Mit einer Prise Glück und Liebe
einfach anzusehen. Dann dreht er sich um, sieht mich durch die Glasscheibe in der Tür und lächelt.
Ich öffne die Tür und trete hinaus. »Hi.« Es klingt ein bisschen atemlos.
»Hi.« Ein leicht wehmütiges Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. »Ich hoffe, ich bin nicht zu früh dran.«
»Nein. Ich neige dazu, zu allem zu spät zu kommen, deshalb achte ich besonders darauf, frühzeitig fertig zu sein. Damit habe ich meinen Exmann regelmäßig in den Wahnsinn getrieben.« Ich sehe ihn an. »Oh, tut mir leid. Eigentlich gehöre ich nicht zu den Leuten, die ständig über ihre Expartner reden. Ich meine, nicht dass wir … äh«, stammle ich, hebe die Hände und lasse sie wieder sinken.
Er tritt einen Schritt näher und nimmt meine Hand. »Bist du nervös?«
Ich lache. »Was hat mich verraten?«
Er hebt meine Hand an den Mund und drückt einen Kuss in meine Handfläche. Augenblicklich werde ich ruhiger. »Ich bin auch nervös«, räumt er ein. »Aber ich habe eher das gegenteilige Problem und weiß nie so recht, was ich sagen soll. Manchmal neige ich dazu, Vorträge zu halten und endlos über so spannende Dinge wie die mathematischen Strukturen von Kompositionen oder die Besonderheiten von Violinisten aus dem achtzehnten Jahrhundert zu schwadronieren, die kein Mensch kennt.«
»Oh, bitte, Sir, sprechen Sie weiter.«
Er zeigt auf den Picknickkorb in seiner Hand. »Deshalb habe ich auch viel zu viel zu essen vorbereitet. Falls uns nichts einfällt, worüber wir reden könnten.«
»Dieses Problem hast du mit mir nicht.« Ich lächle. Mit einem Mal ist es, als hätten wir uns einander genähert, ohne uns zu bewegen – so nahe, dass für nichts und niemanden mehr Platz ist. Er lässt meine Hand los und erspart uns damit die Peinlichkeit, instinktiv spüren zu müssen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um loszulassen.
Der Park ist nur wenige Häuserblocks entfernt. »Du hattest heute das erste Mal sonntags geöffnet, stimmt’s?«, fragt er. »Ich habe die Flyer gesehen.«
»Wo denn?«
»Im Bioladen in Manitou.«
»Läufst du etwa?«
»Dort oben trifft man auch viele, die wandern.«
»Aber nicht so früh.«
Er legt den Kopf schief. »Ich schon. Ich habe auf der Highschool mit dem Laufen angefangen und es all die Jahre betrieben.«
»Gehörst du zu diesen Superehrgeizigen, die Marathons laufen und solche Dinge?«
»Nein, überhaupt nicht.« Er grinst. »Du klingst, als würdest du auf dem Absatz kehrtmachen und wieder nach Hause gehen, wenn ich Ja gesagt hätte.«
»Sagen wir einfach, ich hatte ein paar Begegnungen mit ambitionierten Extrem-Läufern. Man muss schon eine ganz bestimmte Art von Persönlichkeit haben, um so etwas gern zu tun.«
»Das stimmt. Was ist mit dir? Alle hier scheinen irgendeinen Sport zu betreiben. Du auch?«
»Wann denn?«, sage ich kopfschüttelnd. »Ich bin Kleinunternehmerin.«
»Auch eine Art Extremsport.«
Mittlerweile haben wir den Park erreicht und finden ein hübsches Fleckchen unter einem Baum. Jonah zieht eine grün-weiß karierte Tischdecke heraus und breitet sie auf dem Boden aus. »Nach dir«, sagt er. Wir lassen uns im Schneidersitz auf der Decke nieder. Er trägt eine Sonnenbrille, und auch ich ziehe meine heraus und setze sie auf. Über uns rauschen die Blätter der Ulmen und Pappeln sanft im Wind, und in der Ferne ragen die Berge empor, dunkelblau und massiv.
Während Jonah die Fressalien aus dem Korb holt, spielen sich die Musiker in der wie eine halb offene Muschel geformten Open-Air-Bühne warm. Es hat sich ein buntes Völkchen eingefunden – ich sehe einige Stammkunden in Freizeithosen und Wanderblusen. Einige Frauen tragen einen Rock zu ihren derben Sandalen, die Mehrzahl jedoch ist in praktischer Freizeitkleidung erschienen.
Zwei Männer bleiben stehen, um Jonah zu begrüßen – ein freundlicher Typ mit beginnender Glatze, der als Bassist beim Orchester mitspielt, und ein Bodhran-Trommler mit einem langen grauen Pferdeschwanz und einem reich bestickten Hemd. Sie nicken mir höflich zu. »Das ist meine Freundin Ramona«, stellt Jonah mich vor.
Er packt Käse und Cracker aus, scharf gefüllte Eier, Schokoladenkuchen, dreierlei in Dreiecke geschnittene Sandwiches, Bananen und Clementinen und zwei Gläser für den Wein, der in einem Seitenfach steckt. Ich sehe, dass sich noch mehr Schätze in den Tiefen seines Korbs verbergen. »Du meine Güte, allmählich kriege ich Angst. Erwarten wir die sechste Brigade zum Essen?«
Er lacht. »Ich habe
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