Mit falschem Stolz
auf irgendeine hinterlistige Art hat er es dennoch geschafft, das Kollegium von seiner ehrlichen Herkunft zu überzeugen.«
John beobachtete weiterhin vorsichtig die Herrin des Hauses, die zwar zugehört hatte, aber unbeteiligt wirkte.
»Mistress Alyss, was schlagt Ihr vor, das wir unternehmen sollen?«
Sie sah müde auf.
»Nichts, Master John. Ich bin frei, Gislindis ebenfalls. Lassen wir die Angelegenheit ruhen.«
»Mats ist noch im Turm und angeklagt, am Tod Eures Gatten schuld zu sein.«
»Magister Jakob wird einen Weg finden, auch ihn zu entlasten.«
»Schwesterlieb – und was ist mit dem Mörder?«
»Ich muss mich um den Weingarten kümmern. Die Reben müssen vor dem Frost geschützt werden.«
Sie stand auf und verließ die Küche.
»Alyss!«
John zog Marian am Ärmel zurück an seinen Platz.
»Lass sie gehen. Sie wird Kraft in den Weinstöcken finden.«
»Ja, ich weiß. Aber, John, so niedergeschlagen habe ich sie nur ein einziges Mal erlebt – als ihr Sohn gestorben ist. Und diesmal waren es doch nur ein paar Tage im Turm.«
»Und sie hatte Angst um ihr Leben.«
»Ich gehe zu ihr«, sagte Lauryn.
»Nein, Maid Lauryn, lasst sie alleine. Aber achtet weiter darauf, dass die Arbeiten in Haus und Hof erledigt werden. Marian und ich werden uns um die anderen Angelegenheiten kümmern. Ein Besuch bei der Eselin steht an. Bist du bereit, mich auf dem schweren Weg zu begleiten?«
»Wenn Herr Marian nicht mitgehen will, nehmt mich mit, Master John.«
»Frieder, dich juckt’s schon wieder?«
Eifrig nickte der junge Mann.
»Gar sehr, Master John. Und immer an meiner überwältigenden Männlichkeit.«
»Du bist ein Ekel, Frieder«, fauchte Lauryn ihn an.
»Es gibt Holz zu hacken!«, knurrte Hilda, die bisher geschwiegen hatte. »Das vertreibt den Juckreiz.«
Bevor Frieder zu einer weiteren unpassenden Antwort ansetzen konnte, stand Lauryn auf.
»Holz ist zu hacken, die Hühner sind zu füttern, die Eier zu sammeln, der Falke muss versorgt werden, im Kontor liegen Abrechnungen, die in die Registerbande einzutragen sind. Wo ist Lore? – Die Gänse müssen zum Teich getrieben werden. Hilda, was ist auf dem Markt zu besorgen?«
John nickte Marian zu, und beide verzogen sich so unauffällig wie möglich aus der Küche.
»Sie ist eine energische Jungfer, unsere Lauryn. Man muss achtgeben, von ihr nicht zu allerlei Pflichten verdonnert zu werden.«
»Sie hat von deiner Schwester viel gelernt. Gehen wir und versuchen die Eselswirtin auszuhorchen.«
»Wäre es nicht weit sinnvoller, die Buhle in Riehl aufzusuchen, John? Wir haben in den vergangenen Tagen immer nur Brände zu löschen versucht, aber mir scheint es wichtiger zu sein herauszufinden, was dieses Weib über Arndt weiß.«
»Bob ist gestern zu ihr geritten.«
»Nun denn …«
»Es gefällt dir nicht, dieses Hurenhaus aufzusuchen?«
»Nein.«
»Ich brauche dich dennoch, Marian. Das Weib spricht Eure Sprache mit derber Zunge, die Deutung ihrer Worte fällt mir schwer.«
»Dann bringen wir es hinter uns.«
Wynfrida lächelte erfreut, als sie an das Tor klopften, doch ihre Freundlichkeit erstarb, als sie John erkannte.
»Was wollt Ihr?«
»Antworten. Lasst uns eintreten.«
»Nein.«
»Dann stellen wir unsere Fragen hier auf der Gasse.«
Sie wollte die Tür zuschlagen, Marian lehnte sich jedoch dagegen und drückte sie weiter auf.
»Einfache Fragen, Wynfrida. Euer Patron – das ist der Arndt van Doorne.«
»Das geht Euch nichts an.«
»Doch, denn er ist mein Schwager.«
»Kann jeder sagen.«
»Sicher. Wann war er das letzte Mal hier?«
»Weiß ich nicht, kenne ich nicht …«
»Er steht in den Schreinsakten als der Besitzer dieses Hauses, Wynfrida.«
Das schien die Hurenwirtin nachdenklich zu machen.
»Kommt rein.«
Wie schon bei seinem ersten Besuch rümpfte John die Nase. Das Haus war eine üble Absteige, und die Goldgräber hätten schon längst ihren Pflichten nachkommen müssen. Sie betraten den großen Raum im Erdgeschoss, in dem drei Webstühle standen. Wynfrida scheuchte die Frauen, die sie neugierig anstarrten, mit einer unwirschen Handbewegung hinaus. Sie polterten die Stiegen nach oben. Aber John war sich sicher, dass sie oben sehr aufmerksam lauschen würden. Er gab Marian ein Zeichen, leise zu sprechen.
»Arndt van Doorne«, begann er mit gedämpfter Stimme. »Euer Patron.«
»Ein Blutsauger!«, giftete das Weib.
»Gewiss. Wann saugte er Euer Blut?«
»War an dem Sonntag vor dem
Weitere Kostenlose Bücher