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Mit einem Kuss find alles an ...

Mit einem Kuss find alles an ...

Titel: Mit einem Kuss find alles an ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JENNIE LUCAS
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dem Gefühl nachgehen konnte, wurde ihr abrupt bewusst, welche Ungeheuerlichkeit er behauptete. Ihre Mutter sollte eine Baby-Diebin sein? „Nein! Meine Mutter hätte niemals …“
    Sie verstummte abrupt und schlug sich betroffen eine Hand vor den Mund. Wie oft hatte Connie sie aus dem Schlaf gerissen, um überstürzt bei Nacht und Nebel die Stadt zu verlassen? Wie oft hatten sie Wohnort, Schule und Job gewechselt und waren durch das ganze Land umgezogen, von Evanston über Lincoln nach Chicago?
    Trotz eines abgeschlossenen Medizinstudiums hatte Connie nur schlecht bezahlte, unauffällige und dazu häufig wechselnde Tätigkeiten ausgeübt. Um unauffindbar zu bleiben? Im Nachhinein schien es, als wäre sie all die Jahre ständig auf der Flucht gewesen, um zu verhindern, dass jemand sie aufspüren und ihr das Kind wegnehmen könnte …
    „Aber du hast keinen Beweis für diesen Verdacht, oder?“
    „Nicht dafür, wie es dazu kam, dass du als Tochter von Connie Abbott aufgezogen wurdest. Aber ich habe Beweise für deine wahre Identität.“ Er schaltete eine Tischlampe ein und nahm einige Papiere aus seinem Schreibtisch. Dann setzte er sich neben Lucy auf das Bett.
    Sein muskulöser Schenkel presste sich an ihr Bein, und ihr stockte der Atem.
    Massimo lächelte vage, als wüsste er von der Wirkung, die er auf sie ausübte. Für einen Mann wie ihn war es wohl ganz natürlich, Verlangen in einer Frau zu wecken. Er war schließlich ein Playboy. Sicherlich ließ er überall reihenweise gebrochene Herzen zurück, während er selbst frei und sorglos lebte und nach dem nächsten Abenteuer Ausschau hielt. Ein wenig beneidete sie ihn um seine Kaltblütigkeit.
    Er reichte ihr die Dokumente. „Das Ergebnis des DNA-Tests. Es gibt keinen Zweifel. Du bist die verlorene Tochter von Narciso und Graziella Ferrazzi.“
    Sie überflog den Text, konnte sich jedoch nicht auf die wissenschaftliche Fachsprache konzentrieren. Eine Träne fiel mit einem „Plopp“ auf das Papier.
    Meine Mutter war gar nicht meine Mutter. Sie hat mich meiner richtigen Familie gestohlen …
    Kostbare Erinnerungen, bisher sorgsam gehütet, bekamen mit einem Mal einen bitteren Beigeschmack. Connies liebevolle Umarmungen und Gutenachtküsse, der Trost und Zuspruch bei jedem aufgeschrammten Knie und jedem Kümmernis, die selbst gebackenen Kekse und der eigenhändig gebastelte Christbaumschmuck, die Heiterkeit und Liebe – all das erschien plötzlich wie Verrat.
    Seit sie vor neun Jahren gestorben war, glaubte Lucy, dass ihr kein größerer Kummer widerfahren konnte. Nun stellte sich diese Annahme als Irrtum heraus.
    Connie hatte von ihrem bevorstehenden Tod gewusst und trotzdem das Geheimnis mit ins Grab genommen, anstatt ihre Ziehtochter zu ihrem Großvater zu schicken.
    „Sie war gar nicht meine Mutter“, flüsterte Lucy bestürzt. „All die Jahre hat sie behauptet, dass sie mich lieb hat … und es war alles nur … gelogen.“
    Plötzlich erinnerte sie sich an die Nacht im Krankenhaus, in der ihre Mutter gestorben war. An den Film im Fernsehen, der in Florenz spielte; an Connies letzte Worte, mit schwindender Kraft gesprochen: Geh nach Italien . Es hatte wie ein wichtiger Auftrag geklungen. Einen Grund dafür zu nennen, dazu war sie nicht mehr gekommen.
    Lucy schloss die Augen in Gedenken an die Frau, die sie über alles geliebt hatte, und wisperte unter Tränen: „Mom …“
    Sie drückte sich das vernichtende Resultat des DNA-Tests an die Brust, legte sich zurück auf das Bett und rollte sich schützend zusammen. Sie weinte sich den Kummer von der Seele. Nur vage spürte sie Massimo neben sich, der einen Arm um sie legte und sie mit der Wärme und Nähe seines Körpers zu trösten versuchte.
    Verwirrt schreckte Lucy aus einem unruhigen Schlaf hoch, richtete sich im Bett auf und rief in Panik: „Chloe!“
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, wo sie sich befand: in ihrem Zimmer in der Villa Uccello. Offensichtlich hatte sie sich in den Schlaf geweint. Es schien mitten in der Nacht zu sein. Nur die Glut des Kaminfeuers und blasser Mondschein, der durch die Fenster hereinfiel, erhellten die tanzenden Schatten im Raum.
    „Chloe geht es gut“, sagte eine tiefe Stimme aus der Finsternis. „Sie schläft.“
    Langsam drehte sie sich um. Massimo lag neben ihr auf dem Bett. Er war voll bekleidet und wirkte hellwach, als hätte er die ganze Nacht lang über ihren Schlaf gewacht.
    „Sie ist gleich nebenan im Kinderzimmer. Amelia hat sie gefüttert und

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