Mit einer Prise Glück und Liebe
Wollen Sie vielleicht einen Blick drauf werfen?«
»Wunderbar.« Ich folge Henry hinaus. Der Vorgarten sieht wieder aus wie vorher. Die Erde ist frisch aufgeschüttet, so dass nichts mehr von den Löchern zu sehen ist. »Bei den Blumen konnten wir natürlich nichts machen«, meint er, »aber darum wollen Sie sich wahrscheinlich selbst kümmern.«
»Danke. Es sieht sehr gut aus.« Zu gut. Ich will lieber gar nicht erst daran denken, was mich dieser Spaß kosten wird. »Wollen Sie einen Moment reinkommen, damit ich Ihnen meine Kreditkarte geben kann?«
»Nein, nein, das hat Cat schon erledigt. Keine große Sache.«
Ich blinzle. Drei Mann und zwei Tage Arbeit sind keine große Sache? »Das kann ich nicht zulassen. Bitte.« Ich fasse es nicht, dass Cat für alles bezahlt hat. »Kommen Sie ins Haus. Ich muss das selbst übernehmen.«
»Das müssen Sie mit Cat klären.« Resigniert hebt er die Hände. »War mir ein Vergnügen, Ms. Gallagher. Und alles Gute für Sie.«
Verdammt! Ich habe mir schon vor acht Monaten Geld von ihm geliehen, als die Bank mir nichts geben wollte, und seither hat er mir noch zwei weitere Male unter die Arme gegriffen, als es eng wurde. Das muss aufhören!
Ich darf ihm nichts mehr von der Bäckerei erzählen, auch wenn es mir noch so schwerfällt. Schließlich war er mein Mentor und hat mir vom ersten Tag an mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Aber natürlich kann der Klempner nichts dafür. Ich lege die Hände vor der Brust zusammen und verneige mich. »Herzlichen Dank, Henry.«
Als er davonfährt, sehe ich Katie auf der Veranda stehen und die Fliederzweige befingern. Was für ein ernstes, trauriges Kind! »Was sind das für Pflanzen?«
»Das ist Flieder. Die Lieblingsblumen meiner Großmutter.« Ich breite die Arme aus. »Das hier war ihr Haus. Nach ihrem Tod hat sie es mir hinterlassen.«
»Aber wieso dir?«
Die Antwort ist nicht ganz einfach, deshalb sage ich nur: »Das ist eine komplizierte Geschichte. Aber in erster Linie, weil ich geschieden war und hier eingezogen bin, als sie an Demenz erkrankte.« Ich lächle. »Aber wahrscheinlich, weil ich ihre Lieblingsenkelin war«, vertraue ich ihr an.
Sie beugt sich vor und schnuppert an der Blüte. »Meine Oma war immer gemein zu mir. Und meine Mom konnte sie auch nie leiden.«
»Das tut mir leid.«
»Und nicht, weil sie Drogen genommen hat. Sie konnte sie von Anfang an nicht ausstehen.«
»So etwas kommt leider überall vor.« Ich trete zu ihr auf die Veranda. »Willst du vielleicht die Erde wegfegen, während ich ein neues Schild schreibe?«
Sie nickt. Ich drücke ihr einen Besen in die Hand und gehe ins Haus, um die Stifte zu holen, mit denen ich die Spezialitäten des Tages auf eine große Tafel schreibe. Samstag ab 6 Uhr geöffnet! , schreibe ich mit pinkfarbenem und grünem Neonstift und darunter: Danke für Ihre Geduld! Ich richte mich auf und kneife die Augen zusammen. »Ich sollte etwas ganz Besonderes anbieten«, überlege ich laut. »Als Wiedergutmachung für die Umstände, die meine Kunden hatten.«
Katie sieht mich nur wortlos an.
»Welches Gebäck magst du am liebsten?«
Sie zuckt die Achseln. »Keine Ahnung.«
»Ich glaube, ich mache Rosinenbrot. Ich backe ein ganz fantastisches Rosinenbrot, mit in Orangensaft marinierten Rosinen.« Ich drücke den Deckel auf den Stift. »Genau das mache ich.« Mit einem Mal scheint es, als gebe es noch unendlich viel zu tun bis morgen früh – der ganze Aufruhr hat mich völlig aus dem Konzept gebracht.
In diesem Moment biegt der blaue Laster meines Bruders in die schmale Einfahrt ein. Ich erkenne den Hund, der auf dem Beifahrersitz thront. »Merlin!«, schreit Katie, lässt den Besen fallen und stürmt von der Veranda, um ihn zu begrüßen. Sie reißt die Beifahrertür auf, noch bevor der Laster vollends zum Stehen gekommen ist.
Der Hund springt heraus und stößt ein lang gezogenes Begrüßungsheulen aus, woraufhin Katie sich auf die Knie fallen lässt. Als der Hund ihr Gesicht abzulecken beginnt, schlingt sie die Arme um seinen felligen Hals.
Und beginnt zu schluchzen.
Merlin lässt das Ganze etwa zwanzig Sekunden lang über sich ergehen – er leckt ihr Ohr ab und drückt sich schwanzwedelnd gegen sie –, ehe mein Bruder um den Laster herumkommt und nach der Leine greift. »Nur einen Block von hier ist eine stark befahrene Straße, Katie«, erklärt er strenger, als nötig wäre. »Du musst sehr gut aufpassen, damit er nicht frei herumläuft.«
»Ryan.« Ich runzele
Weitere Kostenlose Bücher