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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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niemandem weiter. Ich straffe die Schultern und gehe in den zweiten Stock hinauf, wo es so stickig ist, dass ich als Erstes in Sofias Zimmer gehe und die Fenster aufreiße. Eine Brise weht herein und vertreibt den abgestandenen Geruch.
    Katies Tür ist zu. Ich klopfe an. »Katie? Darf ich reinkommen?«
    »Nein. Ich will nicht mit dir reden.«
    Ich warte einen Moment. »Ich muss aber mit dir reden.«
    »Nein!«, schreit sie. Ich öffne trotzdem die Tür. »Geh raus«, schreit sie, als ich eintrete, und wirft ein Kissen nach mir.
    Ich fange es auf und bleibe stehen. Die Balkontür steht weit offen, so dass es eine Spur kühler ist als in Sofias altem Zimmer. »Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe.«
    Sie liegt auf dem Bett, rollt sich auf die Seite und zieht sich das Kopfkissen über den Kopf. »Geh weg.«
    Merlin sitzt neben dem Bett Wache. Er hechelt leise, was sein Gesicht aussehen lässt, als würde er grinsen. Ich denke an diesen Tag zurück, an meinen hysterischen Anfall, nachdem meine Mutter mich aus Jonahs Plattenladen gezerrt hatte. Ich weiß noch genau, wie erschöpft ich war, völlig fertig und überwältigt von meiner Schwangerschaft, meinen Hormonen und der ganzen schrecklich unfairen Welt. Wie viel mieser muss Katie sich in diesem Moment fühlen!
    »Du brauchst nichts zu sagen, Katie, aber ich will darüber reden. Nimm das Kopfkissen weg. Bitte.«
    Sie schiebt es beiseite, so dass ihr tränennasses Gesicht unter dem wilden Haarschopf zum Vorschein kommt. Ich sehne mich verzweifelt danach, es mit den Händen zu zerzausen, ihren Kummer fortzustreicheln, aber ich traue mich nicht. Plötzlich fühle ich mich wie meine Mutter, die hilflos vor mir steht und nichts tun kann, um meinen Kummer zu vertreiben. Mir blutet das Herz. »Ich wünschte, es wäre nicht alles so schlimm für dich, Schatz. Ich wünschte, ich hätte einen Zauberstab und könnte dafür sorgen, dass alles anders ist. Aber das kann ich nicht. Niemand kann dafür sorgen, dass du glücklich bist. Nur du selbst.«
    Sie setzt sich auf, stützt sich auf den Ellbogen ab und starrt mich voller Verachtung an. Noch immer glitzern die Tränen in ihren Augen. »Ja, ja.«
    »Tut mir leid, das war idiotisch.«
    »Dieses Geschwafel habe ich schon Tausende Male gehört«, sagt sie, ohne den Blick von mir zu wenden. Wieder fällt mir auf, wie erwachsen sie wirkt. »All das ist nichts Neues für mich, auch wenn du dich noch so sehr anstrengst.« Sie hält inne. »Am Ende wird alles gut werden«, ätzt sie in sarkastischem Singsang. »Gott hat einen Plan. Das Leben ist das, was du daraus machst.«
    Ich würde ihr so gern sagen, dass ich nur zu gut verstehe, wie es ist, nicht zu Hause sein zu dürfen, allein unter Menschen zu sein, die man zwar mag, in deren Gegenwart man sich aber trotzdem ein bisschen unbehaglich fühlt, und vor scheinbar unüberwindbar hohen Mauern zu stehen. Aber – und dies ist das erste Mal, dass es mir bewusst wird – ich hatte eine Reihe von Vorteilen, die ihr verwehrt geblieben sind.
    Trotzdem kann ich ihr für den Moment nicht mehr Trost bieten. »Wie wäre es mit: Du trägst keine Schuld daran, dass das passiert ist? Oder: Dein Dad liebt dich, aber er hat schreckliche Angst? Oder: Du hast hier ein Zuhause, bist in Sicherheit und liegst mir sehr am Herzen?«
    »Wie du meinst«, sagt sie mit ruhiger Stimme und durchbohrt mich mit ihrem Blick. »Kann ich jetzt wieder allein sein?«
    Meine Mutter und Poppy hatten mich an diesem Abend ins Bett gesteckt und mich meinem Kummer überlassen. Dasselbe kann ich auch für sie tun. »Okay. Gute Nacht, Schatz.«

FÜNFZIG
    Katie
    N achdem Ramona verschwunden ist, setzt Katie sich auf und starrt aus dem Fenster. Über ihr kreist der Ventilator. Bald wird Ramona zu Bett gehen.
    Plötzlich scheint sie wieder die Realität erkennen zu können, nachdem sie die letzten Wochen und Monate in einer Blase gelebt hat – einer rosa Blase aus herrlichen Gerüchen, Blumen, hübschen Kleidern und dem Duft nach frisch gebackenem Brot. Aber heute Abend ist diese Blase zerplatzt, und sie erkennt, wie dumm sie war. Sie hat zugelassen, dass sie genauso verweichlicht wie diese Cheerleaderinnen in den großen Villen im Zentrum von El Paso. Häuser wie dieses, denkt sie.
    Kein Wunder.
    Wenn man die Zügel schleifen lässt, kann es nur schlimm enden. Wieder und wieder hat Katie diese Lektion gelernt, so oft, dass sie es inzwischen eigentlich wissen müsste. Aber sie ist weich geworden, wie damals als

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