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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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Stelle und begann sie zu reiben, ehe ich sie nach vorn wandern ließ. Manchmal fühlte es sich an, als würde sich das Baby ein Stück bewegen, wenn ich ihm den Rücken massierte. Ihr. Keine Ahnung.
    Es. Das Baby.
    Nancy lächelte mich an – es war kein falsches Strahlelächeln, sondern ein stilles, entspanntes. Wieder musste ich an die Heiligenstatuen in unserer Kirche denken. Vor allem an die von St. Joseph mit den Babys in den Armen. »Schiebt sie alles aus dem Weg?«, fragte sie.
    »Ja. Manchmal tut es weh, wie ein kleiner Fausthieb von innen.«
    Sie trat vor und streckte ihre riesige Hand aus. »Darf ich?«, fragte sie und hielt wenige Zentimeter vor meinem Bauch inne.
    Ich nickte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, warum. Es war, als sei diese Frau von einem gewaltigen Kraftfeld umgeben, das auch mich umschloss, als sie unmittelbar vor mir stand. Ihre Hand fühlte sich warm an. »Ich bin Hebamme, Ramona«, sagte sie und rieb behutsam meinen Bauch. »Weißt du, was das ist?«
    »Natürlich, ich bin schließlich nicht blöd«, antwortete ich mit finsterer Miene. In meinen Büchern hatte ich schon oft von Hebammen gelesen. »Sie bringen Babys auf die Welt.«
    »Ganz genau. Deine Mutter und Poppy dachten, du fühlst dich am wohlsten, wenn dir eine Frau zur Seite steht. Jemand, der Erfahrung mit sehr jungen Schwangeren hat.«
    »Oh.« Mein Mut sank. »Hebammen bringen Babys doch zu Hause auf die Welt. Ich will aber keine Hausgeburt. Das finde ich krass.«
    Nancy lachte leise. »Ein Baby zur Welt zu bringen ist so oder so eine krasse Angelegenheit, völlig egal, wo es passiert. Wenn du aber lieber im Krankenhaus entbinden willst, ist das auch in Ordnung. Ich habe in allen Krankenhäusern in der Gegend Belegbetten.« Sie richtete sich auf. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich kurz untersuche?«
    Ich warf Poppy einen Blick zu, die nickte. »Okay«, sagte ich. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. »Wann?«
    »Wie wär’s mit jetzt gleich?« Sie zeigte zur Tür. »Ich habe meine Sachen dabei. Wir könnten in dein Zimmer oder das deiner Tante gehen, je nachdem, wo es dir lieber ist.«
    Wir gingen in mein Zimmer. Nancy breitete eine Plastikfolie auf meinem Bett aus, auf die sie ein Baumwolllaken legte. Dann sollte ich mich hinlegen, so dass sie mich mit diesem Metallding untersuchen konnte. Eigentlich hatte ich gedacht, es würde ganz schrecklich werden. Aber das war es nicht, weil sie mir alles ganz genau erklärte, Schritt für Schritt. Trotzdem war es mir total peinlich. Ich starrte an die Decke und betrachtete den Putz, der sich in Schlieren rings um die Lampe zog. Als Nancy fertig war, drückte sie mit beiden Händen auf meinen Bauch und zog ein Maßband heraus, um meinen Bauchumfang zu messen.
    Schließlich zog sie ihre Handschuhe aus. »Alles sieht ganz normal aus. So, wie es sein soll. Das Baby sollte um den 20. August herum zur Welt kommen.« Sie machte sich eine Notiz, dann sah sie mich an. »Du kannst dich ruhig schon anziehen. Wir sehen uns gleich unten und unterhalten uns noch ein wenig.«
    »Worüber?«
    »Ich würde gern mehr darüber erfahren, was du isst, wie du dich fit hältst und wie deine Pläne für die Zeit nach der Geburt aussehen. Willst du es behalten? Oder zur Adoption freigeben? Wie stellst du dir all das vor?«
    »Behalten?« Allein bei der Vorstellung wurde mir ganz anders. »Ich bin fünfzehn. Ich kann noch nicht Mutter sein.«
    »Okay.« Nancy stand auf. »Ich kann dich mit sehr netten Leuten zusammenbringen, die nette Familien für Babys suchen. Allerdings müssen wir uns beeilen. Also, komm nach unten, dann besprechen wir alles mit deiner Tante.«
    Plötzlich spürte ich eine Leere in mir. Ich nickte. Sie ging nach unten, während ich, die Hände auf meinem dicken Bauch, dalag und an die Decke starrte. Wer würde ihre Mutter werden? Ich versuchte, es mir vorzustellen, doch es gelang mir nicht.
    Das Baby drehte sich, vollführte einen Salto. Es schien sich pudelwohl zu fühlen. Ich spürte, wie irgendein Körperteil – ein Ellbogen, eine Schulter oder eine Ferse – ganz langsam unter meiner Handfläche auf die andere Seite zu wandern begann. Zum ersten Mal erschien es mir seltsam real und unglaublich zugleich, dass ein richtiger Mensch in meinem Bauch schwamm. Ein Mensch mit Wimpern, mit Lippen und Fingern.
    Ich spürte, wie mir die Tränen kamen, und stand schnell auf, um mich anzuziehen, nach unten zu gehen und über meine Pläne zu sprechen.
    Ich hatte nur einen Wunsch –

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