Mit dir ins große Glueck
für mich. Du weißt doch, dass ich viel Wärme vertragen kann. Und nun lass uns von etwas anderem reden, Gary. Vergiss diesen dummen Brief und kümmere dich lieber um mich. Schließlich bin ich die Kranke und nicht dieses Mädchen, das dir offensichtlich so die Laune verhagelt hat."
Demonstrativ blickte der Mann auf seine Armbanduhr. "Ich muss gleich los", entschied er. "Mein Kühlschrank ist leer, und ich sollte noch dringend einige Einkäufe tätigen. Sei mir nicht böse, Francis."
Er erhob sich hastig. "Vielleicht kann ich es in den nächsten Tagen noch einmal einrichten, dich zu besuchen. Also, weiterhin gute Besserung, und bis dann." Er merkte, dass Francis einen Kuss von ihm erwartete, doch er reichte ihr nur die Hand. "Ruh dich schön aus. Wenn du in die Redaktion zurückkehrst, wartet sicher eine Menge Arbeit auf dich. Also, bis dann." Er hob grüßend die Hand und war wenig später aus dem Zimmer.
"Idiot!" schimpfte Francis und zog mit der gesunden Hand ihre Bettdecke übers Gesicht. Niemand sollte sehen, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Sie fühlte sich so verlassen, wie noch nie in ihrem Leben, und für einen Moment drängte sich ihr der Gedanke auf, dass sie vielleicht selbst ein bisschen schuld daran war.
* * *
Für Melanie Saur war es wieder ein arbeitsreicher Tag gewesen, der sich endlich seinem Ende neigte. Die junge Frau fühlte sich wie gerädert, und doch wusste sie, dass sie noch eine knappe Stunde an ihrem Schreibtisch bleiben und den Schriftverkehr aufarbeiten musste. Eigentlich verrichtete sie jede Arbeit gern, doch an manchen Abenden fühlte sie sich so ausgebrannt, dass sie glaubte, es nicht mehr schaffen zu können.
Heute war auch wieder so ein Tag. Melanie hatte eine neue Lieferung Bilder bekommen, und ein junger Künstler hatte sich bei ihr vorgestellt, für den sie im nächsten Jahr eine Vernissage organisieren sollte. All die Termine, die sie noch vor sich hatte, unter einen Hut zu bringen, war gar nicht so einfach, doch Melanie war ein Organisationstalent. Manchmal zumindest.
Als das Telefon läutete, seufzte die Frau. "Nicht das auch noch!" sagte sie leise und nahm den Hörer ab. Sie nannte ihren Namen. "Du, Walter? Was willst du denn schon wieder? Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, was das Finanzielle betrifft."
"Haben wir auch, mein Schätzchen", kam die Männerstimme am anderen Ende der Leitung. "Ich habe dir aber auch gesagt, dass wir es noch einmal miteinander versuchen sollten. Hast du das vergessen?"
"Ich habe gar nichts vergessen, Walter. Deshalb bitte ich dich auch, mich nicht mehr anzurufen. Ich habe viel zu viel Arbeit um die Ohren, als dass ich mich mit solch einem Unsinn auch noch auseinandersetzen könnte. Außerdem will ich es nicht."
"Du wirst es müssen, mein Schätzchen, sonst..." Die Stimme klang drohend. Es knackte in der Leitung. Walter hatte aufgelegt.
Melanie wusste selbst nicht, weshalb plötzlich eine ziemlich heftige Angst in ihr aufstieg. Die Angst vor etwas Unbekanntem, das sie nicht verhindern konnte. Jetzt ging ihr die Arbeit noch schwerer von der Hand. Deshalb beschloss sie, ihrer Tochter Bescheid zu sagen, dass es wohl doch etwas später werden würde als geplant. Micky war nicht sehr erfreut darüber, doch die Neunjährige war ungewöhnlich verständnisvoll für ihr Alter.
Melanie wusste das zu schätzen, deshalb versprach sie dem Mädchen auch, es in Zukunft ein bisschen langsamer laufen zu lassen. Wie sie das allerdings bewerkstelligen sollte, wusste sie selbst nicht. Deshalb versuchte sie jetzt, sich zu konzentrieren und besonders schnell zu arbeiten, was auch eine ganze Zeitlang klappte.
Als Melanie wieder einmal auf die Uhr schaute, waren mehr als zwei Stunden vergangen, und sie war noch immer nicht fertig. Die junge Frau hob den Kopf und lauschte. Irgendetwas hatte sich verändert, seit sie vorhin mit Micky telefoniert hatte. Doch was war es?
Ein Geräusch? Nein, ein Geräusch war es nicht. Um sie herum herrschte Stille, nur das leise Ticken der Uhr gaukelte ein wenig Leben vor. Plötzlich wusste Melanie, was es war: der Geruch! Sie schnupperte. Irrte sie sich, oder war es Brandgeruch? Die Frau erstarrte vor Schreck. Hastig erhob sie sich und blickte sich um. Noch war nichts zu sehen.
"Wahrscheinlich ist es zum Fenster hereingekommen", überlegte sie laut und suchte alles ab. Alle Fenster waren geschlossen. Sie setzte sich wieder und versuchte,
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