Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
Vom Netzwerk:
anrufen und ihm alles in Ruhe erklären, aber ich traute mich nicht so richtig. Glücklicherweise löste sich die Angelegenheit zwei Wochen später ganz von selbst, denn er war es, der sich bei mir meldete. Zuerst wollte ich nicht abnehmen, aber dann überlegte ich, dass er bestimmt nicht anrufen würde, wenn er noch sauer wäre.
    » Hallo?«, begrüßte ich ihn etwas zögerlich.
    » Mario, hier spricht Olivier. Wie geht es dir? Konntest du dich gut auskurieren?«
    » Ja, geht schon. Bin auf einem guten Weg.«
    » Das ist schön! Hör mal, wir haben vielleicht zum ersten Mal wirklich eine gute Chance, eine Kampagne für dich zu bekommen. Henry hat dich auf Option genommen.«
    » Wer?«
    » Henry Jullien.«
    » Aha!«, sagte ich neugierig. Ich hatte diesen Namen noch nie gehört. Da ich aber gerade vor meinem Laptop saß, googelte ich ihn schnell und checkte seine Website: Henry Jullien – création de lunettes luxe. Made in France. Designerbrillen also. Warum nicht?
    » Er ist sehr bekannt hier in Frankreich!«
    » Hey, das klingt ja toll«, freute ich mich. » Gebt mir einfach Bescheid, wann ich wo sein muss, und ich komme. Danke, mein Lieber.«
    Das lockere Leben
    Und wieder eine Option mehr auf meinem Zettel. Mittlerweile nahm ich diese Anrufe nicht mehr ganz so ernst wie früher. Um ehrlich zu sein, konnte ich es fast schon nicht mehr hören, denn bislang gingen die Jobs jedes Mal an andere Models. In dem Moment, in dem ich das Telefon auflegte, hakte ich das Gespräch innerlich ab und verschwendete keinen Gedanken mehr an Henry Jullien. Und siehe da, ich bekam die Kampagne. Es war schon eigenartig. Zum ersten Mal machte ich mich wirklich locker, grübelte nicht Tag und Tag darüber nach, was eventuell passieren könnte, und schon klappte es. Verrückte Welt!
    Das Shooting eine Woche später lief ebenfalls völlig unaufgeregt ab. Vormittags bin ich ganz relaxt nach Paris geflogen, wurde am Flughafen von einem Chauffeur abgeholt und ins Studio gebracht. Der Fotograf schoss dann lediglich ein paar Portraitfotos von mir und den schlichten, sehr edlen Designerbrillen. Rein, raus, Mickey Mouse! Eine halbe Stunde später saß ich bereits im Taxi zurück zum Flughafen und war pünktlich zum Abendessen wieder in Hamburg.
    Am Ende blieben bei dem entspanntesten Job meines Lebens etwas mehr als 1000 Euro in meiner Tasche hängen. Ich habe die Kampagne später auch wirklich in mehreren Magazinen entdeckt und bekam E-Mails von Freunden, die mich in Mailand und Paris auf Plakatwänden gesehen hatten. Wenn es doch immer so laufen könnte.
    Das restliche Frühjahr 2010 verlief ziemlich ruhig. Lea, die sich in ihrem vorletzten Studienjahr befand, flog mit einigen Kollegen für ein dreimonatiges Praktikum nach Vietnam, um sich dort in einem Krankenhaus auf ihre Medizinprüfungen vorzubereiten. Ich hatte also sturmfreie Bude, wollte die freie Zeit aber nicht unnütz vertrödeln, sondern sinnvoll nutzen. Mein Konto befand sich im Plus, also packte ich kurzerhand meinen Koffer und stieg in den Flieger nach Mailand. Abhängen konnte ich dort genauso gut wie in Hamburg, sagte ich mir, und falls ab und zu ein anständiger Job abfallen würde, umso besser.
    Die alte WG gab es nicht mehr. Meine Bookerin druckste etwas herum, als ich sie danach fragte, und meinte schlicht, dass sie die Zusammenarbeit mit Steven eben beendet hätten. Mir kamen zwar Gerüchte zu Ohren, dass die Agentur seit längerer Zeit Miete von den Models abkassiert und nichts davon an Steven weitergegeben hatte, aber darüber sollten sich andere den Kopf zerbrechen. Für mich bedeutete diese Umstellung lediglich, dass ich die kommenden Wochen etwas weiter außerhalb wohnte. Zuerst ärgerte ich mich darüber, traute dann aber meinen Augen kaum, als ich durch die Tür meines neuen Domizils trat. Das alte Apartment wurde durch ein zweistöckiges Luxus-Loft ersetzt. Die Räume waren offen, riesengroß, elegant und super luxuriös eingerichtet. Es gab sogar einen privaten Garten mit Pool und eine riesige Dachterrasse – richtig geil!
    In den ersten beiden Wochen teilte ich mir die gigantische Bude mit Dejan, dem netten Slowenen, der wie ich einfach nach Mailand gekommen war, um zu schauen, was die Stadt von April bis Juni zu bieten hatte. Gleich am ersten Abend packte er den Grill auf die Dachterrasse, und ich mixte uns einen gewaltigen Eimer Margaritas. Dejan erzählte mir, während er das Hähnchen mit Marinade bestrich, dass in dem Loft normalerweise nur die weiblichen

Weitere Kostenlose Bücher