Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Eule, dieser Notarius.«
    »Ein Kauz, sagen wir. Ja, das ist er. Aber ich habe den Verdacht, dass er ebenso weise ist, wie man es diesen Vögeln nachsagt.«
    »Ich breche noch in der nächsten Stunde auf zu Lord Ivo, doch vorher will ich mit Sir Fredegar sprechen. Wo mag ich ihn finden?«
    »Voraussichtlich im Gästehaus der Benediktiner. Vater Lodewig wird wissen, wo er sich aufhält.«
    »Gut. Ich bin bald zurück.«
    »Danke, John.«
    »Sie ist mir viel wert, Marian.«
    »Ich weiß. Wo finde ich Bob?«
    »Am kleinen Kriegsmart. Hat dort in der Herberge neben dem Brauhaus eine Kammer bezogen.«
    Frau Almut war sprachlos, und das war sie wahrlich selten. Dann allerdings wurde sie sehr beredt, und Marian lernte einige ihm völlig neue Begriffe aus der Tier- und Pflanzenkunde kennen, die alle ein recht anschauliches Bild des Endres Overstoltz malten. Hornloser Froschlöffel, kriechender Hauhechel, ausgetretene Latschenkiefer, stengellose Krätzmilbe und strumpfloses Sumpfblutauge waren noch die mildesten davon. Dann wurde seine Mutter wieder nüchtern und pragmatisch.
    »Ich besuche sie.«
    »Besser nicht, Frau Mutter. Diese Turmtröpfe könnten auch Euch verdächtigen. Lasst Frau Clara ihr graues Gewand ins Spiel bringen.«
    »Mal sehen.«
    »Ich bitte Euch.«
    »Mhm. Na gut. Dann geh jetzt zur Witschgasse. Die Jungfern und Frau Hilda werden in Aufruhr sein.«
    So war es auch. Das gewöhnlich friedfertige Hauswesen tobte vor Wut. Natürlich hatte Frieder nicht schweigen können, und mit Heulen und Zetern fiel es über Marian her. Es brauchte eine Weile, bis er sich durchsetzen, die unterschiedlichsten Hinrichtungswünsche besänftigen und das Vertrauen in die juristischen Künste des Notarius stärken konnte.
    Dann aber begann er ebenfalls mit seiner interrogatio .
    »Jemand muss Overstoltz oder seinem Bluthund Ge rüchte und Halbwahrheiten zugetragen haben, sodass er einen guten Grund hatte, meine Schwester gefangen zu setzen. Hat einer von euch einem Fremden über die Streitigkeiten in diesem Haus berichtet?«
    Betretenes Schweigen.
    »Ich habe nicht geklatscht«, brummelte Hilda. »Aber die Nachbarn … Der Herr hat oft gebrüllt.«
    »Ja, das Weib des Kappesbauern nebenan, die lurt oft über die Mauer«, sagte Peer. »Und eine böse Zunge hat die auch. Mit Frau Alyss tut sie schön, wenn sie ihr die Tagzeit sagt, aber den Malefiz hat sie getreten und den Spitz mit Steinen beworfen.«
    »Ich habe Herrn Arbo erzählt, dass der Herr Arndt grausam zu Frau Alyss war«, ließ sich Leocadie hören.
    »Ich hab’s Lore erzählt«, meinte Lauryn betroffen. »Das mit der Bratengabel und so. Ich glaube, das war nicht recht.«
    »Ich hab es niemandem gesagt. Nicht mal meiner Mutter«, behauptete Hedwigis und sah selbstzufrieden dabei aus. Dann aber weiteten sich ihre Augen. »Aber der Hauspfaff, also Mag … also der Hermanus, der hat es auch mitbekommen.«
    Marian ballte die Fäuste.
    »Ich hab’s der Rodwyn erzählt, aber die ist in England«, erklärte Frieder. »Hier niemandem. Auch meinen Eltern nicht.«
    »Du hast im Badehaus darüber geredet«, sagte Tilo.
    »Hab ich nicht.«
    »Hast du wohl. Weil doch der Herr Marian dem Arndt zwei Zähne ausgeschlagen hat.«
    Frieder wurde rot.
    »In welchem Badehaus, Frieder?«
    »An der Kolumba-Kirche.«
    Marian schüttelte den Kopf.
    »Dann weiß es die ganze Stadt.«
    Frieder scharrte betroffen mit den Füßen.
    »Gut, vergossene Milch kann man nicht wieder einsammeln. Der Schöffe Overstoltz hat einen Secretarius, Anton Scriver, der für ihn den Klatsch zusammenträgt. Den Kerl brauchen wir. Hat jemand schon mal von ihm gehört?«
    Alle verneinten.
    »Dann versucht herauszufinden, wo er sich herumtreibt. Markt, Badehäuser, Hafen, Schänken. Ihr Jungfern aber nur auf dem Markt, verstanden? Hedwigis, du könntest mit Lauryn auch die Brouwers aufsuchen und Hermanus fragen, ob er mit dem Scriver geredet hat. Aber geht nie alleine aus. Sollte euch irgendwer ansprechen oder fragen, haltet den Mund. – Das gilt für alle.«
    »Ja, Herr Marian.«
    Der nächste Besuch galt dem Brauhaus am Kleinen Kriegsmart, wo er Robert mit einigen Handelsgehilfen der Tuchhändler traf, die über Transport und Lagerung der Ballen verhandelten. Auf Marians Wink hin verließ er die Gruppe, und auf dem Weg zu den Weingärten an der Stadtmauer berichtete er auch ihm die Neuigkeiten.
    »Scriver, gut, ich werde mich umhören. Gott, Marian, ich hoffe, der Teufel hält eine besonders schwarze Hölle für

Weitere Kostenlose Bücher