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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Gold.«
    »Sir Fredegar eifert danach, uns behilflich zu sein.«
    »Dann darf er sich dieser Aufgabe annehmen. Und nun zu Magister Jakob …«
    Die Ausführungen des Herrn wurden unterbrochen, denn Frau Almut stob in den Raum.
    »Ich grüße Euch, mein Gemahl. Ihr seht schmuddelig aus. Ein Zuber mit heißem Wasser wartet auf Euch.«
    »Weib, kann ein Mann nicht mal staubig bleiben?«
    »Nicht in meinem Haus.«
    Eine schwarze Braue hob sich bis an den Haaransatz.
    »In Eurem Haus?«
    »›Du umgibst dein Hab und Gut mit Dornen, warum machst du nicht vielmehr vor deinem Mund Tür und Riegel?‹, hat schon Sirach gefragt.«
    Ein tiefes Brummen leitete die Antwort des Herrn ein: »›Eine Frau, die ihren Mann nicht glücklich macht, lässt seine Hände schlaff werden und lähmt seine Knie‹, hat er auch gesagt. Hilf mir auf meine lahmen Knochen, Sohn, damit ich sie in ein heißes Bad stecken kann. Dieses Weib dort soll mir den Rücken walken!«
    »Sogleich, mein Herr, aber vorher muss ich noch eine neue Sorge berichten. Marian, Master John, das Hauswesen beklagt Lores Abwesenheit. Seit Donnerstag ist sie pflichtvergessen.«
    »Wir kümmern uns darum, my Lady. Und um die Overstoltzens ebenfalls.«
    So lahm konnten die Knochen des Hausherrn nicht sein: Er folgte seinem Weib aufrecht und in straffer Haltung.
    »Er ist über siebzig, dein Vater. Aber ist geritten wie der Teufel«, sagte John, als sie alleine waren.
    »Er schont sich nie. Manchmal macht er mir Angst damit.«
    »Marian, ein Vater wie Lord Ivo ist unsterblich.«
    Marian sah nachdenklich zu der Tür hin, durch die der Herr verschwunden war.
    »Ja, er wird immer in unseren Herzen leben«, flüsterte er. Und dann: »John, er hat auf meinen Rat gehört.«
    »Warum sollte er nicht?«
    »Vielleicht bin ich doch nicht nur ein Mehlwurm in seinen Augen.«
    John schlug ihm kräftig auf den Rücken.
    »Du bist sein Sohn, Marian. Und der von Lady Almut. Er verehrt sie zutiefst, habe ich den Eindruck. Auch wenn sie sich angrummeln.«
    »Jedes Mal, John, wenn sie die Bibel zitiert, erklärt sie ihm ihre Liebe.«
    »Und umgekehrt. So scheint es mir.«
    Marian sah die Sehnsucht in Johns schwerlidrigen Augen aufschimmern. Sein Vater hatte ihn verstoßen, seine Mutter gab ihm die Schuld daran, sein Weib war eine kalte Hexe – Wärme und Liebe gab es wenig in seinem Leben.
    Außer einer Hoffnung …
    »Auf, John, kümmern wir uns um das Verschwinden der scharfschnäbligen Gänsehirtin. Ich hoffe, die Häscher haben sie nicht auch noch in den Kerker gebracht.«
    »Nimm du dich ihrer an. Ich werde mich mit meinem Diener Bob auf die anderen Fährten begeben.«
    Lauryn hatte die Aufsicht über das Hauswesen übernommen, das einigermaßen willig ihren Anweisungen folgte. Eine kurze Befragung ergab, dass Lore seit Don nerstag nicht mehr zu den Mahlzeiten erschienen war. In der ganzen Aufregung hatte man sich keine Gedanken darüber gemacht, jetzt aber war man beunruhigt. Marian gab kurze Anweisungen.
    »Frieder, Lores Angehörige wohnen am Fischmarkt. Such sie dort. Tilo, du fragst Bader Pitter, ob die Päckelchesträger sie gesehen haben. Lauryn und Leocadie, ihr erkundigt euch bei den Beginen, wann sie das letzte Mal dort gesehen wurde. Hilda, wenn du auf den Markt gehst, schau bei Magister Jakob vorbei. Und sag Peer, er soll im Turm nach ihr fragen. Hedwigis, du bleibst hier und gibst Bescheid, wenn sie auftauchen sollte.«
    »Ja, Herr Marian.«
    Das Hauswesen schwärmte aus, und Marian setzte sich für eine Weile erschöpft an den Küchentisch. Hedwigis stellte unaufgefordert Brot und Käse vor ihn und rührte dann schweigend in dem Kessel über dem Herd. Als er den ersten Bissen nahm, merkte er, wie hungrig er war. Seit dem gestrigen Abend hatte er nichts mehr zu sich genommen. Als er die letzten Krümel mit Traubenmost heruntergespült hatte, schenkte er der Jungfer wieder seine Aufmerksamkeit. Sie sah bedrückt aus.
    »Habt ihr inzwischen etwas über diesen Scriver herausgefunden, Hedwigis?«
    »Ja, ich denke schon. Ich habe Herrn Wynand gefragt, und der hat Hermanus gefragt. Ich war nicht dabei, aber Herr Wynand hat mir danach erzählt, dass Hermanus sich mit einem jungen Schreiber angefreundet hat, der für einen Schöffen tätig ist. Wir glauben, dass es der Anton Scriver ist, obwohl er sich Tonius nennt.«
    »Hat er eine Beschreibung von ihm?«
    »Nur, dass er wohl ein recht ansehnlicher junger Mann ist und gewandt mit Feder und Worten.«
    »Dann wird er es sein, und wie

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