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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gut genug auskannte, kam mit einem Krug Apfelmost aus der Vorratskammer.
    »Wein haben wir zur Genüge getrunken, aber die kräftige Würze der Speisen hat mich durstig gemacht.«
    Alyss musste ihm zustimmen und nahm dankbar den Becher entgegen.
    »Und nun berichtet. Was habt ihr herausgefunden? Es drängt dich, dein Wissen über die Lippen zu bringen, Marian.«
    Ihr Bruder grinste.
    »Es hat seine komischen Seiten. Nun gut. Du kennst das Testament des Arndt van Doorne.«
    »Sicher, ich war dabei, als er es unterschrieben hat, und es liegt sicher in meiner Truhe aufbewahrt.«
    »Du bist Erbin aller seiner weltlichen Habe.«
    »Das halbe Haus, mehr ist es nicht. Der Weingarten ist verkauft, und ein Vermögen an Münzen hatte er doch nicht mehr. Oder hat er noch irgendwo Waren gelagert?«
    »Das müsste man noch herausfinden. Aber Schwesterlieb, du bist ein reicheres Weib, als du dachtest.«
    »Wie das? Sollte Arndt verborgene Schätze gehortet haben?«
    Ein erbostes Grummeln rollte aus Johns Kehle.
    »Marian, es ist kein Anlass für Scherze.«
    »Für gallige schon. Meine Schwester versteht so etwas, John. Alyss, dein räudiger Ehehammel hat offensichtlich aus dem Verkauf des Weingartens und vielleicht auch anderer krummer Geschäfte einen reichen Gewinn gemacht und mit dem Geld eine Eselin gekauft.«
    Alyss sah ihn mit Unverständnis an.
    »Eine Eselin. Ein Tier?«
    »Eher ein Stall für jene lastentragenden Tierchen.« Marian grinste.
    John, weit weniger amüsiert, erklärte: »Ein Haus, Mistress Alyss, mit diesem Namen.«
    »Für seine Buhle?«
    »Nein, Mistress Alyss. Das wäre zwar auch recht gallig, doch es ist weit bitterer. Das Haus steht am Hungksrücken …«
    »Eine üble Gegend.«
    »Wohl wahr. Und es wird geführt von einem hässlichen Weib, das auf den Namen Wynfrida hört.«
    Alyss sah von dem einen Mann zum anderen. Marian wirkte zwar noch immer belustigt, doch lag auch ein dunkler Zorn in seinen Augen. Sie wusste in diesem Moment, um welche Art von Haus und welche Sorte Eselinnen es sich handelte.
    »Das sieht Arndt ähnlich«, knurrte sie. »Ein Hurenhaus, ja?«
    »Ja, Mistress Alyss, und dazu noch ein besonders schäbiges.«
    »Wie habt Ihr es herausgefunden?«
    »Ein Schwälbchen zwitscherte mir dazu etwas ins Ohr, als ich von der dunklen Andeutung der Schlyfferstochter Gebrauch machte. Das Lied des Vögelchens führte mich zu jener trüben Behausung, und eine herbe Befragung seiner Bewohner förderte einen Patron zutage, mit dem man sich kürzlich gar heftig über die Zinszahlungen gestritten hatte. Magister Jakob, ein findiger Mann, verriet mir das Mysterium der Schreinsakten, die die bewundernswerte Verwaltung dieser Stadt führt. Mit Eures Bruders Hilfe nahm ich also Einsicht in dieses Verzeichnis der Gebäude und Grundstücke der Stadt und fand als Eigentümer jenes Eselshauses Arndt van Doorne eingetragen.«
    Alyss knirschte mit den Zähnen. Männer mochten ja tatsächlich eine gallige Erheiterung bei dem Umstand verspüren, dass sie nun Erbin eines Hurenhauses war, ihr jedoch fehlte dazu jeder Sinn für Humor. Dieser verdammte Arndt – möge er in der Hölle schmoren! – hatte ihr selbst nach seinem unrühmlichen Ableben noch einen weiteren Klotz ans Bein gehängt.
    »Ich werde zum Gespött der Stadt, wenn das bekannt wird. Und mein mühsam aufgebauter Handel wird darunter leiden. Allmächtiger! Marian, es leben drei Jungfern in meiner Obhut …«
    Nicht Galle, sondern ätzende Säure sammelte sich in ihrer Kehle.
    Nun war auch jegliche Erheiterung aus dem Gesicht ihres Bruders verschwunden.
    »Ja, Schwesterlieb, du hast recht. Es ist ein Tort, den er dir damit angetan hat. Wir müssen verhindern, dass es jemandem zu Ohren kommt. John – was tun wir?«
    »Ein anderer muss dieses Haus kaufen. So schnell wie möglich.«
    »Man kann es nur meiner Schwester abkaufen. Sie ist die Erbin.«
    »Habt ihr Magister Jakob schon davon berichtet?«
    »Nein, er gab uns nur den Rat, die Schreinsakten einzusehen.«
    »Ich will kein Geld aus einem Hurenhaus – weder Zins noch Kaufpreis.«
    Alyss trank den Saft aus ihrem Becher, um den üblen Geschmack hinunterzuspülen. Ja, sie brauchte Hilfe in dieser Angelegenheit. Und wenn sie auch lieber alle ihre Sorgen alleine tragen würde, das hier überstieg ihre Fähigkeiten. Sie hörte Wiltruds giftige Stimme schon sticheln, spürte die Blicke der anderen Händlerinnen und Kauffrauen, mit denen sie häufig im Badehaus freundlichen Umgang pflegte, vor allem aber

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