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Mit einem Pferd durch dick und dünn

Mit einem Pferd durch dick und dünn

Titel: Mit einem Pferd durch dick und dünn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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sagte Bille kleinlaut. „Er ist eben an eine starke Männerhand gewöhnt —und an wesentlich mehr Gewicht im Sattel.“
    „Ja, deshalb wollte ich ja, daß du dich mal mit ihm auseinandersetzt. Laß ihn erst warm werden, ich beschäftige mich derweil mit Simon.“
    Bille trieb Lohengrin in einen starken Trab, ritt ein paar Volten und Zirkel, wechselte auf dem Zirkel und galoppierte an. Ich werde dich schon auf Touren bringen, alter Knabe, dachte sie und freute sich an den allmählich immer weiter ausgreifenden Sprüngen ihres Pferdes. Lohengrins Bewegungen waren gleichmäßig und schön, wenn er erst einmal aus seiner
    Schlafmützigkeit erwacht war.
    Herr Tiedjen arbeitete mit Simon und Pünktchen in der Mitte der Bahn. Er sprach verhalten, gerade so laut wie nötig, um das Schnauben und den Hufschlag der Pferde zu übertönen. Dies waren für Bille die Augenblicke eines tiefen Glücksgefühls: die Konzentration auf die Arbeit mit dem Pferd, die sich in Herrn Tiedjens Gegenwart automatisch einstellte, egal wie verärgert, nervös oder unlustig man vorher gewesen war. Alle anderen Gedanken, die Schule, der Umzug, die Familie, die Freunde wichen zurück und lösten sich in nichts auf, waren einfach nicht mehr vorhanden.

    Während Herr Tiedjen mit Bille und Simon in der Bahn arbeitete, hatten es sich die anderen im Stall gemütlich gemacht.
    „Endlich Ruhe!“ hatte Florian geseufzt, als Bille den Stall verlassen hatte.
    Er kramte in seiner Jackentasche nach einem kleinen Schreibblock und einem Kugelschreiber und hockte sich mit angezogenen Beinen auf die Futterkiste. Während Bettina wieder und wieder Sternchens Mähne bürstete und Daniel auf einem umgestülpten Tränkeimer hockend lateinische Vokabeln paukte, starrte Florian in die Luft und legte grübelnd die Stirn in Falten.
    „Haste schon was?“ Karlchen trat neugierig näher und versuchte, Florian über die Schulter zu schauen.
    „Pst!“ machte Florian ärgerlich. „Stör mich nicht, ich muß nachdenken!“
    „Was macht ihr beiden da eigentlich?“ Daniel schaute von seinem Heft auf.
    „Geheimnis“, Florian sah auf seinen großen Bruder hinunter, dann warf er Karlchen einen vielsagenden Blick zu.
    Karlchen wies mit dem Kopf zu Zottels Box hinüber, unddie beiden Jungen verschwanden tuschelnd hinter den breiten Rücken der beiden Ponys.
    „Weißt du, was die aushecken?“ fragte Daniel Bettina, nun erst recht neugierig geworden.
    Bettina kicherte.
    „Ich glaube, sie dichten — für die Hochzeit. Sie wollen was vortragen.“
    „Welche Hochzeit?“
    „Na, die von Billes Eltern, du weißt doch. Jetzt zu Weihnachten.“
    „Ach so, ja, hatte ich ganz vergessen.“ Daniel vertiefte sich wieder in seine Vokabeln. Plötzlich sah er auf. „Sagtest du dichten? Da bin ich gespannt!“
    Aus Zottels Box hörte man glucksende Lacher.
    „Das ist gut — schreib das: ,Wer nimmt im Laden jede Hürde
    — trägt Katastrophen stets mit Würde — und scheut zurück vor keiner Bürde... Bürde... Bürde...’“
    „Frau Abromeit , des Dorfes Zürde !“
    „Was soll denn das sein?“
    „Na, Zierde! Das ist eben die dichterische Freiheit“, ließ Florian sich vernehmen.
    Daniel und Bettina grinsten sich an.
    „Wird es nicht Zeit, daß du Asterix sattelst? Bille und Simon müssen gleich fertig sein“, mahnte Bettina.
    Daniel stand auf und setzte sich stöhnend. Dann warf er mit einem lässigen Schwung Asterix den Sattel auf den Rücken. Asterix, der gerade gedöst hatte, schnaubte ärgerlich.
    Vom Hof her klang Hufgetrappel herein.
    „Sie kommen! Menschenskind, Florian, du hast Bongo noch nicht gesattelt!“
    Florian fuhr verwirrt auf. Verdammt, eben hatte er einen so guten Einfall gehabt, und nun war er weg! Na, hilft nichts, Herrn Tiedjen durfte man nicht warten lassen. Es war ohnehin eine große Ehre für die Henrich-Kinder, daß der berühmte Springreiter ihnen Unterricht gab.
    In fliegender Hast sattelte Florian sein Pferd. Er zog den kleinen Rappen am Zügel aus dem Stall und hetzte in großen Sprüngen hinter Daniel und Asterix her. Bettina, die noch Anfängerin war, kam erst eine halbe Stunde später dran und konnte sich Zeit lassen.
    Daniel ließ Asterix kräftig traben, als Florian mit Bongo hereinkam. Florian führte sein Pony am Zügel in die Mitte der Bahn, rannte zurück, um das Tor zu schließen und stolperte hastig wieder zu Bongo. Dabei warf er Herrn Tiedjen einen schuldbewußten Blick zu.
    Bongo wirkte verärgert.
    Florian griff nach dem

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