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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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unerwartet, und die beiden jungen Damen zuckten zusammen wie ertappte Sünderinnen. Erst als sie sahen, wer da hereinkam, beruhigten sie sich wieder.
    Lilly zog ihren roten Pullover glatt und rief vergnügt: »Gott sei Dank! Ein Junggeselle! Wir lästern eben über die Ehemänner!«
    Es war Dr. Speelmann, der ins Vorzimmer gekommen war, Redakteur beim Ausblick und ein ausgesprochen netter Mensch, um die Vierzig, der sich besonders bei den Damen einer beneidenswerten Beliebtheit erfreute.
    »Ich sehe, ihr beiden Schönen habt es euch gemütlich gemacht!« rief er und zog schnuppernd den Kaffeeduft in die Nase.
    »Da sind Sie selber schuld, Doktorchen«, erklärte Lilly ernsthaft, »ich befolge nur die Ratschläge meines Horoskopes: >Gestalten Sie sich den Vormittag so angenehm wie möglich!<«
    »Stand da nicht auch >... und lassen Sie einen sympathischen Wassermann an diesen Annehmlikeiten teilnehmen*?« fragte Dr. Speelmann vergnügt.
    »Aber selbstverständlich!« rief Lilly lachend. Sie hatte bereits eine dritte Tasse Kaffee aufgebrüht und hielt sie Dr. Speelmann entgegen.
    Er schwang sich auf eine Kante des riesigen Schreibtischs, nahm die Tasse und stellte sie neben sich, dann bot er den beiden Damen Zigaretten und Feuer an und bediente sich selber.
    »Apropos Horoskop!« ließ sich Fräulein Schmitz jetzt vernehmen. »Können Sie da nicht einmal etwas für mich tun, Doktorchen? Meines wird von Tag zu Tag schlechter!«
    »Leider, leider«, erwiderte er mit geheucheltem Bedauern, »das steht nicht in meiner Macht! Sie überschätzen mich erheblich, wenn Sie annehmen, daß es mir gelingen könnte, den Lauf der Gestirne zu beeinflussen!«
    »Aber Sie schreiben doch die Horoskope für den Ausblick ! Das weiß doch hier jeder!«
    »Irrtum, mein Kind, ein ganz großer Irrtum! Wir beziehen die Horoskope fix und fertig von einem astrologischen Institut, ich formuliere sie nur!«
    »Dann tun Sie mir den einzigen Gefallen«, bat Fräulein Schmitz, »tun Sie mir den Gefallen und formulieren Sie wenigstens ein bißchen freundlicher!«
    »Für Sie tue ich alles, mein Kind!« versprach Dr. Speelmann augenzwinkernd. »Haben die Damen vielleicht sonst noch Wünsche?«
    »O ja!« erklärte Lilly prompt. »Bitte, Doktorchen, kommen Sie eines Tages nicht auch noch auf die Idee zu heiraten!«
    »Warum denn nicht? Was haben Sie dagegen?«
    »Das ist doch ganz klar! Abgesehen von den ganz jungen Schnöseln sind Sie und Tante Hedwig die einzigen Junggesellen in der Redaktion! Tante Hedwig tritt aber schon Ende des Monats in den heiligen Stand der Ehe. Sie sind dann unsere einzige Hoffnung, Doktorchen!«
    »Ach so! Sie meinen also, daß ich mich anstandshalber nur innerhalb der Redaktion verheiraten dürfte, Lilly?«
    »Seien Sie doch nicht so schwerfällig, Doktorchen. Sie sollen überhaupt nicht heiraten, verstehen Sie! Überhaupt nicht!«
    »Das verstehe ich wirklich nicht!«
    »Können Sie sich denn tatsächlich nicht in die Lage von uns alten Jungfrauen versetzen? Es ist entsetzlich zu wissen, daß alle netten Männer schon verheiratet sind. Der Anblick eines Junggesellen wie Sie aber, eines reizenden sympathischen Menschen im heiratsfähigen Alter...«
    »Ich fühle mich zutiefst geschmeichelt!« warf Dr. Speelmann mit einer übertriebenen Verbeugung ein.
    »...gibt uns immer wieder neue Hoffnung und neuen Lebensmut!« vollendete Lilly ihren Satz, ohne sich unterbrechen zu lassen.
    »Lilly hat ganz recht«, stimmte Fräulein Schmitz eifrig zu, »ich kann das nur bestätigen! Von einem Ehemann hat nur eine einzige Frau etwas, seine Frau. Ein Junggeselle aber erwärmt die Herzen sämtlicher weiblichen Wesen, die seinen Weg kreuzen!«
    Sie hatte offensichtlich vorgehabt, sich noch weiter über dieses interessante Thema zu verbreiten, aber es öffnete sich wiederum die Türe, und diesmal war es Till Torsten, der, noch in Hut und Mantel, auf der Bildfläche erschien. Seine Sekretärin erschrak so, daß sie ihre Zigarette in den Kaffee fallen ließ, wo sie zischend verlöschte.
    »Guten Morgen, meine Damen!« grüßte Till Torsten frostig, er hatte anscheinend nicht gut geschlafen. »Guten Morgen, Speelmann!«
    »Bleibt es für heute abend dabei?« erkundigte sich Dr. Speelmann.
    »Natürlich! Warum denn nicht?!«
    »Ich dachte nur...«
    »Was dachten Sie?«‘
    »Na, Sie haben uns Ihre Braut so lange und so vollständig vorenthalten, es gibt da Stimmen, die behaupten, diese sei überhaupt nur eine Fiktion!«
    »Eine... was!?« fragte

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