Mit einem Bein im Modelbusiness
sah. Es passte aber alles ins Bild. Direkt gegenüber auf dem Flur wohnte ein Jamaikaner, bei dem sie immer ihr Gras kauften, und war der mal nicht da, ging Jonathan ein Stockwerk tiefer zu den Marokkanern. Er war der Einzige von uns, der sich das traute. Das ganze Haus war ohnehin jenseits von Gut und Böse, und so wie es auf den Fluren nach Marihuana roch, konnte man sich nur wundern, dass die Polizei bloß jeden zweiten Tag hier auftauchte.
Das perfekte Dopeversteck
Während dieser abgefahrenen Tage in Paris musste ich oft an meine eigene Kifferzeit denken und konnte mir dabei ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Wir waren vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, hörten die Platten von Snoop Dogg, Absolute Beginner und dem Wu-Tang Clan und rollten unsere ersten Joints. Da wir aber Schiss hatten, das Gras einfach so in der Hosentasche mit uns herumzutragen, kam Freddy auf die Idee, ein Geheimversteck in meine 15 000-Euro-Orthese zu schnitzen. Er bekam das auch echt gut hin, doch das Problem, an das niemand dachte, war: Wie erkläre ich das meinem Orthopädie-Techniker?
Der schlug beim nächsten Kontrollbesuch nur die Hände über dem Kopf zusammen. Er kannte ja seinen Pappenheimer und wusste natürlich sofort Bescheid.
» Mario, was ist das denn?«, lachte er laut, während er interessiert unser Kunstwerk begutachtete.
» Äh, na ja, also die Sache ist die: Das war mein kleiner Bruder«, kicherte ich scheinheilig. » Ihm war langweilig.«
» Jajaja. Auf jeden Fall war das dein kleiner Bruder«, grinste er und verließ den Raum. » Warte mal hier, Mario. Bin gleich wieder da.«
Er kam mit einer Kamera zurück und schoss erst einmal unzählige Fotos.
» Die muss ich sofort an meine Kollegen mailen. Das glauben die mir sonst nie.«
» Wollen Sie denn gar nicht wissen, wozu das Versteck gut ist?«, fragte ich.
» Nee, nee, Junge, lass mal stecken. Damit will ich nichts zu tun haben. Aber klasse Idee. Das muss ich dir lassen.«
» Und Sie verraten mich auch nicht, ja?«
» Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. War was?«
Richtig cool!
Ab sofort konnten wir ganz beruhigt durch die Gegend spazieren, denn wer würde schon Dope in einer Orthese vermuten? Selbst als ich mit sechzehn auf einer Polizeiwache landete, blieb mein Versteck unentdeckt. Das war eine verrückte Geschichte:
Zwei Kumpels und ich torkelten gerade von einer Party in Neuwiedenthal nach Hause, als plötzlich ein Golf angerast kam und sich uns quer in den Weg stellte. Drei Bullen in Zivil stiegen aus.
» Kriminalpolizei. Ihr habt gerade was weggeworfen. Was war das?«
Wir schauten uns an und zuckten kollektiv mit den Schultern.
» Stimmt doch gar nicht«, lallte einer von uns.
» Stellt euch gegen das Auto!«, befahl der Polizist. » Wir durchsuchen euch jetzt!«
Wir waren so breit, dass wir ohnehin nichts mehr checkten. Ziemlich ungünstig, denn die beiden hatten für jeweils 50 Euro Gras in den Hosentaschen. Das war zwar nicht viel, aber genug, um eine Nacht auf der Wache zu verbringen. In der Ausnüchterungszelle wurden wir dann ziemlich schnell wieder klar im Kopf, denn es stand eine amtliche Leibesvisitation an, inklusive Arschbackencheck. An meine Orthese trauten sich die Polizisten aber nicht heran. Sie schauten zwar kurz, aber ich merkte sofort, dass ihnen diese Situation äußerst unangenehm war. Einem Behinderten die Orthese abzunehmen, um sie nach Drogen zu durchsuchen? Das war ihnen wohl doch zu heikel. Schwein gehabt!
Als Paul McCartney noch mit Heather Mills verheiratet war, transportierte er sein Gras übrigens angeblich auch immer in ihrer Beinprothese. Man muss sich eben nur zu helfen wissen.
PS : Liebe Mitarbeiter der Flughafensicherheit, dieses Versteck gibt es nicht mehr. Sie müssen auch keine aufwendigen Sprengstofftests an mir durchführen, wie Sie es bislang immer getan haben. Ich habe nicht die Absicht, als Märtyrer in die Geschichte einzugehen. Außerdem riecht diese Lösung, die Sie auf meine Orthese streichen, nach totem Iltis, und das ist nicht so angenehm. Vielen Dank.
Die letzte Show von Alexander McQueen
Die Ausbeute in Paris war nicht wirklich berauschend. Ich absolvierte zwar knapp fünfzig Castings, aber außer einem erneuten Booking für Alexis Mabille stand ich am Ende mit leeren Händen da. Also, Junge, Kopf hoch und auf nach Milano! Und was ich dort erlebte, sollte alles bisher Dagewesene um Längen übertreffen.
Als ich mein altes WG -Zimmer bezog und mir zur Begrüßung viele alte Bekannte in
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