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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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Familie ist, Schatz.«
    Ich senkte den Kopf und trat nach einem Erdklumpen. »Ich hasse es jedenfalls.« Plötzlich wurde mir siedend heiß. »Ist dasselbe zwischen dir und Oma passiert? Ist das der Grund, wieso ihr nicht mehr miteinander redet?«
    »Nein«, antwortete Poppy mit Nachdruck. »Es ist nichts Derartiges vorgefallen.« Sie holte tief Luft und ließ den Blick über den Garten schweifen. »Sagen wir einfach, deine Großmutter ist nicht mehr derselbe Mensch wie damals, als mein Vater noch gelebt hat. Deine Großmutter und meine Mutter sind nicht ein und dieselbe Frau.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich will nicht ins Detail gehen, Ramona. Du hast eine sehr enge Beziehung zu Adelaide. Sie ist nett zu dir. Leider war sie zu mir und deiner Mutter nicht immer so nett.«
    »Und du hast ihr nie verziehen? Meine Mom versteht sich doch gut mit ihr.«
    »Ach, tut sie das?«
    Anfangs dachte ich, die Frage sei aufrichtig gemeint, ehe ich begriff, dass ihr Tonfall etwas völlig anderes verhieß. Ich sah sie an, während mir die eisig-höfliche Stimmung wieder einfiel, die herrschte, wann immer meine Mutter und Oma Adelaide sich im selben Raum aufhielten. »Oh.«
    »Lass uns nicht weiter darüber reden, Ramona.« Sie wandte sich ab und bedeutete mir, ihr zu folgen. »Ich muss heute in die Stadt. Lass uns im B & B Café zu Mittag essen, ja?«
    »Ja. Und können wir danach in den Plattenladen gehen?«
    »Du kannst vorbeisehen. Ich habe einiges zu erledigen.«
    Ich war schon tausendmal mit Poppy im B & B gewesen. Am Tresen saßen stets alte Männer mit Cowboyhüten, Baseballmützen und Jacken, die knorrigen, schwieligen Finger um weiße Kaffeebecher gelegt. Die anderen Gäste bevölkerten die Tische – Betschwestern, die auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen hereinkamen, Paare, die in die Stadt fuhren, um im Supermarkt einzukaufen, eine Handvoll Männer in Anzügen, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um Anwälte, Buchhalter oder Banker handelte. Alle waren stets nett und freundlich und nickten zur Begrüßung. Viele kannten mich, obwohl ich nicht dort lebte, sondern immer nur in Poppys Begleitung kam.
    Seit ich schwanger war, hatte ich keinen Fuß mehr in ein Lokal gesetzt. Bis zu dem Tag, an dem meine Mutter meine Schwangerschaft entdeckte, hatte ich alles darangesetzt, dass keiner etwas merkte. Doch nachdem meine Mutter erst einmal die Hand auf meinen Bauch gelegt hatte, fühlte es sich an, als wachse das Baby dreimal so schnell wie vorher und räkle und entfalte sich wie die Schwertlilien im Garten meiner Großmutter. Praktisch über Nacht war ich kugelrund geworden. Und unübersehbar schwanger.
    Dies war das erste Mal, dass ich mich in der Öffentlichkeit zeigte. Und das erste Mal, dass mir bewusst war, wie mich alle Leute anstarrten, und zwar keineswegs freundlich und wohlwollend. Sie sahen auf meinen Bauch, dann starrten sie mir ins Gesicht, und anschließend tauschten sie mit verkniffenen Lippen einen vielsagenden Blick oder verdrehten die Augen. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand mit Leuchtstift NUTTE NUTTE NUTTE auf die Stirn geschrieben.
    »Ich schaffe das nicht«, sagte ich zu Poppy und wandte mich zum Gehen, aber sie zog mich zurück.
    »Doch, du schaffst das. Kopf hoch«, befahl sie mir leise. »Sieh einfach durch sie hindurch und setz dich hin.«
    Mit glühend heißen Wangen und hochroten Ohren setzte ich mich auf einen Stuhl und lauschte dem Tuscheln und Zischeln rings um uns herum. Ich ließ die Hände in den Schoß fallen, unter meinen Bauch, riss sie aber sofort wieder hoch und legte sie auf den Tisch, während ich so dicht wie möglich heranrutschte, sorgsam darauf bedacht, niemandem ins Gesicht zu sehen.
    »Hi, wie geht’s, Poppy?«, erkundigte sich die Kellnerin und legte die Speisekarten vor uns auf den Tisch.
    »Mir geht’s gut, Marie. Du erinnerst dich bestimmt an meine Nichte Ramona, ja?«
    »Natürlich. Wie geht’s dir, Schätzchen?«
    »Gut«, antwortete ich mit gesenktem Kopf.
    »Ich hätte gern einen Kaffee, Marie, und einen Orangensaft für meine Nichte.«
    In meinen Ohren rauschte es. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und aus dem Augenwinkel bemerkte ich den säuerlichen Blick eines alten Mannes am Tresen. »Könnten wir bitte gehen, Tante Poppy?«
    »Kommt nicht infrage«, antwortete sie ruhig. »Und nach dem Essen werden wir noch ein bisschen shoppen.«
    »Bitte!«
    »Sieh mich an, Ramona.«
    Verzweifelt hob ich den Blick, in der Hoffnung, dass sie merkte, dass ich sterben

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