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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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verstehe ich es .
    Er flüsterte mir Dinge ins Ohr, die ich nicht verstand, küsste mein Gesicht und meinen Hals. Dann zogen wir uns an, er strich mir das Haar glatt, nahm meine Hand und führte mich wieder nach unten.
    Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Nach der Party geriet er mit jemandem in Streit und zückte ein Messer. Er wurde verhaftet und nach Mexiko abgeschoben. Bye, bye, Armando.
    Später fand ich heraus, dass er mit so ziemlich jeder Frau im Restaurant geschlafen hatte, darunter auch eine, die fast so alt war wie meine Mutter und massenhaft Falten um die Augen hatte. Ich sagte kein Wort, und soweit ich wusste, hatte auch keiner etwas von unserem Schäferstündchen bei der Party mitbekommen.
    Mittlerweile war er irgendwo in Mexiko und legte zwölf Millionen andere Mädchen flach, während ich sein Baby unter dem Herzen trug. Ein Baby, das zur Hälfte mexikanischer Abstammung war, worüber potenzielle Adoptiveltern garantiert nicht allzu erfreut wären.
    Ich würde die Wahrheit sagen müssen. Aber das würde bedeuten, dass ich ihnen von Armando erzählen musste, was mir unendlich peinlich war. Allein bei der Vorstellung wurde mir speiübel.
    Der Bauernmarkt von Castle Rock fand ab Anfang Juli statt, und Poppy steckte bis über beide Ohren in den Vorbereitungen. Ich half ihr und erntete Erdbeeren, Salat und Spinat. Wir banden Thymian- und Dillsträußchen und setzten Essig mit lilafarbenen Schnittlauchblüten an, die ihm eine hübsche Farbe verliehen, wie ein Zaubertrank.
    Und wir backten, was das Zeug hielt – Muffins, verschiedene Brote, Vollkornbrötchen und lange, schlanke Laibe – Baguettes, erklärte Poppy – aus Omas Starterteig. An einem Donnerstagmorgen luden wir alles in ihren Kombi und fuhren um fünf Uhr früh in die Stadt. Ich konnte es kaum erwarten. Mittlerweile hatte ich festgestellt, dass ich gern so früh am Morgen auf den Beinen war – ich liebte die kühle Frische des beginnenden Tages, das Gezwitscher der Vögel und die Tatsache, dass sonst noch keiner wach war. Niemand in meiner Familie war Frühaufsteher, deshalb hatte ich mich notgedrungen dem allgemeinen Rhythmus angepasst, es sei denn, ich übernachtete bei meiner Großmutter. Poppy meinte, ich sei eine Lerche, genauso wie sie. Wir redeten auch nicht, wenn wir so früh auf den Beinen waren, sondern tranken unseren Tee, teilten uns einen ihrer großen Blaubeermuffins und beluden den Wagen.
    Doch obwohl ich mich freute, so früh unterwegs zu sein, war ich ein klein wenig besorgt, wie die Leute auf mich reagieren würden. Eine Zeit lang könnte ich mich hinter dem Verkaufstisch verstecken, aber das würde auf Dauer langweilig werden. Während der ganzen Fahrt grübelte ich darüber nach.
    »Was beschäftigt dich denn, Ramona?«, fragte Poppy, als wir auf den Parkplatz hinter dem Gerichtsgebäude einbogen.
    Ich zuckte die Achseln, aber meine Hände, die meine unübersehbare Kugel massierten, verrieten mich.
    »Du brauchst ja nicht den ganzen Morgen zu bleiben. Geh ruhig in die Bibliothek oder in den Plattenladen.«
    Mein Herz machte einen kleinen Satz. Letzte Woche hatte ich Jonah die Platte zurückgebracht, und er hatte mir ein paar neue mitgegeben. An diesem Tag war viel los gewesen, deshalb waren wir nicht zum Reden gekommen. Er hatte mich nur gefragt, wie ich das Album gefunden hätte. Ich war nicht ganz sicher, was ich ihm auch gesagt hatte. Er hatte nur genickt. »Ich überlege mir etwas.«
    Vielleicht hatte er ja heute mehr Zeit und konnte mir etwas anderes vorschlagen.
    Ich half Poppy, bis gegen halb elf der erste Ansturm nachließ. Sie schickte mich los, ihr einen Kaffee zu besorgen. Ich kaufte einen für sie und einen Orangensaft für mich und machte mich auf den Rückweg.
    Keiner sprach mich an, und wenn mir Leute scheele Blicke zuwarfen, ignorierte ich sie einfach. Ich half Poppy, kassierte, beantwortete sogar Fragen zu den Broten und erklärte voller Stolz, dass ich mitgeholfen hatte, wenn mich jemand danach fragte. Mittlerweile beherrschte ich das einfache Weißbrot recht gut und arbeitete mich zu den Weizenbrötchen vor.
    Als ich mit dem Kaffee um die Ecke bog, unterhielt sich Poppy gerade mit einem Kunden, also stellte ich den Becher hin und winkte ihr zu. Als ich mich umdrehte, stand meine Mutter plötzlich vor mir. Ich erschrak so sehr, dass ich mich beinahe an meinem Orangensaft verschluckte. Sie trug einen weißen Hosenrock mit dazu passendem Oberteil und hatte sich einen hübschen Schal um den Hals

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