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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ziehen, John.«
    »Ja, das sollten wir. Und zwar in zwei Fällen.«
    »Richtig. Primero: Der Arndt van Doorne hat sich laut Bob am Sonntag vor Lukas irgendwann im Laufe des Tages nach Köln begeben, offensichtlich zu Pferde. Dieses Pferd hat er verkauft. Fragt sich, mit wem man am Tag des Herrn einen Pferdehandel treiben kann. Offensichtlich aber hat er jemanden gefunden und auch Geld dafür bekommen. Sodann hat er sich direkt oder auf Umwegen zur Eselin begeben, seinen Zins eingefordert, herumgehurt und gesoffen und das Haus vor dem Morgengrauen verlassen. Vielleicht in Richtung Winzerhütte. Dort oder unterwegs ist er seinem Mörder begegnet. Der ihm einen Dolch ins Herz stieß, John. Nicht in den Rücken. Weshalb der Angriff entweder überraschend kam oder er den Täter kannte. Sodann hat eben dieser Täter den trunkenen, von Bilsentinktur und einem Schlag auf den Kopf betäubten Mats zu ihm geschleppt und neben ihm abgelegt. Das blutige Messer hat er ihm ebenfalls in die Hand gedrückt. Das spricht gegen ein Handeln aus einem Impuls heraus und für ein vorbedachtes Tun. Er muss Arndt zumindest beobachtet haben, wie er in das Hurenhaus ging, dann im Adler den armen Mats überwältigt haben und anschließend wieder zur Eselin zurückgekehrt sein, um Arndt aufzulauern.«
    »Er könnte auch Mats zuerst an jenen Ort gebracht und dann Arndt dorthin gelockt haben.«
    »Ja, auch das ist denkbar. Gehen wir von Vorsatz aus, John?«
    »Das tun wir. Dass Arndt sein Pferd verkauft hat, bedeutet nur, dass sein Feind früh genug von seiner Rückkehr erfahren hat, um das Spiel mit Mats zu planen.«
    »Und Mats ist den Kölnern gut bekannt.«
    »Ein gezielter Stich ins Herz spricht für einen Mann, der im Töten ausgebildet ist.«
    »Ja, auch das. Söldner, Henker, Bader …«
    »Metzger, Jäger, Wilderer …«
    »So kommen wir erst einmal nicht weiter – verfolgen wir das Pferd. Was für eins war es, wer hat es jetzt? Wer hat den Handel beobachtet?«
    »Pferdehändler, Hufschmiede, Pferdeschlachter – kommt auf das Ross an. Bob wird uns Auskunft darüber geben können. Er hat Arndt lange genug verfolgt.«
    »Wann erwartest du ihn zurück?«
    »Er hätte gestern schon eintreffen sollen. Ich hoffe, dass er sich heute bei mir meldet.«
    »Gut, wir brauchen seine Kenntnisse. Kommen wir zu dem anderen Pfad, den wir verfolgen.«
    John nickte anerkennend. Marian, wenn auch ein wenig zu hübsch für einen Mann, hatte einen geschliffenen Verstand und, wenn nötig, ein ausgesprochen kaltes Blut.
    »Also, secundo: Da ist der Schöffe Overstoltz. Er ist gar eifrig bemüht, diesen Mord aufzuklären. Wir können unterstellen, dass er auf unrechtmäßige Weise an sein Amt gekommen ist. Das mag der Grund sein, warum er sich dem Kollegium gegenüber so großmäulig aufspielt.«
    »Falsch, John, die Großmäuligkeit ist ein Erbgut der Overstoltzens.«
    »Das kommt erschwerend dazu. Er ist bestrebt, den Makel seiner Geburt zu verdecken. Das bedeutet Dämlichkeit. Oder er versucht, den Mörder zu decken – entweder weil der seines Schutzes bedarf oder weil er selbst in den Fall verwickelt ist. Das bedeutet Böswilligkeit.«
    »Es wird schwierig, ihm das nachzuweisen.«
    »Man muss ihn zu einem Geständnis zwingen«, sagte John und lächelte böse. »Was hat Magister Jakob zu ihm zu vermelden?«
    »Dass dem Schöffenkolleg eine beurkundete Abschrift der Abstammungsurkunde vorliegt, in der Endres Overstoltz als der eheliche Sohn des Gerard Overstoltz vom Vogelsang bezeichnet wird.«
    »Wie kommt man an diese Urkunde?«
    »Wir? Gar nicht. Werner vom Vogelsang wird uns kaum Einblick nehmen lassen. Solche Dokumente werden in Kapellen oder Kirchen verschlossen aufbewahrt.«
    »Es gibt immer einen Weg, auch an verschlossene Truhen, Marian. Sie führen zwar manchmal über schlüpfrige Pfade und bedeuten schmierige Hände, aber es gibt Wege.« Und dann sank John noch ein wenig tiefer in das Wasser und plätscherte mit den Zehen. Ihm war ein Gedanke gekommen. »Altare, Kirchendiener, Overstoltz – es wäre eine sinnvolle Aufgabe für Mistress Alyss, sich hierüber kundig zu machen. Euer Pater Henricus ist doch ein Overstoltz, nicht wahr?«
    Marian wischte sich mit einem Handtuch die feuchte Stirn ab.
    »Du sorgst dich um sie.«
    »Natürlich.«
    »Ich auch. Es wird ihr helfen, etwas zu tun zu haben. Und Pater Henricus schafft es immer wieder, sie bis aufs Blut zu reizen. Gute Idee, John.«

29. Kapitel
    N och immer blühten einige Rosen an dem Spalier

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