Mit einer Prise Glück und Liebe
ineinander verliebt? Cool.«
Das mag ich so an dieser jungen Generation: Für sie stellen gemischtrassige oder homosexuelle Beziehungen oder irgendwelche Varianten davon keinerlei Problem dar. Liebe ist Liebe. Das ist alles, was zählt. »Allerdings. Und seitdem sind sie zusammen.«
»Wie alt warst du damals?«, fragt Katie, als spüre sie die unterschwellige Spannung am Tisch.
»Fünfzehn.«
»Wieso bist du schwanger geworden? Hast du kein Kondom benutzt?«
Ich lache leise. »Nein. Aber genau das hätte ich tun sollen. Leider gab es sie damals nicht an jeder Straßenecke, und man hat nicht so offen darüber geredet.«
Sie zuckt die Achseln und spießt ein Stück Spargel auf. »Ziemlich dämlich.«
Aus irgendeinem Grund trifft mich ihre Bemerkung mitten ins Herz. Nicht dass ich etwas bereuen würde. Wie könnte ich bereuen, das schönste Geschenk meines Lebens bekommen zu haben? Trotzdem erhasche ich für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick darauf, wie mein Leben hätte verlaufen können. Ein anderes Leben. Ein anderes Ich.
Aber dann denke ich daran, wie Jonah mich in Poppys Garten küsste. Ich denke an Sofia, wie sie in der Bäckerei saß und ihren ausladenden Babybauch streichelte, als der Anruf kam. Ich denke daran, dass ich Katie niemals begegnet wäre. »Nichts passiert ohne Grund.«
Katie sieht mich an. Wieder fällt mir auf, dass der Ausdruck in ihren Augen zu alt für ihr Gesicht ist. »Nicht alles.«
»Nein, daran glaube ich auch nicht«, stimmt Lily zu. »Die Leute treffen Entscheidungen. Das macht das Leben aus. Entscheidungen. Die Wahl zu haben.«
»Aber auch das Schicksal spielt eine Rolle, Mom, das kannst du nicht abstreiten.«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein, das sehe ich anders.«
Ich gehe nicht weiter darauf ein.
»Dieses Mädchen darf nicht länger allein dort unten bleiben. Ich fliege nach Texas«, sagt meine Mutter nach ein paar Minuten.
»Wann?« Katie sieht sie bestürzt an. »Nächste Woche findet doch die Blumenausstellung statt.«
»Ach, es wird wieder eine geben, Schätzchen. Dein Dad ist in einem fürchterlichen Zustand, und Sofia ist hochschwanger und schafft das nicht allein.«
»Aber wir haben es doch schon vor einem Monat geplant. Ich habe es dick und fett in meinen Kalender geschrieben.«
Ich lege meine Hand auf ihre. Abrupt reißt sie sie zurück, so dass sie beinahe ihr Wasserglas umwirft.
»Reiß dich zusammen, Fräulein«, weist meine Mutter sie eisig zurecht. Schlagartig muss ich wieder an meinen hysterischen Ausbruch in Castle Rock vor all den Jahren denken.
»Mom, sie ist enttäuscht.«
»Du hast es mir versprochen.« Katies Stimme schwillt an. »Und jetzt brichst du dieses Versprechen.«
»Sprich gefälligst leiser.«
Ich hebe eine Hand, um zu schlichten. »Hey, wir wollten uns doch amüsieren. Lasst uns essen. Wir reden später in Ruhe über alles, okay?«
»Ich verstehe nicht, wieso du nicht noch ein paar Tage warten kannst.«
Meine Mutter legt ihre Gabel beiseite. Ich sehe ihr an, dass sie die Wogen glätten will, aber sie sagt genau das Falsche. »Wenn du erst einmal älter bist, wirst du es verstehen.«
»Oh«, sagt Katie mit gefährlich leiser Stimme. »Verstehen, wieso Erwachsene nie das tun, was sie sagen? Gar nie?« Sie steht auf. Tränen glitzern in ihren Augen. Sie schleudert ihre Serviette auf den Tisch und stürmt hinaus. Ich sehe die missbilligenden Blicke der anderen Gäste. Am liebsten würde ich ihnen eine schallende Ohrfeige verpassen, einem nach dem anderen, und ihnen ins Gesicht schreien, dass sie keine Ahnung haben, was dieses Mädchen durchgemacht hat, wie stark sie ist.
»Was ist nur los mit diesem Mädchen?«, fragt Lily.
»Mom, sie ist dreizehn. Ihr ganzes Leben ist aus den Fugen geraten, außerdem fahren ihre Hormone Achterbahn. Nicht jeder ist kalt wie Hundeschnauze, so wie du.«
Sie starrt mich an. »Was soll das denn heißen? Selbstbeherrschung ist nicht dasselbe wie Kälte, Ramona. Aber genau das wirst du mit deinem ewigen Hang zum Drama nie verstehen.«
Ich zwinge mich, ruhig durchzuatmen, dann nehme ich ihre Hand. »Tut mir leid, aber es war ein harter Tag heute.« Ich halte inne. »Bitte flieg nach Texas«, sage ich so ruhig, wie ich nur kann. »Ich bin halb verrückt vor Sorge um Sofia, aber ich kann nicht weg. Ich kann die Bäckerei im Moment nicht allein lassen.«
»Oh, Ramona.« Sie nimmt meine Hand. »Das tue ich doch gern. Und jetzt geh und hol Katie. Sag ihr, dass es mir leidtut. Vielleicht kannst du sie
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