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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Wollen Sie meinen Ausweis sehen? Er steckt in meiner Handtasche!«
    »Na so was! Und ich könnte darauf schwören, daß Till immer von seiner Gaby erzählt hat.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Das hat er so an sich. Wissen Sie, diese Gaby war seine erste Jugendliebe, er verwechselt das manchmal.«
    Als sei eben sein Stichwort gefallen, steckte Till Torsten den Kopf zur Türe herein und rief: »Gaby!«
    Liselotte warf Dr. Speelmann einen bezeichnenden Blick zu und rief, zur Küchentür gewandt: »Ja...?«
    »Ach, entschuldige, Liselotte meine ich natürlich!«
    »Macht fast nichts, ich habe es Dr. Speelmann eben erklärt!“
    »Ich wollte nur mal schauen, ob ihr endlich mit den Broten fertig seid, oder was ihr hier sonst treibt!«
    »Ihre Eifersucht ehrt mich ungeheuer«, erklärte Dr. Speelmann. »Ich bedaure nur, daß sie völlig unbegründet ist. Ihre Braut hat mir bisher nicht einmal einen Kuß gestattet!«
    »Das wäre ja wohl noch schöner! Kommt ihr jetzt endlich?«
    »Sofort, Till!« erklärte Liselotte übermütig und küßte ihn rasch auf die Wange. »Wir müssen uns nur noch die Hände waschen.«
    »Na schön, aber wir warten auf euch!«
    »Ist das nicht sehr unangenehm für Sie?« fragte Dr. Speelmann, als sie zusammen ins Badezimmer gingen. »Ich meine, daß er Gaby zu Ihnen sagt.«
    »Ach wo, an so etwas gewöhnt man sich.«
    »Sie sollten es ihm abgewöhnen, das wäre nach meiner Meinung richtiger.«
    Liselotte drehte die Hähne auf. »Wozu denn? Wenn es ihm doch Freude macht? Die Geschichte mit dieser Gaby liegt schon Jahre zurück. Das Mädchen ist inzwischen nach Amerika ausgewandert, soviel ich weiß.«
    »Trotzdem«, entgegnete Dr. Speelmann, während er die Hände einseifte. »So etwas gehört sich eben nicht.«
    »Für mich ist jetzt viel wichtiger, daß ich seinen Freunden gefalle.«
    »Da brauchen Sie sich bestimmt keine Sorgen zu machen. Für diese Burschen werden Sie eine Offenbarung sein, da bin ich sicher!«
    »Sie machen mir Mut, Doktor.« Liselotte trocknete die Hände und band dann ihr Handtuch los. »Ich werde mich jetzt noch ein bißchen hübsch machen. Aber warten Sie bitte auf mich, allein traue ich mich da überhaupt nicht rein. Das wird ein Kampf!«
    »Darf ich Ihr Torero sein?«
    »Wenn Sie mir versprechen, den Stier sofort bei den Hörnern zu nehmen!«
    »Das wird gar nicht nötig sein. Ihr Anblick genügt, um wilde Wölfe zu zähmen.«
    »Na, darauf möchte ich es dann doch nicht ankommen lassen«, sagte Liselotte lachend. Sie steckte Puderdose und Lippenstift ein, hakte Dr. Speelmann unter, und Arm in Arm gingen sie ins Wohnzimmer hinüber, wo Tills Freunde sie längst neugierig erwarteten.

    Gaby hielt sich mutterseelenallein in der Wohnung von Hein Grotius auf. Sie versuchte, es sich gemütlich zu machen, aber es wollte ihr nicht gelingen, sie war unruhig und nervös. Sie konnte sich weder entspannen noch zerstreuen, obwohl der schöne und elegante Raum Möglichkeiten genug dazu geboten hätte.
    Eine Weile saß sie in einem der trotz ihres modernen Aussehens bequemen Sessel und blätterte in einer Illustrierten, dann stand sie auf und warf sich auf die Couch. Aber bald erhob sie sich wieder, trat an den Flügel und schlug ein paar Akkorde an, klappte dann den Deckel zu, trat ans Fenster und sah auf die Straße hinaus. Was sie auch beginnen mochte, ihre Gedanken ließen ihr keine Ruhe.
    War es klug gewesen, Till Torsten zu versetzen? — Welche dumme Frage, was war denn schon dabei? Sie wußte doch genau, sie war sich dessen ganz sicher, daß es nicht schwer sein würde, alles wieder ins Lot zu bringen. Noch immer war ihr das gelungen, warum sollte es diesmal scheitern?
    Doch war es anständig gewesen? — Zugegeben, er war durch sie in eine dumme Situation geraten, gerade heute, wo er seine Freunde erwartete! Aber was tat es? Er war nicht gerade geschickt im Lügen, doch selbst ihm konnte es nicht schwerfallen, eine Ausrede zu erfinden, irgendeine, daß sie plötzlich krank geworden sei etwa, daß sie habe verreisen müssen oder etwas Ähnliches.
    Trotzdem hätte sie nicht einfach wegrennen sollen, sie hätte die Sache mit Till besprechen, ihm ihren Standpunkt klarmachen müssen! Eben das konnte sie aber nicht! Er hätte sie nicht verstanden, er würde sie niemals verstehen. Wie sollte er auch? Sie selbst wußte nicht einmal, was sie wollte. Sängerin werden freilich wollte sie, aber Till Torsten wollte sie deshalb nicht aufgeben, es wäre so gut und so beruhigend, mit

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