Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
Vom Netzwerk:
kannst.«
    Ich brummte. Der Winter schien eine halbe Ewigkeit entfernt zu sein; ein neuer Abschnitt meines kurzen Lebens, den ich wahrscheinlich nie erreichen würde. Ich stand auf. »Soll ich das Unkraut zwischen den Tomaten jäten?«
    »Gleich. Zuerst zeige ich dir, wie man sie hochbindet.«
    Sie trat zu mir. Inzwischen trug sie stets einen BH, allerdings hatte ich keine Ahnung, woher sie wusste, dass es mich gestört hatte, wenn sie ohne herumlief. Auch gegen ihr Haar und ihre Kleidung gab es nichts mehr einzuwenden – sie trug Jeans und ein Sweatshirt und hatte sich das Haar zu einem langen Zopf geflochten, damit es ihr nicht ins Gesicht hing. Außerdem hatte sie eine bunte Schürze mit mehreren Taschen an. Aus einer zog sie nun einen langen Bindfaden heraus, reichte ihn mir und streifte ihre Handschuhe ab.
    »Tomaten mögen drei Dinge«, erklärte sie und hob einen nach unten hängenden Zweig mit zahlreichen Blüten daran hoch. »Sonne, viel Wasser und Zuwendung.« Um jede Pflanze war eine Art Käfig aus Maschendrahtzaun angebracht, an dem Poppy die Zweige mit der Schnur befestigte. »Jetzt du«, forderte sie mich mit einer Geste auf. Als wäre es eine Riesensache, ihn anzubinden.
    Ich folgte ihrem Beispiel, hob behutsam einen Zweig an und legte ihn über eine Querstrebe, damit er gestützt wurde, ehe ich ihn mit einem Stück Bindfaden locker festband.
    »Gut.«
    »Ist nicht gerade Gehirnchirurgie.«
    Sie grinste. »Das stimmt. Trotzdem ist es wichtig, dass man es sorgfältig macht.« Sie griff nach dem nächsten Zweig. »Als Nächstes müssen wir einige der Blüten abschneiden, damit die Tomaten größer werden. Lass jeweils nur eine übrig, alle anderen müssen weg.«
    Das machte Spaß. Ich ging von Pflanze zu Pflanze, während mir Großmutter Adelaide, Poppys Mutter, in den Sinn kam. »Hat Oma dir das Gärtnern beigebracht?«
    Poppy antwortete nicht sofort. »Oma hat Blumen«, erwiderte sie in einem Tonfall, als wäre es etwas, wofür man sich schämen sollte. »Ich pflanze lieber etwas wirklich Wichtiges.«
    »Aber Blumen sind doch wichtig«, wandte ich beim Gedanken an die Schwertlilien meiner Großmutter ein, die erst vor wenigen Wochen geblüht hatten; riesige, gertenschlanke Blumen in den herrlichsten Farben, die mich an lange, duftige Abendkleider erinnerten – lachsfarben, lila, samtig-braun und hellrosa. »Wenn ich ihren Garten sehe, muss ich immer an Bälle und tanzende Prinzessinnen denken.«
    Poppy richtete sich auf und hob die Brauen. »Du hast wirklich Fantasie, Mädchen.«
    »Danke.« Ich trat zur nächsten Tomatenpflanze, an der zwei winzige Tomaten direkt nebeneinander wuchsen. »Was muss ich tun, wenn schon Tomaten anstelle von Blüten dran sind?«
    »Mach eine ab.«
    Ich runzelte die Stirn. »Aber sie sind so süß.«
    »Wenn du beide dranlässt, wird keine von ihnen richtig wachsen können.«
    Schweren Herzens riss ich eine ab und ließ sie zu Boden fallen. »Wieso redest du nicht mehr mit Oma?«
    Der Krieg zwischen den beiden dauerte schon an, seit ich denken konnte. Poppy besuchte uns zwar zu Hause, und wir besuchten sie, aber Adelaide setzte keinen Fuß in Poppys Haus, und Poppy erschien nie zu irgendwelchen Familienfeiern bei Großmutter Adelaide. An Heiligabend kam sie zu uns zum Fondue und brachte Geschenke mit, aber wenn sich die ganze Familie traditionell am ersten Weihnachtstag in Omas riesigem Haus auf der Westside von Colorado Springs einfand, begleitete uns Poppy nie. Ich konnte mich nicht erinnern, die beiden nur ein einziges Mal im selben Raum erlebt zu haben.
    Poppy rieb sich die Hände. »Manchmal versteht man sich eben nicht, auch wenn man zur selben Familie gehört.«
    »Ich verstehe mich mit allen gut.«
    »Ja. Das hoffe ich für dich.«
    Mir wurde bewusst, dass das gelogen war. »Na ja, im Moment wohl eher nicht. Mom ist sauer auf mich. Und zwar richtig. Während der letzten drei Wochen hat sie kaum mit mir geredet, auf dem Weg hierher sogar kein einziges Wort.«
    »Ach, Schatz.« Poppy machte eine Bewegung, als wollte sie mich umarmen, doch ich wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hand, so dass sie innehielt. »Deine Mom ist nur traurig, weil dir das passiert ist. Eines Tages wirst du es verstehen.«
    »Aber wenn sie so traurig ist, könnte sie nicht wenigstens etwas netter zu mir sein? Und verstehen, dass es mir schrecklich leidtut? Und dass es nicht hilft, mich einfach wegzuschicken?«
    »Sie tut das, wovon sie glaubt, dass es das Beste für dich und die

Weitere Kostenlose Bücher