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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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gut geht, dass er nur ein paar Kratzer abbekommen hat und im Krankenbett schon wieder Witze reißt.
    Mit einem Anflug von Nervosität denkt sie an ihre Mutter. Sie darf keinen Kontakt zu ihr haben. Das ist nicht erlaubt. Katie steht auf, tritt ans Küchenfenster und sieht wieder hinaus in den Garten. Ramona ist immer noch da, von der anderen Frau ist nichts mehr zu sehen. Der Duft nach frisch gebackenem Brot ist hier unten sogar noch intensiver, dennoch scheint außer ihr keiner im Haus zu sein, also setzt sie sich wieder an den Computer und beginnt zu schreiben.
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Alles klar
    Liebe Mom,
    ich weiß, dass du im Moment nicht mal in die Nähe eines Computers kommst, aber falls doch, wollte ich, dass du eine Mail von mir vorfindest, damit du dir keine Sorgen um mich zu machen brauchst. Ich bin bei Sofias Mom in Colorado Springs. Es ist total langweilig hier, aber es geht mir gut. Ich denke jeden Tag an dich. Hoffentlich geht es dir ganz schnell wieder gut, damit wir bald wieder zusammen sein können.
    Ich hab dich sehr lieb,
    Katie
    Sie drückt auf »Senden«. Keiner wird je davon erfahren. Ihr Dad wäre stinkwütend auf sie. Sie steht auf und schiebt den Stuhl exakt an die Stelle zurück, wo er vorher gestanden hat. Dann schlendert sie durch die Zimmer, späht ins Wohnzimmer und in ein Schlafzimmer, das Ramona gehören muss. Ein altmodisches, verschnörkeltes Bett mit einem Eisengestell steht in einer Nische unter einem dreiflügeligen Fenster, vor dem sich duftige Spitzenvorhänge bauschen. Das Bett ist nicht gemacht, was sie Katie augenblicklich sympathischer macht; auch ihre Hosen hängen nachlässig über einem Stuhl, und neben der Schranktür liegt ein Paar Schuhe, die aussehen, als hätte die Trägerin sie sich von den Füßen getreten.
    Sie geht den langen Korridor entlang und betrachtet die Fotos von einem Mädchen, das auf jedem Foto größer ist als auf dem vorhergehenden. Sofia.
    Das Badezimmer ist der absolute Wahnsinn. Es ist riesig, mit schwarz-weißen Bodenfliesen und einer alten Badewanne auf riesigen Löwenklauen, in der man schwimmen könnte. Eine Wand besteht aus Glasbausteinen, durch die alles verzerrt aussieht und die den Raum wie ein Kaleidoskop in grünes, blaues und weißes Licht taucht. An einem Ring auf Deckenhöhe ist ein dunkelgrüner Samtvorhang befestigt. Katie zieht an der Schnur, woraufhin er an einer Stange vor die Glaswand fällt und so perfekten Sichtschutz bietet. »Cool«, entfährt es ihr.
    Das Waschbecken steht frei unter einem mit gravierten Doppellinien verzierten Spiegel. Es gibt keinen Waschtisch, doch hinter der Wanne befindet sich ein Schubladenschrank mit Glasknöpfen mit einer Auswahl an Schaumbad- und Shampooflaschen. Daneben steht ein Weidenkorb voller Haarspangen und Gummis. Katies Blick fällt auf eine Bürste mit dicken, dunklen Borsten, die jedoch bestimmt viel zu weich sind, um Katies Locken zu bändigen. Sie probiert sie trotzdem aus, weil sie so hübsch aussieht, und blickt in den Spiegel, was sie sonst tunlichst vermeidet. Neben ihrem Mund entdeckt sie eine trockene, weißliche Stelle, außerdem bekommt sie einen Pickel am Kinn, und diese Bürste gleitet lediglich über ihr trockenes, widerspenstiges Haar, statt es zu glätten. Potthässlich! Insbesondere im Vergleich mit Ramonas Haar, das so unfassbar lang und leuchtend rot ist.
    Vorsichtig legt sie die Bürste hin und verlässt das Badezimmer, um sich auf die Suche nach einem Mülleimer für ihr Apfelgehäuse zu machen. Ihr ist langweilig. Hier gibt es nichts zu tun. Ihr Buch hat sie schon sechs Mal gelesen, und Computerspiele kann sie nicht leiden. Und an ihren Vater darf sie erst wieder um zehn denken.
    Das heißt, sie kann ebenso gut zu Ramona hinausgehen.

ACHT
    Ramona
    U m fünf Uhr früh bin ich im Garten. Die Laibe sind fertig gebacken und liegen zum Auskühlen auf der Arbeitsfläche. Es ist noch recht frisch um diese Uhrzeit. Ich trage Jeans und einen Pulli, habe mein Haar zu einem Zopf geflochten und Handschuhe übergestreift, damit ich keine Schmutzränder unter den Nägeln kriege. Trotzdem muss ich sie manchmal schrubben wie ein Chirurg, wenn ich von draußen hereinkomme.
    Der Garten befindet sich hinter dem Haus, wo früher die Garage stand. Als ich vor acht Jahren nach meiner Scheidung hierher zu meiner Großmutter zog, fiel sie bereits in sich zusammen. Ich ließ einen Handwerker kommen, der die Ziegelwände auf zwei Seiten

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