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Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
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Auch schön: Es wird ein Ticket für 1500 Euro angeboten, auf dem »Champions-League-Finale in München« steht – nur ist damit nicht das Spiel zwischen dem FC Bayern und dem FC Chelsea gemeint, sondern das Frauen-Endspiel zwischen dem FFC Frankfurt und Olympique Lyon im Olympiastadion.
    Kann ich denn so einfach meine Eintrittskarte verkaufen? Darf ich dafür so viel verlangen, wie ich möchte? Und darf ich sie verkaufen, an wen ich möchte? Plötzlich fühle ich mich wie einer, der zum ersten Mal ins Casino geht und sofort zehn Euro am Roulettetisch gewinnt: Er weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber der Gewinn fühlt sich gut an – und nun will er mehr. Am liebsten ein ganzes Jahresgehalt.
    Die rechtliche Lage ist, um es vorsichtig auszudrücken, nicht ganz eindeutig. Begreift man eine Eintrittskarte als Wertgegenstand, so kann sie der Eigentümer verkaufen, an wen und zu welchem Preis auch immer. Schließlich kann auch jeder sein Auto meistbietend veräußern. Es ist eines der Prinzipien unserer Marktwirtschaft, dass der Preis – mit einigen Einschränkungen – vor allem durch das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Wenn es einen Dummen gibt, der mir für mein Auto 2000 Euro bezahlt, obwohl es nur 500 Euro wert ist, dann habe ich Glück gehabt. Und wenn jemand für ein Ticket 500 Euro bezahlt, obwohl es nur 70 Euro gekostet hat, dann ist das erst einmal nicht meine Schuld.
    So argumentieren auch Tickethändler. »Hör mal, das ist ein normales Geschäft mit Chancen und Risiken«, sagt einer, mit dem ich mich vor dem Derby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund unterhalte. Natürlich sagt er: »Hömma, is’n normalet Jeschäfft!« Die Tatsache, dass er mit mir äußerst leise spricht und auch ein wenig vom Weg in den Rasen geht, verdeutlicht mir, dass es sich womöglich doch nicht um ein normales Geschäft handelt.
    »Musse kukken«, sagt er und hält mir sieben Eintrittskarten für das Spiel vors Gesicht. »An so einem Tag wie heute werde ich die Karten natürlich los, da mache ich auch Gewinn. Aber bei anderen Spielen kann es sein, dass ich hier stundenlang rumstehe und am Ende nicht einmal auf null komme, weil ich nicht alle Karten loswerde. Das Risiko liegt bei mir – und man muss da auch nervenstark und locker sein, wenn man hier überleben will.« Wie viel genau er verdient, das will er nicht sagen: »Ist ja kein Verhör, oder? Aber mehr als 300 Euro pro Spiel macht man sehr selten. Das Internet hat die Preise kaputt gemacht.«
    Mit Internet meint er nicht nur die Ticketversteigerungen bei Ebay, sondern auch die sogenannten Zweitanbieter, die meist gar mit den Vereinen zusammenarbeiten und sich als sichere Plattform für den Weiterverkauf von Tickets gerieren. Eric Baker, der Chef von Viagogo, tut etwa so, als wäre der Verkauf von Tickets ein Grundrecht wie WM -Übertragungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
    Wissen für Nichtjuristen
    Jeder darf eine Eintrittskarte ver-
kaufen, solange er nicht gewerb-
lich handelt. Wer allerdings vor
dem Stadion verkaufen möchte,
braucht eine Reisegewerbekarte.
(§ 55 Gewerbeordnung)
    »Auf dem Schwarzmarkt müssen Sie in irgendwelchen dunklen Ecken zwielichtigen Gestalten vertrauen. Sie wissen nicht, ob Sie gleich zusammengeschlagen oder ausgeraubt werden. Ebay ist eine fantastische Webseite, aber sie funktioniert nicht für zeitkritische Veranstaltungen wie Fußballspiele. Wenn die Tickets nicht ankommen oder gefälscht sind, gibt es keine Ersatzkarten oder keine Entschädigung.«
    Seine Plattform dagegen garantiere die Echtheit der Tickets. Der kleine Aufschlag – zehn Prozent für den Verkäufer, 15 Prozent für den Käufer – sei da doch locker zu akzeptieren. Selbst Bayern-Präsident Uli Hoeneß, bis zum Ende der Saison 2013/14 vertraglich an Viagogo gebunden, sagt: »Wenn die Karte statt der normalen 60 Euro dann 90 kostet, finde ich das in Ordnung.«
    In diesem Fall freilich hat Hoeneß recht: Wenn auf einer Tickettauschplattform – wie in den USA seit Jahren üblich – geringe Gebühren für die Abwicklung erhoben werden, dann ist das nicht wirklich ein Problem. Es wird jedoch zu einem ausgewachsenen Skandal, wenn man betrachtet, was das britische TV -Magazin Dispatches herausgefunden hat. Denn man muss bei Viagogo nicht nur eine geringe Gebühr bezahlen, sondern das, was der Verkäufer haben möchte – und der Verkäufer ist nur ganz selten ein Fan, der verhindert ist und die Karte abgeben möchte.
    Heutzutage ist quasi

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