Mit einer Prise Glück und Liebe

während ich spürte, wie sich die Muskeln in meinem Nacken allmählich ebenso lockerten wie die feste Struktur des Teigs. Alles fiel von mir ab, und ich war wieder ich selbst. Ramona.
    Wenn auch nicht mehr dieselbe Ramona wie früher. Aber trotzdem noch Ramona. Ich formte die Laibe und stellte sie auf den Herd, wo sie in der Wärme der Gasflamme noch etwas gehen konnten.
    Bei unserem letzten Einkaufstrip nach Denver, als wir hingefahren waren, um Poppys Spezialmehle zu besorgen, hatte ich mir ein dickes, solides Ringbuch und wunderschöne Klarsichthüllen dazu gekauft. Während die Laibe gingen, setzte ich mich hin, schrieb RAMONAS BROTGEHEIMNISSE auf den Umschlag und brachte in schönster Sonntagsschrift die Rezepte für das Weißbrot, das Poppy mir vor einiger Zeit beigebracht hatte, und für mein heutiges zu Papier.
    Danach legte ich Trennblätter ein, von denen ich eines mit EXPERIMENTE beschriftete. Auf die folgende Seite schrieb ich EXPERIMENTE MIT LEVAINS , hielt meine beiden gescheiterten Vorteigexperimente fest und notierte »Versuch Nummer 3 vom 1. Juli 1985«.
    Ich legte den Stift beiseite und watschelte zur Arbeitsplatte, auf der mein neuer Starterteig stand. Ich roch daran und registrierte zum ersten Mal einen leisen Hauch von hefiger Säuerlichkeit. Ich steckte den Finger hinein und probierte. Immer noch ziemlich mehlig, aber schmeckte ich da einen Anflug von etwas anderem heraus? Etwas Köstlichem?
    Begeistert notierte ich die Fortschritte, dann schob ich meine Laibe in den Ofen und saß in der duftenden Küche, bis der Mond hoch am Himmel stand. Als das Brot aus dem Ofen kam, heiß und perfekt gebräunt, schnitt ich eine dicke Scheibe für mich und das Baby ab und aß sie im funkelnden Schein der Sterne. Es war das Beste, was ich je gegessen hatte.
    Erst in diesem Augenblick, als ich allein in der Dunkelheit saß und das Brot aß, das ich mit meinen eigenen Händen hergestellt hatte, gestattete ich mir, an Jonah zu denken. Und an diese scharfe, wilde Süße, die an diesem Nachmittag zwischen uns aufgeflackert war, so unbezähmbar wie die unsichtbare Hefe in meinem Teig und ebenso mächtig.
    Ramonas Brotgeheimnisse
    Köstlich weiches Weizenbrot
    Wenn Sie gerade schwanger sind, Ihre Gefühle Sie zu übermannen drohen oder einfach alles schrecklich ist, wird dieses Brot helfen, die erhitzten Gemüter ein wenig zu besänftigen. Fangen Sie am späten Nachmittag bei zunehmendem Mond an und lassen Sie sich vom Zauber der Nacht einfangen. Sie werden spüren, wie sich Ruhe über Sie senkt. Ein so herzhaftes Brot erfordert ausgiebiges Kneten, das selbst die dunkelsten Wolken vertreibt, die sich über Ihr Herz gelegt haben mögen, und der Duft des Brotes im Ofen wird Kummer und Missverständnisse im Handumdrehen verschwinden lassen.
    3⁄4 Tasse Milch
    1 EL Honig
    1⁄2 Tasse lauwarmes Wasser
    1 TL Trockenhefe
    3⁄4 Tasse Wasser
    1 EL Salz
    1 Tasse Sauerteig-Starter
    1⁄3 Tasse Öl
    2 Tassen Weißmehl
    6 –7 Tassen Weizenvollkornmehl
    Die Milch erhitzen und abkühlen lassen, bis sie lauwarm ist. In der Zwischenzeit in einer großen Schüssel den Honig in lauwarmem Wasser auflösen und Hefe darübergeben. 10 Minuten stehen lassen. Milch mit 3⁄4 Tasse Wasser verrühren und mit Salz, dem Sauerteig-Starter und Öl vermengen. In die Hefe-Wasser-Mischung geben und gut verrühren. Weißmehl hinzugeben und ebenfalls verrühren, dann nach und nach Mehl unterheben. Sobald ein grober Teig entstanden ist, mit einem feuchten Tuch abdecken und 20 Minuten ruhen lassen.
    Den Teig auf eine bemehlte Fläche legen und 12–15 Minuten kräftig durchkneten, bis er sich glatt und elastisch anfühlt. Den Teig in eine mit Öl bestrichene Schüssel legen und hin und her drehen, bis er von allen Seiten ölig ist. Erneut mit einem feuchten Tuch abdecken und an einem ruhigen Ort (keine Zugluft) für rund eine bis anderthalb Stunden gehen lassen, bis er auf das doppelte Volumen angewachsen ist.
    Den Teig erneut auf eine bemehlte Fläche legen und flachdrücken. 20 Minuten ruhen lassen, dann noch einmal 5–8 Minuten kneten. In zwei gleich große Laibe teilen, in eine mit Öl ausgestrichene Backform geben und noch einmal eine Stunde gehen lassen. Bei 175 Grad eine Stunde lang backen, bis die Laibe eine goldbraune Farbe haben und sich seitlich von der Backform lösen. Auf ein Kuchengitter stürzen und auskühlen lassen.

SECHZEHN
    W ie versprochen, kam meine Mutter am darauffolgenden Samstag, wenige Tage vor meinem Geburtstag, wieder