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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Witschgasse.«
    »Und deine Schwester?«
    »Wurde soeben im Beisein des sehr wohlgelehrten Magisters Jakob von einer bleichen Krautrübe namens Overstoltz befragt und hat nicht mehr und nicht weniger dabei als ihren Namen zu Protokoll gegeben.«
    Der Herr vom Spiegel stand wieder sicher auf seinen Beinen und knurrte im Gehen wütend: »Ach ja, der Overstoltz.«
    »Das sagt der Magister auch immer. Was bedeutet es, Herr Vater?«
    Ivo vom Spiegel blieb vor der Tür stehen und sah Marian an.
    »Ein Wurm.«
    Und mit tiefem Erschrecken erkannte Marian, dass in den Augen seines Vaters eine schwarze Flamme loderte. Ungehalten, erbost und verärgert hatte er ihn schon oft erlebt, eine derartige Wut, wie sie sich nun darin spie gelte, kam jedoch nur sehr selten vor.
    »Reden wir in der Bibliothek weiter«, schlug er vor.
    »Ja. Folgt mir, Falkner!«
    Die Haushälterin flatterte aufgeregt um den Herrn des Hauses und die Besucher, wurde aber streng angewiesen, sich zu ihren Töpfen zu begeben und nicht zu stören. Ivo vom Spiegel setzte sich auf den mit Pelzen belegten Scherensessel, Marian und John zogen sich Stühle herbei.
    »Ich könnte einige einflussreiche Männer damit beauftragen, sich der Angelegenheit anzunehmen. Nötigenfalls den Erzbischof selbst«, sagte er grollend. »Aber ich vermute, ihr habt euch eigene Gedanken dazu gemacht. Sprich sie aus, mein Sohn.«
    Marian straffte die Schultern.
    Sein Vater bat ihn um seine Meinung!
    »Ja, Herr Vater, wir haben bereits einiges in die Wege geleitet. Supplikationen werden eingereicht, Urteilsschelte vorbereitet.« Und dann erklärte er, warum sie Vorsicht walten lassen wollten. Ivo vom Spiegel nickte.
    »Klug gedacht, Sohn. Du hast den Geist deiner Mutter geerbt, der ebenfalls zu verwinkelten Gedankengängen fähig ist. Ein Mörder läuft in der Stadt herum, dem es nurmehr recht ist, wenn andere unter Verdacht stehen. Lassen wir ihn glauben, dass wir an Mats’ Unschuld zweifeln. Nicht jedoch an der meiner Tochter und ihrer Freundin.«
    »Lord Ivo, es mag der schwierige, aber mögliche Weg sein, dem Schöffen zunächst das Handwerk zu legen. Ihr seid ein Mann von großer Kenntnis der Verhältnisse in Köln. Was könnte uns dabei helfen?«, fragte John.
    »Dreck und Schande.« Ivo nickte, und seine schwarzen Brauen zogen sich dräuend zusammen. »Die Overstoltzens tragen ihren Namen zu Recht – ein arrogantes Pack, einer wie der andere.« Dann unterbrach er sich, seine Brauen nahmen ihren gottgegebenen Platz über seinen Augen wieder ein, und ein winziges Fältchen zuckte in deren Winkeln auf. »Bis auf einen.«
    »Wer, Herr Vater, sollte aus der overstoltzen Familie ein Mann von Demut sein?«
    »Pater Henricus, Sohn. Und daher eine gute Wahl, ihn zur Verteidigung der Gefangenen einzusetzen.«
    »Oh!«, entfuhr es Marian. »Deshalb also!«
    »Was meinst du mit ›deshalb‹?«
    »Es war da etwas Streitbares in Pater Henricus’ Miene, als ich ihn um Hilfe bat.«
    »Mhm. Ja.« Ivo vom Spiegel rieb sich die Stirn, und ein Staubwölkchen stieg aus seinen weißen Haaren auf. »Da gibt es noch einen bizarren Gesellen aus diesem Klüngel, der uns nützlich sein könnte. Johann Overstoltz – er haust auf der Burg Efferen und spielt den alchemistischen Quacksalber.« Noch einmal versank der Herr des Hauses in tiefem Sinnen, und weder Marian noch John rührten sich. »Ach ja, der Overstoltz«, murmelte Ivo vom Spiegel schließlich. »Ach ja.«
    Marian gab sich Mühe, nicht aus der Haut zu fahren.
    »Was ist mit ihm?«
    »Fredegar ist in Köln, sagtet ihr? Gut. Fredegar hat ihn einst aufgesucht. Er wird uns mehr über ihn sagen können. Der Tropf behauptete, Gold machen zu können, erinnere ich mich.«
    »Das hilft uns aber mit dem Endres nicht weiter; der stammt nicht von denen in Efferen ab, sondern von denen vom Vogelsang«, wagte Marian einzuwerfen, da sein Vater sich in Erinnerungen zu verlieren schien.
    »Der Gerard vom Vogelsang ist tot, seine Söhne haben bei den Unruhen die Stadt verlassen.«
    »Und doch heißt es, dass dieser Endres sein Sohn ist. Der wäre dann also zurückgekommen.«
    »Die von Efferen und die vom Vogelsang sind verschwägert. Der Quacksalber müsste demnach ein Onkel dieses Wurms sein, wenn das stimmt. Wir werden das überprüfen. Wo Alchemisten ihr Werk betreiben, gibt es immer Dreck.«
    »Weil sie daraus Gold zu machen behaupten«, meinte John und grinste.
    »So ist es, Falkner, so ist es. Wühlen wir also Dreck auf, und vielleicht finden wir

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