Mit einer Prise Glück und Liebe
Eier. »Deine Großmutter hat uns das Kochen beigebracht. Deine Mutter kocht sehr gut, aber eben nicht gern.«
Das Telefon läutete. Wir hielten inne und lauschten, um herauszufinden, für wen es war. Ring-ring. Ring-ring . Ich dachte an eine der Nachbarsküchen, ein Stück die Straße hinunter, wo eine Frau abhob. Es war echt verrückt. Sie telefonierten, während wir hier standen.
»Mom sagt immer, wir Frauen sollten nicht kochen oder Hausarbeit erledigen. Stattdessen müssten wir Karriere machen, damit wir unabhängig sind.«
»Es ist auch gut, sein eigenes Geld zu verdienen und einen Job zu haben, den man liebt«, gab Poppy zurück. »Und wenn man nicht gern kocht, braucht man das heutzutage auch nicht zu tun. Aber meiner Meinung nach ist nichts gegen die traditionellen Frauenkünste einzuwenden. Sie sind etwas ganz Wunderbares, finde ich.« Sie maß eine Tasse Weißmehl ab und streute es über den Starterteig. »Rühr das bitte unter.«
Ich packte den dicken Holzlöffel und begann das Mehl unter den schaumigen Teig zu heben, dessen Aroma sich augenblicklich im Raum ausbreitete. Poppy schaltete das Radio ein, und als Glory Days lief, schwenkten wir im Takt die Hüften. Wir arbeiteten, hörten Radio und redeten. Und ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Aber natürlich musste Gott mir einen Strich durch die Rechnung machen. Ein Wagen kam die Einfahrt herauf. Die Reifen knirschten auf dem Kies, und ich spürte, wie Poppy sich anspannte. Sie verpasste ihrem Teig einen kräftigen Schlag und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Eine Frau trat an die Hintertür und klopfte, obwohl sie uns durch die Fliegentür sehen konnte. »Hallo«, rief sie. »Ich bin Nancy.«
Poppy lief zur Tür und riss sie auf, woraufhin eine Frau eintrat, an der alles rechteckig zu sein schien – ein langes, schmales Gesicht, kantige Schultern, riesige Hände. Ihre Augen waren groß und hellblau, und sie trug ihr Haar geradezu militärisch kurz geschnitten. »Nancy, ich freue mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Bitte, kommen Sie doch herein!« Mit einer hektischen Atemlosigkeit, die ich noch nie an ihr erlebt hatte, zeigte Poppy auf mich. »Das ist meine Nichte Ramona. Wie man sieht, ist sie diejenige, die schwanger ist, nicht ich.«
Ich musterte Poppy stirnrunzelnd, deren Wangen leuchtend rot waren. Nancy lächelte freundlich auf sie herab – sie war riesig, nicht nur für eine Frau –, dann schloss sie die Hände um Poppys Finger. »Freut mich auch, Sie endlich kennenzulernen.«
»Es ist, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen, was?«
Einen Moment lang stand Nancy da und lächelte wie eine Heiligenfigur, während sie noch immer Poppys Hand umschlossen hielt, dann wandte sie sich um und richtete den Blick auf die Kücheninsel. »Sauerteig?«, fragte sie und hob das Leinentuch an, um an der Schüssel zu schnuppern. »Hmm. Herrlich!«
»Das ist der Mutterteig meiner Großmutter«, erklärte ich, um zu zeigen, was ich gelernt hatte.
»Wirklich?« Noch einmal sog sie tief den Duft ein und zeigte auf das Glas mit der schaumigen Masse. »Darf ich?«, fragte sie Poppy.
»Natürlich!« Endlich schien sich Poppys Anspannung ein wenig zu legen. »Sie sehen aus, als würden Sie sich mit Brot auskennen.«
»Als junge Frau bin ich nach Paris abgehauen und in einer Boulangerie gelandet. Dort blieb ich mehrere Jahre. Der Bäcker war sehr altmodisch und hat alles aus den traditionellen levains gebacken. Es war sehr arbeitsintensiv, aber das Brot schmeckte absolut köstlich.«
Poppy legte den Kopf schief. »Ich habe ein bisschen mit den traditionellen Startern herumexperimentiert, aber wie Sie selbst sagen – es ist sehr viel Arbeit, und die meisten Leute wissen den kleinen Unterschied am Ende doch nicht zu schätzen.«
»Was ist ein levain ?«, fragte ich, weil ich mich ein wenig ausgeschlossen fühlte.
»Das ist ein Vorteig, also eine besondere Art von Starterteig«, erklärte Poppy. »Manche sind sehr zäh und dicht, so dass man einen starken Mixer braucht, um sie zu kneten, und es dauert sehr lange, bis sie gehen. Es können durchaus mehrere Tage vergehen, bis man sie backen kann.«
»Tage?«
Nancy lächelte mich an. »Trotzdem ist es den Aufwand wert. In Denver gibt es eine Bäckerei, in der europäisches Brot verkauft wird. Ich bringe nächstes Mal welches zum Probieren mit.«
Das Baby versetzte mir einen kräftigen Tritt in die Nieren. »Hoppla!«, sagte ich, drückte mit der Hand auf die
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