die Wohnung: »Dreh die Musik ab, Yo!« Dann wandte er sich wieder an Bazza. »Zufrieden, Arschloch?«
Bazza überkam ein Gefühl von Macht. »Ja, aber ich möchte, dass du dich bei ihr für den Krawall entschuldigst!«
Der Bärtige starrte ihn kurz wütend an. »Sorry!«, brüllte er dann aus vollem Hals in Richtung Belindas Wohnungstür.
»Nicht jetzt! So war das nicht gemeint«, zischte Bazza.
»War’s das?«, fragte der Bärtige.
»Klar«, sagte Bazza und kam sich plötzlich sehr albern vor. Er warf einen Blick über den Flur auf Belles Tür und wünschte sich, sie würde herauskommen und sehen, wer ihr so ritterlich zur Seite gestanden hatte.Als jedoch alles ruhig blieb, wandte er sich wieder an den Bärtigen, um sich zu bedanken. In diesem Moment wurde die Tür dicht vor seiner Nase mit Wucht ins Schloss geworfen.
Verständlicherweise .
An einem Freitagabend, zwei Wochen später im neuen Jahr, ging Bazza über das Parkdeck und sah Belindas Wagen mit weit geöffnetem Kofferraumdeckel auf ihrem Parkplatz stehen – im InnerenTüten eines Großeinkaufs. Von Belinda keine Spur. Bazza fiel automatisch der Rat seiner Schwester ein – welche Erleichterung es für Schwangere bedeutete, wenn ihnen schwere Lasten abgenommen wurden.
Wäre gemein, ihr nicht zu helfen , überlegte er.
Bazza beeilte sich, lud sich die Tüten auf, die am schwersten zu sein schienen, und hastete zumAufzug. Die Frage war, ob er den dritten Stock erreichte, bevor sie wieder auf dem Weg nach unten war. Er war nicht sicher, ob er ihr begegnen wollte. Falls sie ihn mit den Einkaufstüten sah, könnte sie ihn vielleicht für einen Dieb halten. Sollte es ihm allerdings gelingen, die Tüten heimlich nach oben zu bringen und unbemerkt zu verschwinden, nahm sie vermutlich an, ein freundlicher Nachbar habe ihr einen Gefallen getan – was im Grunde ja auch stimmte. Nichts anderes hatte er im Sinn.
Als er aus dem Lift trat, atmete er erleichtert auf. Sie war nirgends zu sehen, und ihre Wohnungstür war geschlossen. Offenbar ließ sie sich Zeit mit dem Ausräumen des Kofferraums. Bazza stellte die Tüten sorgfältig vor der Wohnungstür ab und rannte den Flur entlang zum Lift, um eine weitere Ladung zu holen. Er kam gerade mit der nächsten Ladung Tüten auf den Armen wieder oben an, als er zu hören
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