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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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würde, schlicht und einfach sterben, wenn ich nicht auf der Stelle hier herauskam.
    »Wo ist der Vater dieses Babys wohl jetzt gerade, was glaubst du?«, fragte sie so leise, dass niemand sie hören konnte.
    »Keine Ahnung.«
    »Bei der Arbeit? In der Schule? Oder hängt er mit seinen Freunden herum?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und wahrscheinlich starrt ihn keiner so an wie dich jetzt, obwohl er ganz genau dasselbe getan hat, hab ich Recht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ja.«
    »Du bist kein schlechter Mensch. Sondern nur schwanger. Das ist etwas völlig Natürliches. So etwas passiert ständig, und deshalb wirst du nicht den Kopf hängen lassen, verstanden?«
    Ich spürte, wie die Röte in meinem Gesicht ein klein wenig nachließ, und nickte.
    »Setz dich gerade hin«, befahl sie. »Kopf hoch. Und wenn dich jemand anstarrt, starr einfach zurück. Klar?«
    »Ich versuche es.«
    Sie zwinkerte mir zu. »Braves Mädchen.« Dann nahm sie die Speisekarte und musterte mich über den Rand hinweg. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich mich freue, dich den Sommer über bei mir zu haben? Ich hab dich lieb.«
    Ich setzte mich aufrecht hin, reckte das Kinn und griff nach meiner Speisekarte. »Ich hab dich auch lieb, Tante Poppy. Sehr sogar.«

VIERZEHN
    N ach dem Essen musste Tante Poppy zur Bank und einen Krankenbesuch machen. Sie drückte mir zwanzig Dollar von dem Geld in die Hand, das meine Mutter für mich dagelassen hatte, und sagte: »Geh durch die Stadt, als würde sie dir gehören, und gib alles aus, bis auf den letzten Cent, und zwar in drei verschiedenen Läden. Verstanden?«
    Bei der Vorstellung wurde mir zwar regelrecht übel, trotzdem sagte ich: »Okay.«
    Das Café befand sich gegenüber vom Gerichtsgebäude. Etliche Leute saßen auf Bänken unter den Bäumen, andere hasteten hinein, als hätten sie wichtige Dinge zu erledigen – vielleicht die Kaution für jemanden hinterlegen oder lediglich neue Nummernschilder für ihren Wagen ausstellen lassen. Mein Lieblingsladen war der Drugstore um die Ecke, wo man Bastelbedarf, Notizbücher und Lipgloss bekam. Das bedeutete jedoch, dass ich den Platz überqueren und den ganzen Häuserblock entlanggehen musste, wo mich jeder sehen konnte.
    Kopf hoch.
    Ich stand im Schatten auf dem Gehsteig und spähte auf die andere Straßenseite. Mehrere Pick-ups fuhren vorbei. Ein junger Mann lehnte sich aus dem Fenster und schrie: »Hey, Mama.«
    Ich lief tiefrot an und ging steifbeinig und mit todernster Miene wie ein Nussknacker in die andere Richtung davon. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich ging, aber hier, ein Stück abseits der Hauptstraße, gelang es mir zumindest, mich zu sammeln und neuen Mut zu schöpfen.
    In diesem Augenblick hörte ich Poppys Stimme. Geh durch die Stadt, als würde sie dir gehören. Ich straffte die Schultern und versuchte, ganz normal weiterzugehen – zumindest soweit es für jemanden, dessen halbes Gewicht sich in der Körpermitte befindet, möglich ist. Ich ging an der Reinigung, aus der mir brüllende Hitze und der intensive Geruch nach Wäschestärke entgegenschlugen, und dem kleinen Laden vorbei, in dem es lediglich Sachen für alte Leute zu geben schien – Prothesenhaftcreme, Elastikbandagen und Gehstöcke. Ein alter Mann kam heraus und warf mir einen Blick zu, schien jedoch meinen Bauch nicht zu bemerken oder sich daran zu stören, also ging ich weiter. Am Ende des Blocks überquerte ich die Straße auf die weniger belebte Seite des Gerichtsgebäudes, ehe ich den Weg zu Ross’ Drugstore einschlug.
    Ich hatte keine Ahnung, welches Geschäft ich sonst noch aufsuchen könnte, weil ich einen Teil des Geldes für den Plattenladen aufheben wollte. Also ging ich weiter, als gehörte mir die ganze Stadt, und trat erneut an die Bordsteinkante, um die Straße zu überqueren. Es herrschte so viel Verkehr, dass ich nicht einfach hinüberlaufen konnte – man sollte nicht glauben, dass es in einer Kleinstadt wie Castle Rock so viele Autos gibt, aber der gesamte Verkehr führte offenbar über diese eine Straße –, deshalb musste ich in der prallen Sonne stehen bleiben. Ein Schweißtropfen löste sich von meinem Haaransatz und lief mir am Genick entlang. Das Baby trat heftig in meinem Bauch, als würde auch ihm die Hitze gewaltig zusetzen.
    Ein Laster drosselte das Tempo und blieb schließlich mitten auf der Straße stehen. Es war der Typ, der mir vorhin durchs Fenster etwas zugerufen hatte. Aus der Nähe erkannte ich, dass er bei Weitem nicht so jung

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