Mit einem Bein im Modelbusiness
Der Typ ist unheimlich. Seine Ausstrahlung, seine Aura – der Wahnsinn!
Ein starkes Ego
Wie gesagt, es kommt nicht darauf an, perfekt zu sein – und das gilt auch außerhalb des Modelbusiness. Es geht einzig und allein darum, ob sich deine Mitmenschen bei dir wohlfühlen, ob du ihre Herzen erreichst oder nicht. Diese Einstellung hat mir jedenfalls schon immer geholfen. In unserem Abi-Abschlussbuch gab es verschiedene Rubriken, für die jeder Absolvent einen Mitschüler nominieren konnte. Na ja, was soll ich sagen? Ich war in allen coolen Kategorien unter den Top 3. Booom!
Sunnyboy: Platz 1
Tollste Ausstrahlung: Platz 2
Sonnenbankbesucher: Platz 2
Partyjunge: Platz 3
Wäre ich mit der Einstellung Hilfe, ich bin ein armer, unsicherer Behinderter, dem das Schicksal übel mitgespielt hat! über den Schulhof gelaufen, hätte ich keine Chance gehabt. Dann wären meine Probleme ganz von selbst gekommen und hätten sich im Schneeballeffekt jeden Tag vergrößert. Mal ehrlich, wer hat schon Bock mit einer Spaßbremse abzuhängen?
Bild 8
Meine Schulkameraden und ich beim Volleyball während einer Sportreise nach Schweden in der 10. Klasse, Sommer 2002
Es gab während meiner ganzen Schulzeit so viele Leute – die Nerds, die Streber, die Langweiler –, die viel mehr ausgegrenzt waren als ich. Das hört sich jetzt wie ein Kommentar aus Malcom Mittendrin an, aber meine Jungs-Clique bestand aus den coolsten Typen der Schule. Wir waren die Pumper, die immer gut aussahen. Unsere Lieblingsfächer hießen Hantelbank, Solarium, Friseur – yeah! Und wenn du in der großen Pause wissen wolltest, wo wir steckten, musstest du einfach nur den hübschen Mädchen nachgehen. Es war schon eine verrückte Zeit damals.
Selbstbewusstsein heißt das Zauberwort! Mein Stiefvater sagte mir einmal: » Egal, was du tust, stell dir immer vor, auf deinem Kopf säße eine unsichtbare Krone.« Trotzdem: Auch wenn ich mich wie ein König fühlte, Angst vor Dates hatte ich immer. Wie würden die Mädchen, die mich nicht kannten, auf meine Behinderung reagieren? Sollte ich es gleich am Anfang erzählen, das Thema totschweigen oder erst dann erwähnen, wenn der Alkohol bereits seine Wirkung zeigte? Ich war supernervös, und um meine Verunsicherung irgendwie zu kaschieren, achtete ich ganz besonders darauf, dass wenigstens alles andere an mir perfekt war. Meine Haut musste glatt sein, die Muskeln hart, die Haare gestylt, die Klamotten fresh. Bevor es auf die Piste ging, wurde im Fitnessstudio noch schnell gepumpt, damit die Muskeln unter dem gestreiften Lacoste -Poloshirt auch schön zur Geltung kamen. Ich dachte wirklich, dass meine Fossil -Uhr und die frisch geputzten Lacoste -Sneakers von meiner Behinderung ablenken würden. Oh Mann!
Ich glaube, dass vor allem meine sensible Seite eine starke Anziehung auf Frauen ausübt. Ich merke das immer wieder, wenn ich mich mit weiblichen Models unterhalte. Die meisten von ihnen stehen eher auf richtige Kerle, die ebenso perfekt sind wie sie. Okay, sagen wir, scheinbar perfekt. Die finden mich und mein Handicap dann eher uncool und wollen lieber einen ganzen Mann statt einen halben. Es gibt aber auch die anderen, die in all dem oberflächlichen Beautygetue nach Gleichgesinnten suchen, die irgendwie anders sind und sich vom Mainstream abheben. Diese Mädchen kommen dann eher auf mich zu, weil sie glauben, in mir jemanden gefunden zu haben, der ihr Gefühl der Verlorenheit in diesem Business besser nachvollziehen kann als ein » normaler« Mann. Sie wollen einfach nur reden und sich für einen kurzen Moment geborgen fühlen. Ausgerechnet bei mir! Ich gebe zu, ich verstehe es selbst nicht.
Sex hatte ich das erste Mal an meinem sechzehnten Geburtstag. Sie hieß Sarah und war die Freundin einer Freundin. Ich wünschte, ich könnte jetzt eine spektakuläre Geschichte erzählen. Die Wahrheit ist, wir waren beide so betrunken, dass wir kaum etwas davon mitbekamen. Rein, raus, Fledermaus!
Die Frage, die mich vor dem großen Tag beschäftigte, lautete eher: Was machst du mit deiner Orthese, wenn es so weit ist? Ziehst du sie aus oder lässt du sie an? Normalerweise schnalle ich sie vor dem Schlafengehen ab, aber vielleicht wirkt das in so einer intimen Situation irgendwie abtörnend?, dachte ich mir. Ich konnte ja niemanden fragen. Am Ende ließ ich sie an, was aber eher daran lag, dass ich ohnehin nichts mehr gepeilt habe.
Ich war jedenfalls nie auf der Suche nach einer festen Freundin, denn ich fand die
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