Mit einem Fuß im Himmel
lachend. »Nicht übertreiben, Hein! Damit nehmen Sie Ihren Worten den letzten Rest von Glaubwürdigkeit!«
»Ich würde Ihnen treu sein, Liselotte, ehrlich!« behauptete Hein Grotius und legte alle Überzeugungskraft in seine Stimme, deren er fähig war. »Ich würde Ihnen treu sein, nur Ihnen — wenn Sie mir auch nur das geringste Entgegenkommen zeigen würden!«
»Das geringste?« erkundigte sich Liselotte. »Worin besteht denn Ihrer Ansicht nach das geringste Entgegenkommen?«
»Ach, Liselotte, bitte, seien Sie nicht so! Das mag ich gar nicht.«
»Wie soll ich denn sein?«
»Anders, Sie wissen schon! Es ist gräßlich, wenn Sie alles so... so wörtlich nehmen!«
»Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Hein! Sind Sie mir jetzt böse, nur weil ich gefragt habe, was Sie unter dem geringsten Entgegenkommen verstehen?«
»Liselotte! Das wissen Sie doch ganz gut! Sie sind doch kein kleines Mädchen mehr!«
»Es tut mir leid, Hein, ich will Sie wirklich nicht ärgern, aber das weiß ich nicht. Tatsächlich nicht!«
»Na gut, dann werde ich es Ihnen also erklären! Ich meine natürlich nicht das geringste Entgegenkommen, ich meine einfach, wenn Sie mir Ihre Liebe schenken würden!«
»Ach so, Hein! Das ist es also!« erklärte Liselotte strahlend. »Aber das tue ich doch schon die ganze Zeit! Haben Sie das denn noch nicht gemerkt!?«
»Liselotte, Sie sind fürchterlich!«
»Bezaubernd, haben Sie eben noch gesagt!«
»Fürchterlich bezaubernd! Sie wollen mich einfach nicht verstehen!«
»Völlig irrig, Hein! Ich verstehe Sie vollkommen, vielleicht nur zu vollkommen!«
»Liselotte, glauben Sie mir doch, bitte! Ich meine es ganz ernst!«
»Ich auch, Hein, ehrlich!«
»Ich würde Ihnen treu sein, Liselotte, ganz bestimmt, bis an mein Lebensende!«
»Bis daß der Tod uns scheidet, ja?«
»Genau das wollte ich sagen!«
»Oh, Hein!« rief Liselotte mit gespielter Begeisterung. »Das ist ja wundervoll! Sie machen mir also einen Heiratsantrag!«
»Einen — was?«
»Einen Heiratsantrag!«
Hein mußte plötzlich fürchterlich husten, so sehr, daß er beim besten Willen kein Wort mehr Vorbringen und nicht einmal weitertanzen konnte. Sie mußten stehenbleiben, und Liselotte klopfte Hein beruhigend auf den Rücken.
»Mein armer Hein!« sagte sie tröstend. »Mein armer, armerHein! Nehmen Sie es bloß nicht so tragisch, es war ja nur Spaß! Aber Sie sehen, man kann nicht vorsichtig genug in der Wahls seiner Worte sein!«
Hein hatte die Sprache wiedergefunden, er lachte jetzt auch. »Und in der Wahl der Damen, denen gegenüber man sie anwendet! Kommen Sie, Liselottchen, noch einen Tanz. Dann muß ich wieder auftreten!«
Auch Gabriele gehörte zu den Frauen, die Liselotte und Hein Grotius mit nicht ganz neidlosen Blicken beim Tanz verfolgt: hatte, das heißt, so weit ihr das Gespräch oder vielmehr der Streit mit Till Torsten dazu Zeit ließ; denn die beiden stritten sich noch immer, wenn sie auch inzwischen das Thema ihrer Auseinandersetzung gewechselt hatten.
»Überhaupt«, erklärte Gabriele wütend, während sie beobachtete, wie Hein Grotius in blendender Laune mit Liselotte weitertanzte, »überhaupt, wo du doch weißt, daß ich Sängerin werden will!«
»Gabriele! Ich habe dir bereits tausendmal erklärt, daß ich das nicht wünsche und warum ich das nicht wünsche!«
»Aber gerade du hast mir auch so und so oft gesagt, wie hübsch meine Stimme ist!«
»Das ist doch kein Grund. Ich kann wirklich nicht einsehen, daß das ein Grund sein soll, sich zu verkaufen!« ,
»Ich will mich ja auch gar nicht verkaufen! Wer redet denn von so etwas!? Ich will Sängerin werden, das ist alles!«
»Hör mal, Gaby, nun hör mich mal in aller Ruhe an. Du hast doch auch eine sehr hübsche Figur, nicht wahr?«
»Hm, kann schon sein!«
»Aber deshalb bist du doch auch noch nie auf den Gedanken gekommen, als Nackttänzerin aufzutreten.«
»Oh, Till!« Gabriele wollte sich plötzlich ausschütten vor Lachen. »Das ist überhaupt eine Idee! Daß ich darauf noch nicht gekommen bin!«
Till Torsten warf einen verzweifelten Blick zur Decke und stöhnte. »Wirklich, Gabriele, du bist schrecklich! Unmöglich geradezu!«
»Nun sag nicht dauernd Gabriele zu mir! Du weißt, daß ich das nicht leiden kann. Ich komme mir dann vor wie in der Schule! Ich warte nur noch darauf, eine Strafarbeit zudiktiert zu bekommen!«
»Na schön! Also, Gaby, du bist ganz und gar unmöglich!«
»Und du kannst keinen Spaß verstehen, Till!
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