Mit einem Kuss find alles an ...
den Armen und schrie etwas auf Italienisch.
„Stopp!“, rief Lucy und tippte dem Fahrer auf die Schulter. „Anhalten, bitte!“
Er warf einen fragenden Blick zu Massimo, der den Kopf schüttelte, ohne das Telefonat zu unterbrechen.
„Mi scusi, Principessa“, entschuldigte sich der Chauffeur und fuhr in zügigem Tempo weiter.
Sie drehte sich um und spähte durch das Rückfenster. Der alte Mann stand nun mitten auf der Straße und starrte der Luxuslimousine hinterher. Als ihm klar wurde, dass sie nicht anhielt, barg er das Gesicht in den Händen, in einer anrührenden Geste der Verzweiflung.
Aufgebracht wirbelte Lucy auf dem Sitz herum, gerade als Massimo sein Handy zuklappte. „Hast du nicht gemerkt, dass dir der alte Mann nachgerufen hat?“
„Er hat nicht mich gemeint“, entgegnete er in gelangweiltem Ton, wobei er einen Laptop aus einer schwarzen Aktentasche nahm. „Er will dich.“
„Mich?“ Erneut wandte sie den Kopf nach hinten. Der Alte war kaum noch zu sehen. „Wieso das denn?“
„Dieser Mann ist dein ‚ehrwürdiger‘ Großvater.“
„Mein … Großvater?“, stammelte sie betroffen. „Und du lässt ihn einfach auf der Straße stehen? Bist du verrückt geworden?“ Sie rüttelte den Chauffeur an der Schulter und rief verzweifelt: „Stopp!“ Da er nicht reagierte, zerrte sie Massimo am Arm. „Lass ihn anhalten! Wir müssen umkehren! Hast du nicht gesehen, dass der Mann Hilfe braucht?“
„Eher hacke ich mir beide Hände ab, als dass ich auch nur einen Finger für ihn rühre.“
Schockiert von den harten Worten und dem grimmigen Ausdruck auf seinem Gesicht sank sie in das Polster und flüsterte: „Wie kannst du nur so herzlos sein? Er ist alt und krank und wird sterben …“
„Schade, dass er so lange dafür braucht.“ Sie rang nach Atem. „Hast du überhaupt keine menschliche Regung?“ „Nein. Die hat Giuseppe Ferrazzi mir vor zwanzig Jahren genommen.“ Das wilde Funkeln in seinen Augen machte Lucy geradezu Angst. „Was hat er denn getan?“ Tonlos erwiderte Massimo: „Er hat meine Familie ruiniert. Er hat …“ Abrupt verstummte er.
„Was denn?“
„Das ist jetzt egal. Aber in jeder Stunde, die ihm auf dieser Welt noch bleibt, soll er die Konsequenzen spüren. Ich habe ihm seine geliebte Firma genommen. Seine Familie. Einfach alles.“
Sie presste die Lippen zusammen. Was konnte ihr Großvater schon verbrochen haben? Sie wollte nicht glauben, dass dieser arme alte Mensch Massimos Familie vernichtet hatte. Es musste sich um ein furchtbares Missverständnis handeln. Ihr Beschützerinstinkt erwachte. „Du kannst nicht erwarten, dass ich meinen Großvater einfach sterben lasse!“
„Ich verlange, dass du die Bedingungen unserer Vereinbarung einhältst. Welchen Teil von ‚ehren und gehorchen‘ hast du nicht verstanden?“
Sie murrte: „Denselben Teil, den du von ‚achten und lieben‘ nicht verstanden hast.“
„In diesem Punkt dulde ich keine Diskussion, Lucia. Wenn du mir nicht gehorchst, wenn du Giuseppe Ferrazzi in irgendeiner Form kontaktierst, ist unsere Ehe zu Ende. Das habe ich dir bereits deutlich gesagt.“
Sie schluckte schwer. Ihre und vor allem Chloes ganze Zukunft standen auf dem Spiel. Wie konnte sie das Wohl ihrer Tochter gefährden wegen eines alten sterbenden Mannes, den sie nicht einmal kannte?
Und doch … wie sollte sie mit ihm im selben Dorf leben in dem Wissen, dass er verarmt, allein und ungeliebt dahinsiechte?
„Aber er ist mein Großvater“, wisperte sie und wandte den Kopf zum Fenster.
Ein langes Schweigen folgte.
Schließlich verkündete Massimo: „Wir werden bald in Rom ankommen. Du solltest dich lieber darauf konzentrieren. Und auf Wentworth. Weißt du, warum er dich verlassen hat?“
Sie blinzelte heftig und wischte sich Tränen aus den Augen. „In seinem Abschiedsbrief stand, dass er eine andere liebt.“
„So könnte man es auch sehen“, murmelte er sarkastisch. „Er hat ein besseres Angebot bekommen. Eine frühere Geliebte wollte ihn plötzlich zurück. Seine Chefin, Violetta Andiemo.“
„Die Modedesignerin?“
„Er legt großen Wert auf den Wohlstand und Luxus, den sie ihm bieten kann. Als sie ihn gefragt hat, ob er während ihrer jahrelangen Trennung anderweitig liiert war, hat er verneint und behauptet, er hätte sich die ganze Zeit nach ihr verzehrt.“
Betroffen flüsterte Lucy: „Ist das wirklich wahr?“
Er nickte grimmig. „Violetta Andiemo ist fünfundvierzig. Daher wacht sie eifersüchtig
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