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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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vorgefallen war.
    Aber der Plattenladen war nur zwei Straßen vom Drugstore entfernt, und ich hatte noch nichts von meinem Geld ausgegeben. In diesem Laden würde ich garantiert nichts kaufen, nicht mal einen Feuerlöscher, wenn ich lichterloh in Flammen stünde. Ich wollte unbedingt Zeichensachen, und vielleicht bekam ich sie ja anderswo. Oder wir fuhren demnächst zu Cinderella City.
    Ich ging zum Blue Fish Record Store. Den Laden gab es schon seit den Hippiezeiten, was man ihm auch ansah – im Schaufenster stand ein Pfennigbaum, und an den Fenstern hingen verstaubte Vorhänge mit Paisleymuster. Eine hellbraune Katze sonnte sich auf dem Fensterbrett. Ich blieb stehen und kraulte sie. Sie blinzelte und begann zu schnurren. »Ist dir denn nicht zu heiß?«, fragte ich sie.
    »Katzen wird es nie zu heiß«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Der Typ hinter dem Tresen war noch jung und hatte langes, dunkelbraunes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, wie ein Künstler oder so was. »Katzen sind Wüstentiere.«
    Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes, vielleicht lag es aber auch an der Musik im Hintergrund, irgendwelche Flötentöne und Trommeln oder so etwas. In der Luft hing der Duft nach Kaffee und Zimt. »Das wusste ich ja gar nicht«, sagte ich, doch dann fiel es mir wieder ein. »Stimmt ja, bei den Ägyptern hatten sie eine ganz besondere Stellung.«
    Er lächelte. »Genau.« Er beschriftete Karteikarten und hob immer wieder eine dunkelrote Tasse an die Lippen. »Suchst du etwas Bestimmtes, oder willst du dich einfach nur umsehen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Nur mal umsehen.«
    »Okay. Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, ja?« Er sah mir direkt in die Augen, und zum ersten Mal an diesem Tag hatte ich das Gefühl, als sehe jemand wirklich mich und nicht nur meinen dicken Bauch.
    »Danke.« Ich schlenderte an den Kisten vorbei und kramte in den Alben nach irgendeinem Namen, den ich kannte. Mein Dad war ein leidenschaftlicher Musikfan und sammelte alle möglichen R-’n’-B- und Rockplatten aus den Fünfzigern und Sechzigern. Ich erkannte einige Cover – Cream, die Rolling Stones und Albert King.
    »Magst du Cream?«, fragte der Typ.
    Ich wusste nicht, ob es cool klingen würde oder nicht, aber mein Vater behauptete, Eric Clapton sei der beste Gitarrist der Musikgeschichte. Aber da ich mit Coolness bislang nicht allzu weit gekommen war, beschloss ich, mich an die Wahrheit zu halten. »Ich schätze, die sind ganz okay. Mein Dad steht auf Clapton.«
    »Und du? Worauf stehst du?«
    Wieder zuckte ich die Achseln. Nun, da ich direkt vor ihm stand, sah ich, dass seine Augen die Farbe von Honig besaßen, ein klares, goldenes Braun. Außerdem ging eine auffallende Ruhe von ihm aus, gepaart mit einer sympathischen, unaufdringlichen Neugier. Höchstwahrscheinlich war er leidenschaftlicher Musikfan, der in seiner Arbeit im Plattenladen völlig aufging. »Keine Ahnung«, gestand ich wahrheitsgetreu. »Alle anderen sagen mir immer, was ich mögen soll.«
    Etwas flackerte in seinen Augen auf. »So ist die Welt manchmal eben.« Erneut fiel mir seine herrliche Stimme auf – nicht allzu tief, aber voluminös, so als dringe sie aus dem Körper eines Cellos. Ich hatte ein paar Jahre gespielt und mochte Cellos sehr. »Und was ist deine Lieblingsplatte?«
    Mir war klar, dass ich Rolling Stones oder Clash oder sonst eine coole Band nennen sollte, aber das wäre eine Lüge gewesen. Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe nicht nur eine Lieblingsband. Ich mag Cyndi Lauper und Annie Lennox.« Wieder hob ich eine Schulter. »Und Bruce Springsteen finde ich auch klasse, und …« Ich dachte einen Moment nach. »Und Prince.«
    Seine Mundwinkel hoben sich, und er nickte. »Du hast einen guten Geschmack. Bis auf Prince vielleicht.« Er sog seine Unterlippe zwischen die Zähne, stützte die Hände auf die Schenkel und kniff die Augen zusammen. Er war dünn und trug ein cremefarbenes T-Shirt mit lila Streifen, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgezogen hatte. »Wie sieht es mit Stevie Ray Vaughn aus? Jemals etwas von ihm gehört? Elvis Costello?«
    »Ich glaube nicht.«
    Er trat hinter dem Tresen hervor und ging vor mir her den Gang entlang. Er war ziemlich alt, fünfundzwanzig oder so, trotzdem spürte ich ein leises Kribbeln im Nacken, wie Metallspäne, wenn man einen Magneten darüberhielt. Ich tat so, als würde ich währenddessen in den Alben kramen, doch ich hätte später keinen

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