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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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fiele. Ich fragte mich, wie es sich anfühlen mochte, diese seidige Mähne. Trotz des Gummis, mit dem er es zusammengebunden hatte, sah ich, dass es sich leicht wellte.
    Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können, also setzte ich mich auf den Hocker neben der Kasse und zog mir die Ärmel ein Stück über die Hände. Nach einem Moment ließ er das Handtuch sinken. »Lust auf einen Tee?«
    »Ja, gern. Kannst du welchen machen?«
    »Klar. Bin gleich wieder da. Ich muss nur den Kessel aufsetzen.«
    Während er weg war, hob ich meine Hände an die Nase und schnupperte noch einmal an den Pulloverärmeln. Der Duft strömte in meine Lungen, durch meinen gesamten Körper. Ein seltsames Gefühl erfasste mich – ich fühlte mich, als würde ich schwanken, wie auf einem Boot, wenn ein Wasserskifahrer vorbeiprescht.
    Als ich den Laden betreten hatte, war Rock ’n’ Roll gelaufen, doch nun wechselte die Musik, und klassische Klänge ertönten. »Kennst du das?«, fragte Jonah, als er mit zwei Bechern Tee zurückkehrte, aus denen ein köstlicher Duft nach Orangen und Gewürzen aufstieg. Mir knurrte der Magen.
    »Gitarrenmusik?«, tippte ich.
    »Genau. Sehr gut. Der Typ heißt Andrés Segovia und war ein spanischer Gitarrenkünstler. Die Musik ist unglaublich. Ich dachte mir, dass es dir gefallen könnte.« Er holte eine Art Koffer aus einem Fach unter dem Tresen hervor, in dem allerlei Papiere, eine Rechenmaschine, Stifte, Gummibänder und Notizblöcke herumlagen. »Spielst du zufällig Backgammon?«, fragte er.
    Ich hatte noch nie von Backgammon gehört. Nervös schüttelte ich den Kopf.
    »Es ist kinderleicht. Ich bringe es dir bei.« Er warf einen Blick durchs Fenster. »Diese Gewitter dauern meistens nicht lange, aber während es so schüttet, sitzen wir hier fest.«
    »Okay.« Ich kam mir sehr erwachsen vor. So schlugen Erwachsene also die Zeit tot. Er klappte den kleinen Koffer auf, dessen Inneres mit einem dunklen Filzstoff und zwei Reihen voll weißer und brauner Lederdreiecke ausgekleidet war. Die Steine waren ebenfalls weiß und braun, und er zeigte mir, wie man sie korrekt auf den Dreiecken verteilte. Im Hintergrund wehten die Gitarrenklänge durch den Raum, zuerst leise und zart, dann getragen und schließlich voller Leidenschaft. Ich legte den Kopf schief und lauschte, und mit einem Mal begann sich das Baby in meinem Bauch heftig zu bewegen. »Ich glaube, sie tanzt!«, rief ich lachend.
    »Sie?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das klingt schöner als es .« Sie hampelte herum, schlug Purzelbäume. Ich begann die Melodie mitzusummen und strich über die Körperteile, die sich unter meiner Bauchdecke wölbten; Arme, Ellbogen und Beinchen. Einen Moment lang saß ich selbstvergessen da und dachte an diesen winzigen Menschen in mir, an ihre Bewegungen und Tänzchen, als könnte sie die Musik tatsächlich hören.
    »Das muss sich ziemlich komisch anfühlen«, meinte Jonah. »Jemanden in sich drin zu haben.«
    »Ist es auch«, sagte ich und sah auf. »Interessant. Ich glaube, ihr gefällt die Musik.«
    »Und was ist mit dir? Gefällt sie dir auch?«
    »Ja. Nicht die Musik, die ich sonst so höre, aber trotzdem schön.«
    Er nickte und begann, mir das Spiel zu erklären. Anfangs kapierte ich es nicht, was hauptsächlich daran lag, dass mir so viele andere Dinge im Kopf herumgingen – die Art, wie er seine verkrüppelte Hand im Schoß liegen ließ und mit der gesunden Hand spielte, der Anblick seines langen Halses im fahlen Nachmittagslicht und die Tatsache, dass sich unsere Knie beinahe berührten.
    Doch dann konzentrierte ich mich – ich wollte nicht wie eine Träumerin dastehen, was ich definitiv nicht war. Ich verlor zwar die erste Partie, aber ich schlug mich wacker.
    Wir spielten noch eine Partie und unterhielten uns währenddessen. Über den Geburtstermin und wie lange er schon wieder in Castle Rock wohnte. Ich erzählte ihm, dass ich mir gern die Videos auf MTV ansah, was er auch tat – wenn auch nur gelegentlich. Die Werte, die dort vermittelt wurden, seien ihm zu materialistisch, meinte er.
    »Das sagt Poppy auch immer«, erklärte ich und dachte mit einem Anflug von Gewissensbissen an meine Tante. Ich sah nach draußen, wo die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken drangen. »Ich schätze, ich sollte mich langsam auf die Suche nach ihr machen. Sie macht sich bestimmt schon Sorgen.«
    »Sie wird es verstehen. Schließlich hat es in Strömen gegossen.«
    Ich nickte, wenn auch nicht ganz überzeugt.
    »Tut mir

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