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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Till Torsten. »Ich schwöre Ihnen... Sie werden sie ja heute abend kennenlernen. Ich hoffe es jedenfalls«, fügte er etwas unbehaglich hinzu.
    »Sie hoffen es?« wunderte sich Dr. Speelmann. »Was soll das heißen?«
    In diesem Augenblick schrillte das Telefon und enthob Till Torsten einer Erklärung.
    Lilly nahm den Hörer ab: »Redaktion Ausblick !« Sie lauschte einen Augenblick, dann reichte sie Till Torsten den Hörer.
    Till Torsten erstrahlte. Gaby...!«
    »Till!« flötete Gabriele. »Guten Morgen, mein Liebling!« Sie hockte in Nachthemd und Morgenrock auf der alten Kommode im Flur von Fräulein Leisegang.
    »Ach, Gaby, ich bin so froh, daß du anrufst! Es war so dumm, daß wir gestern abend...« Er warf einen Blick auf sein Auditorium und brach den Satz ab.
    »Du hattest ja so recht, Liebling«, bekannte Gabriele. »Natürlich bin ich nicht zum Rundfunk gegangen. Weil ich dichliebe!«
    »Oh, Gaby, ich... ich dich auch! Daß du das über dich gebracht hast, mein Süßes! Ach, leider kann ich hier nicht so sprechen, wie ich möchte — und es gibt so vieles, was ich dir sagen will!«
    »Mir geht es genauso, Liebling!«
    »Ich hole dich heute nachmittag ab, ja?«
    »Bei meiner Schneiderin, Frau Uhlenhorst! Du hast die Adresse, nicht wahr?«
    »Ja, Liebstes. Um wieviel Uhr?«
    »Um fünf?«
    »Ich werde mich freimachen!«
    »Ich freue mich darauf, Liebling!«
    »Bis heute nachmittag, mein Kleines!«
    »Tschüß!« flötete Gabriele noch, dann legte sie den Hörer auf und rutschte von der Kommode. Sie war strahlender Laune und sehr mit sich zufrieden. Wie großartig sie die Sache von gestern abend wieder eingerenkt hatte! Und es war nicht einmal schwer gewesen, erstaunlicherweise. Ja, man mußte die Männer zu behandeln wissen, dann konnte man sie um den Finger wickeln.
    Till Torsten blickte, als das Gespräch beendet war, geradezu herausfordernd stolz und glücklich im Vorzimmer umher. »Meine Braut!« erklärte er überflüssigerweise, aber er mußte seinen Siegergefühlen auf irgendeine Weise Luft machen.
    »Das hatte ich fast vermutet!« meinte Dr. Speelmann ernsthaft.
    Till Torsten überhörte seine Ironie. »Habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt? Meine Braut hat...«
    »...einen Horoskopwahn! Das weiß ich bereits!« fiel ihm Dr. Speelmann ins Wort, und die Damen warfen ihm dankbare Blicke zu.
    »Ach, wo! Davon ist doch gar nicht die Rede! Von ihrer Stimme wollte ich Ihnen erzählen. Sie hat nämlich eine Stimme, sage ich Ihnen, eine wirklich wundervolle, eine ganz phänomenale Stimme! Der Rundfunk ist schon hinter ihr her, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten!«
    »Wahrhaftig!?« Dr. Speelmann war jetzt doch leicht beeindruckt. »Dann werden wir Ihre Braut demnächst im Rundfunk hören können?«
    »Aber nein, das ist es ja gerade, worüber ich mich so freue! Abgelehnt hat sie, meinetwegen! Sie will nur meine Frau sein, nichts weiter!«
    »Ich weiß nicht, wenn ich singen könnte...«, meinte Lilly nachdenklich und blickte Till Torsten abschätzend von oben bis unten an.
    »Das ist eben die wahre Liebe, Lilly, davon verstehen Sie nichts!« erklärte Dr. Speelmann mit einem vergnügten Augenzwinkern. »Es bleibt also bei heute abend, Torsten?«
    »Natürlich!« erwiderte Till Torsten selbstsicher und verließ, gefolgt von seiner Sekretärin, das Vorzimmer. Er mußte sich mächtig beeilen, damit er vor fünf mit seinem Tagespensum fertig würde.

X

    Liselotte stand mit einem schmerzenden Kopf und an Gott und der Welt verzweifelnd hinter ihrem Ladentisch und mußte sich immer wieder dazu zwingen, ihre Kunden mit der gleichen Liebenswürdigkeit und dem gleichen Verständnis wie sonst zu bedienen. Oskar Hähnlein hatte sich bis jetzt noch nicht sehen lassen. Liselotte war einerseits dankbar für den Aufschub, andererseits verwünschte sie ihn, denn sie glaubte, je rascher die erste Begegnung nach der gestrigen Nacht erfolgen würde, desto besser würde sie verlaufen.
    Ihre Mittagspause hatte Liselotte dazu benutzt, ein Aspirin zu nehmen und sich ein halbes Stündchen hinzulegen. Danach fühlte sie sich um vieles besser. Freilich war sie noch immer nicht ganz auf der Höhe.
    Gegen vier Uhr kam Hein Grotius in den Laden gestürmt, unbekümmert, frisch und strahlender Laune wie immer. »Liselottchen!« rief er. »Sind Sie gut nach Hause gekommen gestern abend? Aber es war ein Unsinn, die Taxe zu nehmen, wo ich Sie doch hätte nach Hause bringen können!«
    »Guten Tag, Herr Grotius«, erwiderte

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