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Mit dir ins große Glueck

Mit dir ins große Glueck

Titel: Mit dir ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Buchholz
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des neunjährigen Mädchens angefangen zu haben.
       "Gib her, lass mich lesen. Du glaubst gar nicht, wie sehr mir die Arbeit fehlt. Erst heute Morgen habe ich meinen Doktor schier zur Weißglut gebracht, weil ich unbedingt wieder in die Redaktion wollte. Mit Krücken müsste das doch gehen. Aber er meinte nur, er würde mich an einen Kollegen abgeben, wenn ich nicht endlich still bin."
       "Das kann ich mir gut vorstellen", murmelte der Redakteur vor sich hin.
       Francis ging ihm gar nicht auf die kleine Bosheit ein. Sie war so gefangen in ihren eigenen Kummer, dass ihr schon fast alles egal war, wenn sie nur erst wieder ihr altes Leben aufnehmen konnte. "Drei Wochen muss ich mich noch schonen, das heißt im Klartext, dass ich nicht vor die Haustüre darf. Ich weiß nicht, wie ich das überleben soll."
       "Drei Wochen…?" Der Redakteur versuchte, sein Erschrecken zu verbergen, konnte im letzten Moment noch das kleine Wort –nur- runterschlucken. So eilig hatte er es eigentlich gar nicht, Francis wieder in der Redaktion zu haben. Dann zog er zögernd den Brief aus seiner Jackentasche. "Willst du ihn nun hören, oder nicht?"
       "Schieß los."
       "Liebe Tante Frieda, ich bin Micky und neun Jahre alt. Eigentlich heiße ich Michaela, aber meine Großmutter hat mich als kleines Kind nur Micky genannt, weil sie die Micky Maus so gern im Fernsehen gesehen hat. Meine Oma ist schon lange tot, und ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern. Seit zwei Jahren lebt Vati nicht mehr bei uns. Mami hat ihn aus dem Haus geworfen, weil er immer Alkohol getrunken hat. Dann ist er böse geworden und hat uns alle verhauen. Jetzt kommt er nur noch zu uns, wenn er Geld braucht. Dann streiten sich meine Eltern immer ganz furchtbar, und Vati droht, uns allen etwas anzutun, wenn Mami ihm nicht das Geld gibt, das er verlangt. Jede Nacht höre ich Mami weinen. Ich habe schon einige Male versucht, mit ihr zu reden, doch sie sagt, ich sei noch zu klein. Dabei ist das gar nicht wahr. Wie kann ich ihr helfen? Bitte, liebe Tante Frieda, gib mir einen Rat. Ich lese immer deine Zeitung, und du bist meine letzte Hoffnung. Deine Micky." Gary ließ den Brief sinken. Lange blickte er Francis an und versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen.
       Francis schüttelte den Kopf. "Eine Unverschämtheit ist das. Bestimmt hat die Mutter sie dazu aufgefordert, diesen Brief zu schreiben. So ein Unsinn. Weshalb hast du mir ausgerechnet so einen Blödsinn mitgebracht. Ich dachte, es käme etwas Interessantes."
       "Ist das denn nicht interessant, Francis?" fragte der Redakteur verblüfft. "Ich wollte dich eigentlich fragen, was ich tun soll."
       "Wie meinst du das? Du kannst den Brief doch nicht veröffentlichen. Hast du Paulchen schon gefragt?"
       "Er ist der gleichen Ansicht wie du. Er eignet sich wirklich nicht zur Veröffentlichung, und doch habe ich das Gefühl, etwas tun zu müssen. Was sagst du dazu, Francis? Du bist eine Frau und hast vielleicht eher ein Gespür dafür, was man machen kann."
       "Das will ich dir sagen, mein Lieber." Sie streckte die Hand nach ihm aus, die Gary sofort ergriff. "Ich habe eine fantastische Idee. Schreib eine tolle Geschichte mit viel Herz und Schmerz und gib sie Paulchen für seinen Unterhaltungsteil. Ich bin sicher, er wird dir dankbar sein. Du weißt doch, dass er immer auf der Suche nach rührseligen Stories ist."
       "Ist das alles, was du zu sagen hast? Kein anderer Vorschlag?" Gerd Wollbach konnte nicht glauben, dass Francis so herzlos reagierte. "Glaubst du denn nicht, man müsste den beiden helfen?"
       "Helfen?" Die Lektorin lachte. "Wenn du aller Welt helfen wolltest, hättest du viel zu tun. Dann brauchst du gar nicht erst in die Redaktion zu gehen und den Kummerkasten zu bearbeiten. In jedem Haus gibt es Probleme, an jeder Ecke grinsen dich irgendwelche leidgeprüften Leute an und warten darauf, dass du sie aus der Verzweiflung ziehst. Warte, bis du tot bist, Gary, dann bekommst du deinen Heiligenschein kostenlos."
       "Du bist kalt wie eine Hundeschnauze, Francis", konterte der Mann. "Und um deinen Gedanken zu vervollständigen, muss ich dir leider sagen, dass du dir mit deiner Herzlosigkeit den Heiligenschein bestimmt nicht verdienen kannst, geschweige denn, dass du ihn geschenkt bekommst. Auf dich wartet später einmal bestimmt ein großer Suppentopf, um den einige Teufelchen mit langen Gabeln herumspringen."
       Francis lachte herzlich. "Der Gedanke ist eigentlich recht reizvoll

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