Mit einer Prise Glück und Liebe
kleines Mädchen, bevor ihr Dad in den Irak geschickt wurde. Dann hatte auch ihre Mutter ihren Einsatzbefehl bekommen, und Katie war zu ihrer Großmutter gezogen. Nach einer Weile waren alle wieder nach Hause zurückgekehrt, und das Leben war schön und angenehm gewesen, bis ihre Eltern sich ständig gestritten und sich schließlich getrennt hatten. Das war der Moment gewesen, als Katie gelernt hatte, für sich selbst zu kämpfen; damals, als ihre Mutter das erste Mal Drogen genommen hatte. Nach ihrem Umzug zu Dad und Sofia, direkt nach ihrer Hochzeit, als ihr Dad in Fort Bliss stationiert gewesen war, hatte alles gut funktioniert. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie mit Sofia warm geworden war, aber Sofia konnte gut kochen, und Katie war erst neun gewesen und hatte ständig Hunger gehabt.
Und jetzt ist sie erneut weich geworden. Ihre Mom mag nicht die tollste Mutter der Welt sein, aber zumindest hat sie Katie beigebracht, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
Und mal ganz ehrlich, was hat sie sonst schon im Leben? Ihren Feigling von Vater, der versucht hat, sich das Leben zu nehmen? Wieder treibt ihr allein der Gedanke daran die Zornesröte ins Gesicht. Wie konnte er ihr so etwas antun? Ihre Gefühle drohen ihr förmlich die Luft abzuschnüren, selbst jetzt noch, nachdem sie sich zwei Stunden lang die Augen aus dem Kopf geweint hat.
Sie hat nur einen einzigen Gedanken: Sie muss ihre Mom sehen. Sie muss zu ihr in die Entzugsklinik fahren. Sie denkt schon eine ganze Weile darüber nach und hat sogar schon herausgefunden, wie viel die Busfahrkarte kostet. Dreiundsechzig Dollar.
Sie hört Ramona unten die Dusche aufdrehen.
Katie schmiedet einen Plan. Ein Teil von ihr will lieber hierbleiben, aber das Leben hat sie gelehrt, dass es Dinge gibt, die man eben tun muss. Und sie muss ihre Mutter sehen.
EINUNDFÜNFZIG
Sofias Tagebuch
13. Juli
Bald hat Mom Geburtstag. Ich muss Katie unbedingt daran erinnern. Wenn Lily hier ist, gibt es niemanden, der ihn anständig feiert, und nach den schwarzen Ballons zum Vierzigsten letztes Jahr verdient sie diesmal eine anständige Party.
Ich habe fast zwei Tage durchgeschlafen und kann nur staunen, wie viel positiver heute Morgen alles aussieht. Oscar hat versucht, sich das Leben zu nehmen, aber es ist ihm nicht gelungen. Ich bin stinksauer auf ihn, aber er hat starke Schmerzen und ist nicht bei Bewusstsein, deshalb kann ich es ihm nicht sagen. Ich werde nicht gehen. Ich werde ihn nicht im Stich lassen.
Mein Bauch ist mittlerweile so dick, dass er beinahe platzt. Unglaublich, dass man so schwanger sein kann. Inzwischen haben sie mich noch einmal zum Ultraschall geschickt, um sicherzugehen, dass ich nicht doch Zwillinge erwarte, aber es war alles in Ordnung, genauso wie beim letzten Mal. Ich bin nur superdick und superschwanger. Das Baby ist ziemlich groß. Mittlerweile bin ich fast sicher, dass es ein Junge wird. Ein großer, kräftiger Junge mit langen Armen und Beinen, mit denen er ständig strampelt und tritt. Ein ausgelassener kleiner Kerl, der herumtanzt, als hätte er seinen eigenen Radiosender da drin. Ich kann es kaum erwarten, ihn endlich zu sehen, aber wenn er erst einmal auf der Welt ist, wird die Situation noch schwieriger. Solange er noch in meinem Bauch ist, kann ihm wenigstens nichts passieren.
Als ich gestern Abend nach dem Essen noch einen kleinen Spaziergang gemacht habe, musste ich daran denken, dass jeder dieser Soldaten hier einmal ein winziges Baby war und im Bauch seiner Mutter herumgeschwommen ist. Jeder Einzelne von ihnen war einmal ein Baby, das Windeln trug, irgendwann zum ersten Mal »Mama« sagte und sein Breichen herumspuckte.
Und nicht nur diese Soldaten hier in der Klinik, sondern auch all die anderen draußen auf den Schlachtfeldern, ob sie nun auf unserer oder der gegnerischen Seite stehen. Auch all diese bärtigen Extremisten waren einmal Babys. Das macht mir Angst!
Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, dass meine Mom bei der Geburt nicht hier sein wird. Sosehr ich meine Großmutter liebe – ich wünschte, meine Mom könnte herkommen. Ich weiß, dass das nicht geht, aber es würde mir viel bedeuten, zumal Oscar nicht bei mir sein kann, es sei denn, sie setzen mich in einen Rollstuhl und schieben mich in sein Zimmer, wenn die Wehen einsetzen. Was angesichts des Infektionsrisikos allerdings eher unwahrscheinlich ist.
Unglaublich, wie viel besser ich mich nach einer Mütze voll Schlaf fühle!
Später:
Gerade war ich bei Oscar,
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