Mit einer Prise Glück und Liebe
Leute.«
»Danke.« Ich umarme ihn.
ACHTUNDDREISSIG
Ramona
A ls ich nach Hause komme, finde ich einen Zettel von Katie, sie sei zum Laden an der Ecke gegangen. Bei der Vorstellung, dass sie ihrer Mutter den Brief mit dem Geld schickt, blutet mir das Herz, aber mir ist klar, dass ich mich nicht einmischen darf.
In der Zwischenzeit rufe ich eine der Nummern an, die Cat mir gegeben hat. Der Klempner verspricht, in einer Stunde da zu sein und einen Blick auf den Boiler zu werfen. Damit bleibt mir nicht allzu viel Zeit, um mich für das Abendessen herzurichten. Ich springe unter die Dusche (die von einem normalen Haushaltsboiler gespeist wird), wasche mir die Haare und rasiere mir die Beine. Das Handtuch noch um den Kopf geschlungen, schlüpfe ich in ein einfaches Sommerkleid und Flipflops, schenke mir ein Glas Eistee ein und pfeife nach Merlin, der mir brav in den Garten folgt. »Wieso hat Katie dich nicht mitgenommen?«
Er sieht auf und bellt leise. Ich nicke, als hätte ich genau verstanden, was er mir sagen will. »Ich bin so froh, dass du aufgetaucht bist und dich um sie kümmerst.«
Ich setze mich auf die Bank im Schatten, kämme mein Haar aus und lasse es an der Luft trocken, damit es diesen herrlichen Duft frisch gewaschener Wäsche bekommt. Die Hitze hängt schwer über dem Garten. Irgendwo hinter mir zirpt eine Grille. Die ganze Stadt scheint Siesta zu machen; genau das sollte ich auch tun. Ich lehne mich zurück, lasse den Kopf gegen den Baumstamm hinter mir sinken und schließe für einen Moment die Augen. Nur eine Minute.
Merlin gibt ein leises Bellen von sich, als würde er mit jemandem reden, doch ich bin bereits so tief im Halbschlaf, dass mein Gehirn einen wirren Traum heraufbeschwört. Meine Großmutter sitzt neben mir auf der Bank. Ihr Geruch nach Talkumpuder und frisch gemahlenem Kaffee, den sie so liebte, steigt mir in die Nase. »Er ist ein braver Hund.«
»O ja, er kümmert sich um uns alle. Er muss eine alte Seele sein.«
»Allerdings.« Eine Brise weht durch ihr kurz geschnittenes graues Haar. Sie wendet sich mir zu und legt ihre Hand auf meine. »Du musst Sofia anrufen. Jetzt gleich.«
Ich fahre so abrupt hoch, dass ich beinahe von der Bank falle. Merlin hebt den Kopf und wedelt bedeutungsvoll mit dem Schwanz. Blinzelnd versuche ich, mich aus den Fängen meines Traums zu befreien und einen klaren Kopf zu bekommen. Trotzdem hängt mir noch immer dieser Geruch nach Talkumpuder und Kaffeebohnen in der Nase. Ich reibe mir kräftig das Gesicht, nehme mein Telefon und sehe auf die Uhr. Es ist vier Uhr, sprich, fünf Uhr in San Antonio. Wahrscheinlich sitzt Sofia gerade beim Abendessen.
Trotzdem. Ich bin zwar nicht so abergläubisch wie andere Mitglieder meiner Familie, aber eine so klare Anweisung im Traum kann ich nicht einfach ignorieren. Schon gar nicht, da mich seit einiger Zeit ständig dieses mulmige Gefühl begleitet. Ich trinke einen Schluck Eistee und drücke die Kurzwahltasten von Sofias Nummer.
Sie geht nicht an den Apparat. Stattdessen springt ihre Voicemail an. »Hi, hier ist Sofia. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht oder schicken Sie mir eine SMS.«
»Ich bin’s, Mom. Ruf mich zurück, okay?«, sage ich.
Sicherheitshalber schicke ich ihr noch eine SMS.
Ich denke gerade an dich. Ist alles in Ordnung?
Zu meiner Verblüffung kommt Sekunden später die Antwort:
Kein guter Zeitpunkt. Verrückter Tag. Oscar geht es schlecht. Rufe dich morgen an. Bin zu müde zum Reden.
Verrückter Tag? Was bedeutet das? Ich schreibe zurück:
Ist mit dem Baby alles in Ordnung?
Vorwehen. Falscher Alarm. Aber es geht uns gut. Mach dir keine Sorgen.
Mein Telefon läutet. Diesmal ist es der Installateur. »Wir treffen uns vor dem Haus«, sage ich und schicke Sofia eine letzte SMS:
Okay. Ich bin jederzeit für dich da. Melde dich. Ich liebe dich.
Wie vorhergesehen, muss ein neuer Boiler bestellt werden, und obwohl er davon ausgeht, dass er morgen geliefert werden kann, wird er ihn erst am Montag einbauen können.
Wenngleich ich darauf gefasst war, macht es das Ganze nicht besser. Ich nicke, fest entschlossen, mich wie eine erwachsene Geschäftsfrau zu benehmen und nicht in Tränen auszubrechen. Was würde Cat an meiner Stelle tun?, überlege ich. Der Gedanke verleiht mir neuen Mut. Ich kreuze die Arme vor der Brust. »Dieses Ding ist erst ein paar Jahre alt. Wie ist das möglich?«
Er runzelt die Stirn. »Sieht ganz so aus, als wäre er schon beim Einbau beschädigt gewesen. Sehen Sie
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