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Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
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gegen etwas vorgehen, bei dem sie gar nicht weiß, ob sie dagegen vorgehen darf und wie sie dagegen vorgehen soll?
    Auswandern möchte er nicht. »Ich habe hier meine Freunde, ich mag das Essen, das Land, die Leute. Ich reise ohnehin um die Welt und nehme an Turnieren teil. Aber meine Heimat bleibt hier.«
    Er weiß, dass das, was er da macht, illegal ist oder sich zumindest in einem Graubereich bewegt – doch es ist ihm egal. Er hat seinen Traumberuf gefunden, er ist sehr gut darin, und es scheint auch sonst keinen zu stören. Also soll er von mir aus weiterpokern.
    Doch was passiert mit mir? Ich bin kein guter Pokerspieler und habe mich geweigert, meine Schulden zu bezahlen.
    Natürlich habe ich alles beglichen, gleich am nächsten Tag. Schließlich wurde ich so erzogen, dass Spielschulden Ehrenschulden sind – ob sie nun rechtlich verbindlich sind oder nicht.

Kapitel 8
Durchgefallen!
    »Tja, Herr Schmieder«, sagt der Prüfer, »nun haben Sie den Wagen noch nicht einmal gestartet – und haben schon zwei Minuspunkte gesammelt.« Er sagt das so, wie Harald Schmidt es sagen würde. Der Fahrlehrer sieht mich mitleidig an, als hätte Harald Schmidt gerade einen Witz über mich gemacht, den er lustig findet, über den er aber nicht lachen darf, weil er mein Freund ist.
    »Was habe ich denn getan?«
    Der Prüfer lächelt. »Eher, was Sie nicht gemacht haben. Sie haben die Kopfstütze nicht eingestellt – nicht schlimm, aber auch nicht gut. Und Sie sollten bemerkt haben, dass ich immer noch nicht angeschnallt bin.«
    Der Gurt baumelt unmotiviert neben ihm.
    »Der Fahrer ist dafür verantwortlich, dass sich alle Insassen anschnallen, das gehört zu seinen Pflichten.«
    Kurzer Blick auf den Pulsmesser: Gerade stand da 66, jetzt 108.
    »Dann schnallen Sie sich bitte an!«
    Es ist ein schöner Wintertag in der nördlichen Oberpfalz, an solchen Tagen in solchen Gegenden werden Rosamunde-Pilcher-Filme gedreht. Die Menschen wünschen sich einen guten Start ins neue Jahr, Kinder werfen Schneebälle. Heute könnte man die Welt sich drehen lassen, ohne sich selbst mitzudrehen.
    Auch eine Möglichkeit: eine Führerscheinprüfung absolvieren. Schlüssel drehen, Gang einlegen, Gas geben. Der Motor geht aus. »Das wäre dann der dritte Minuspunkt«, sagt der Mann, der mich nun in seiner Hand hat. 116, sagt die Pulsuhr. Meine rechte Hand zuckt, als hätte jemand eine Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger gesteckt. Draußen grüßt einer. Fahrlehrer und Prüfer grüßen zurück.
    Es ist ein freiwilliger Test, ob ich mehr als 14 Jahre nach meiner Führerscheinprüfung diese nochmals bestehen würde. Ob ich noch geeignet bin für den Straßenverkehr. Noch habe ich das Auto keinen Zentimeter bewegt – und habe schon drei Minuspunkte auf dem Konto. »Es war noch kein grober Fehler dabei«, sagt der Prüfer, »aber wenn sich die Minuspunkte summieren, dann können Sie auch deshalb durchfallen.«
    Mein Puls: 132.
    Die Führerscheinprüfung damals war das drittnervöseste Ereignis in meinem Leben. Platz zwei: Hochzeit. Platz eins: Geburt des Sohnes. Als Finn zur Welt kam, wusste ich nicht, was da herausschlüpft, am Tag meiner Hochzeit wusste ich nicht, ob da jemand in die Kirche hereinkommt. Und bei der Prüfung wusste ich nicht, ob ich das Auto zum Laufen kriege oder es schnell mal in ein anderes hineinfahre. Die körperlichen Reaktionen waren jeweils die gleichen: nasse Hände, wacklige Knie, roter Kopf. Also wie Markus Lanz bei seiner ersten Wetten-dass -Show.
    Warum ich die Prüfung mache: Gegen Straßenverkehrsordnung und Straßenverkehrsgesetz wird in Deutschland am häufigsten verstoßen. Wer ein Jahr lang gesetzestreu leben möchte, der muss sich auch an alle Verkehrsregeln halten. Zum anderen wurde das Kind eines Freundes kürzlich von einem 78-jährigen Mann angefahren, der nicht mehr in der Lage war, ein Auto zu lenken. Weil er nichts mehr gesehen hat, nahm er seine Frau mit, die zwar keinen Führerschein, jedoch gute Augen hatte. Sie musste ihm den Weg weisen, weil er ihn selbst nicht mehr sah. Er fuhr nach Gehör und war der Meinung, dass seine Frau und er zusammengerechnet einen passablen Fahrer abgeben würden.
    Seine Reflexe waren unterirdisch, seine Kenntnis der Straßenordnung datierte exakt aus dem Jahr 1954 – da hatte er seinen Führerschein gemacht und sich seitdem nicht mehr damit beschäftigen müssen. Jedes Jahr kaufte er sich ein neues Fahrzeug, weil er in das alte zu viele Kratzer hineingefahren hatte. Er

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