Mit einem Kuss find alles an ...
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Amelia öffnete eine Tür auf dem Korridor im ersten Stock. „Das Kinderzimmer.“
Lucy traute ihren Augen nicht. Der Raum war ein Traum in Pink und Weiß. Große Fenster boten einen Ausblick auf den See und die fernen Hügel, hinten denen die Sonne gerade unterging. Der pinkfarbene flauschige Teppich war wie geschaffen für ein Baby im Krabbelalter. An einer Wand stand ein weißes Gitterbett mit blassrosa Bettwäsche. Direkt gegenüber befand sich ein großes Regal mit unzähligen Kinderbüchern. Brandneue Spielsachen quollen aus einer riesigen antiken Truhe hervor, und im Kleiderschrank hingen fein säuberlich die hinreißenden Babysachen aus Mailand.
Der Einkaufsbummel in Mailand, für Lucy der wundervollste Vormittag in ihrem bisherigen Leben, war nichts weiter als ein Bestechungsversuch, um sie zu bewegen, sich als Lucia Ferrazzi auszugeben.
Chloe entdeckte die Truhe und strampelte heftig, weil sie unbedingt mit den Sachen spielen wollte.
Lucys Kehle war wie zugeschnürt. Wie sehr gönnte sie ihrem Baby dieses märchenhafte Zimmer! Liebend gern hätte sie es in dieser luxuriösen Umgebung aufgezogen. Doch dazu hätte sie mit einem Ungeheuer verheiratet bleiben müssen. Schlimmer noch, sie wäre selbst zu einem Ungeheuer geworden, das andere Menschen verletzte. „Tut mir leid, Liebes“, flüsterte sie den Tränen nahe. „Aber ich kann dir das alles nicht geben.“
„Es wird ja schon dunkel“, bemerkte Amelia. Sie schaltete die Deckenlampe ein, die wie ein Blumenstrauß aus weißen und rosa Blüten aussah, und streckte die Arme nach Chloe aus. „Darf ich ein bisschen mit ihr spielen? Wo sie doch jetzt meine Cousine ist, müssen wir uns kennenlernen.“
Lucy wusste, dass sie keine Freundschaft gestatten durfte. Sie musste bekannt geben, dass sie nicht Lucia Ferrazzi war, und dieses Haus schleunigst verlassen. Sie konnte das Schweigegeld nicht annehmen, das ihr der Ehevertrag zusicherte.
Sie beabsichtigte, nach Chicago zurückzukehren. In ihre kalte schäbige Wohnung mit dem zerschlissenen Teppich – sofern der Vermieter ihr genügend Zeit ließ, um die rückständige Miete zu zahlen. Zu der dürftigen Secondhand-Kleidung. Zu den mehrfachen Jobs ohne Aufstiegsmöglichkeiten, die ihr kaum Zeit ließen, ihre Tochter zu sehen.
Wenn ich Darryl bitte, gibt er mir vielleicht den Job in der Tank stelle zurück.
„Lucia?“
Den Tränen nahe, übergab sie Chloe ohne ein Wort.
„Da drüben ist Ihr Zimmer.“ Amelia deutete mit dem Kopf zu einer Tür, bevor sie sich mit Chloe vor die Spielzeugtruhe setzte. „Massimo hat sich gedacht, dass Sie direkt neben dem Kinderzimmer schlafen wollen. Deshalb hat er es neu herrichten lassen.“
Lucy wusste, dass sie es sich nicht ansehen sollte. Warum sich einen Vorgeschmack von etwas geben, das sie nicht haben durfte? In wenigen Stunden würde sie nach Chicago zurückkehren, in das wahre Leben, das ihr vom Schicksal vorherbestimmt war. Weshalb sich also nach einer unerfüllbaren Fantasie verzehren?
Sie zögerte. Richtig oder falsch, sie brannte darauf zu erfahren, wie Massimo ihr Zimmer eingerichtet hatte, ohne sie zu kennen. Auch wenn es noch so wehtat. Sie ließ Amelia und Chloe auf dem Teppich spielen und öffnete die Tür.
Es war dunkel. Nur das Licht aus Chloes Zimmer fiel in den Raum, der riesig wirkte. An der hohen Decke hing ein Kristalllüster. Schwere Gardinen verhüllten die Fenster. Blaue und weiße Fliesen, die wie feines Porzellan aussahen, zierten den Boden. In einer Ecke stand ein Waschtisch aus dunklem Holz – offensichtlich eine wertvolle Antiquität. Kostbare, in Leder gebundene Bücher nahmen eine ganze Wand ein.
Lucy trat ein, inspizierte den begehbaren Kleiderschrank und fand darin die hochaktuellen Designerkleider und Schuhe aus Mailand, fein säuberlich geordnet. Auf der anderen Seite waren elegante Anzüge und Herrenschuhe aufgereiht.
Dieses traumhafte Schlafgemach war also nicht für Lucy allein gedacht …
9. KAPITEL
„Du hast mir wieder einmal nicht gehorcht“, verkündete eine tiefe Stimme leise und grimmig.
Lucy wirbelte zu Massimo herum, doch in diesem Moment fiel die Tür zu Chloes Zimmer ins Schloss und tauchte den Raum ins Dunkel. Sie hörte langsame Schritte auf dem Teppich, hörte ihr Herz pochen. „Du bist ein Lügner“, stieß sie atemlos hervor, „und ich gehe zurück nach Chicago.“
Unvermutet riss er sie an sich, drückte sie fest an seinen heißen Körper.
Es war zu dunkel, um seine Miene zu
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