Mit einer Prise Glück und Liebe
sogar Wettbewerbe, wer die schönsten hat. Sie fährt mit mir hin.
Meinem Dad geht es auch gut. Er hat nur noch ein Bein und viele Verbrennungen, aber Sofia sagt, dass es ihm trotzdem gut geht. Trotzdem wäre ich froh, er würde endlich aufwachen und mir schreiben, damit ich weiß, dass auch wirklich alles in Ordnung ist.
Von meiner Mutter habe ich noch nichts gehört, aber bestimmt meldet sie sich bald. SCHREIB MIR ! Was machst du diesen Sommer so?
Deine beste Freundin,
Katie
DREIUNDZWANZIG
Ramona
K aum ist meine Mutter mit Katie aufgebrochen, mache ich mich daran, die Küche zu putzen. Das Telefon der Bäckerei läutet. »Mother Bridget’s Boulangerie. Ramona am Apparat«, sage ich, klemme mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr und schüttle das Geschirrtuch über der Spüle aus.
»Hallo, Ramona. Hier ist Jonah.«
Ich muss an unsere erste Begegnung denken. »Unsere Namen reimen sich. Das ist wirklich witzig.«
»Stimmt.« Ich höre die Wärme in seiner Stimme. »Hast du Zeit für einen Kaffee oder so? Oder ist es gerade schlecht?«
»Nein, es ist perfekt. Treffen wir uns in einer halben Stunde im Bon Ton’s?«
»Gut. Bis gleich.«
Ich laufe nach oben, springe kurz unter die Dusche, um mir den Schweiß und den Arbeitstag vom Körper zu waschen. Ich denke daran zurück, wie ich auf der Suche nach Merlin die Straße auf und ab gerannt bin, an die Mail von Sofia. Nicht mehr lange, dann werde ich schlafen müssen. Als ich den beschlagenen Spiegel abwische, sehe ich die bläulichen Schatten unter meinen Augen und die Sorgenfalten um meinen Mund. Ich schürze viermal hintereinander die Lippen und lasse wieder locker, doch sie wollen nicht verschwinden. Sofias Tragödie – eingegraben in mein Gesicht.
Ich bürste mir das Mehl aus dem Haar und lege eine Schicht Lippenstift auf. Das grüne Sommerkleid kaschiert die Extrapfunde um meine Taille. Bevor ich mich auf den Weg mache, sehe ich noch kurz nach Merlin, der auf dem Balkon liegt und schläft.
Das Café ist gerade einmal drei Häuserblocks entfernt, und ich bin ein bisschen zu früh dran. Aber Jonah ist schon da und wartet an einem Tisch im Schatten eines Baums mit Blick auf den Cheyenne Mountain. Als er mich sieht, steht er auf. Einen Moment lang bin ich seltsam nervös. Was werden wir uns nach all den Jahren zu erzählen haben?
Dann lächelt er, und der Teil von mir, der immer noch sechzehn ist, schmilzt förmlich dahin. Ich erwidere sein Lächeln und trete an den Tisch. Er streckt mir die Hand hin, aber aus einem Impuls heraus stelle ich mich auf die Zehenspitzen und umarme ihn. Es ist eine schnelle, kräftige Umarmung zwischen alten Freunden. Von seinem Hals geht ein leichter Ingwergeruch aus. Er legt mir die Hand auf den Rücken und drückt mich kaum merklich an sich. Ich schließe die Augen. Schlagartig fühle ich mich in eine andere Zeit zurückversetzt, bin ein anderer Mensch. »Ich freue mich so, dass du gekommen bist«, sagt er und lässt mich los.
»Ich mich auch.« Kaum habe ich mich hingesetzt, erscheint die Kellnerin.
»Kaffee?«
»Ja, bitte.«
»Tja.« Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und betrachte ihn, all jene Details, die mir im Schock über unser unerwartetes Wiedersehen entgangen sind. Er trägt Jeans und ein dünnes Baumwollhemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hat. Sein Haar sieht immer noch genau gleich aus, wellig und in diesem glänzenden dunklen Kastanienbraun, und auch sein Gesicht ist auf geradezu unheimliche Weise unverändert, lediglich seine jugendliche Kantigkeit scheint einem Anflug von Gesetztheit gewichen zu sein. »Du hast dich praktisch überhaupt nicht verändert. Ich fasse es nicht, dass ich dich heute Morgen auf der Veranda nicht erkannt habe«, sage ich schließlich.
»Es ist lange her.« Er faltet die Hände über seinem Bauch. »Ich war im Vorteil, weil du immer noch dieses auffallende Haar hast.«
Ich packe eine dicke Strähne. »Ich habe erst vor vier Jahren angefangen, es wieder wachsen zu lassen.«
»Du hast es kurz getragen?«
»Ach, so ziemlich in jeder Länge. Lang, kurz, irgendetwas dazwischen. Je nach Job. Meine Haarlänge ist sozusagen ein Experiment in gesellschaftlicher Anpassung.« Die Kellnerin bringt den Kaffee. »Als meine Tochter noch klein war, hatte ich so viel zu tun, dass ich es abschneiden musste.«
»Mir gefällt es lang sehr gut.«
»Deines war auch mal lang«, bemerke ich.
»Stimmt. Damals, in den rebellischen Zeiten.«
Einen Moment lang herrscht
Weitere Kostenlose Bücher