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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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geschehen war.
    Wie er erkennen konnte, befand sich im Mittelpunkt der Aufregung ein jämmerlich aussehender Mann mittleren Alters, der eine Wildhüter-Uniform trug. Er gebärdete sich wie jemand, der während eines Zechgelages unvermittelt und auf schreckliche Weise ernüchtert war.
    »Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er es war?«, sagte er immer wieder. »Woher denn?«
    »Der arme alte Frank«, sagte Myra. »Er hat Angst, dass sie ihn wegen Mordes drankriegen werden.«
    Fen bat darum, über den Grund für Franks Verzweiflung aufgeklärt zu werden, und Myra machte sich mit Vergnügen und typischer Anstandslosigkeit daran, es ihm zu schildern.
    Wie es aussah, hatte sich der Verrückte, der immer noch auf freiem Fuß war, wieder gezeigt. So splitternackt wie schon zuvor hatte er eine uralte Jungfer namens Miss Gibbons erschreckt, die sich nach einem Abend mit ihrem Großneffen und dessen Frau am anderen Ende des Dorfes auf dem Nachhauseweg befand. In dieser Notlage hatte Miss Gibbons jedoch trotz ihres Alters und ihrer Gebrechlichkeit erstaunlichen Kampfgeist bewiesen. Sie, die aus härterem Holz geschnitzt war als Mrs. Hennessy, hatte den Irren beim Schopf gepackt und so lange hin und her geschüttelt, bis er sich von dem Schrecken erholen, sich losreißen und die Flucht ergreifen konnte.
    Daraufhin hatte Miss Gibbons einen schauerlichen Schrei ausgestoßen, der das halbe Dorf, darunter auch Konstabler Sly, zu ihrer Hilfe herbeirief.
    Konstabler Sly hatte sofort das Kommando übernommen. Er holte sich Verstärkung in Person von Frank, dem Wildhüter, weil jener im Besitz einer Schusswaffe war. Die beiden nahmen die Verfolgung auf, während der Frank einen geladenen Revolver bei sich trug. Sie hatten die Spur des Verrückten bis auf den schäbigen Neun-Loch-Golfplatz verfolgt, auf dem die Golfer der Umgebung spielen. Plötzlich meinten sie, sie hätten ihn in einer der Hütten verschwinden sehen, die auf dem Golfplatz stehen, um den Golfspielern Schutz vor unvermittelt einsetzenden Regengüssen zu gewähren. Sly hatte Frank angewiesen, draußen Wache zu stehen, während er, Sly, hineingehen und die Festnahme vollziehen würde.
    Es stellte sich jedoch heraus, dass sie sich getäuscht hatten und der Verrückte nicht dort war. Deswegen kam Sly nach einer kurzen Durchsuchung mit leeren Händen wieder heraus. Unglücklicherweise aber hatte Frank den ersten Teil des Abends damit verbracht, einen nicht näher bezeichneten Glückstreffer zu feiern. Als er undeutlich Slys Gestalt aus der Hütte hervortreten sah, hatte er irrtümlicherweise angenommen, es handele sich um den Verrückten, hatte im Überschwang alkoholischer Begeisterung den Revolver angehoben und Sly ins Bein geschossen. Der unversöhnlich gestimmte Sly war ins Krankenhaus von Sanford Morvel eingeliefert worden, und Frank hatte sich auf den Weg zum »Fish Inn« gemacht, wo er sich nun in monotonen Rechtfertigungsversuchen erging.
    »… hätte doch Will niederschlagen und entkommen können«, sagte er gerade. »Ich meine, Will hätte mir ein Zeichen geben müssen, irgendwie. Durch einen Pfiff, oder so was. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er es war?«
    Trotzdem haben, wie La Rochefoucauld schon bemerkte, die Missgeschicke der anderen für uns immer etwas Ergötzliches. Anstatt ihr Mitgefühl zu demonstrieren, rissen die Gäste der Herberge Zoten, und der unglückliche Frank musste eine Menge Spott über sich ergehen lassen – was er kompensierte, indem er sich auf Kosten der anderen betrank. Schließlich hatte Myra sein ständig wiederholtes Klagen satt und läutete den Feierabend ein. Nach und nach verabschiedeten sich die Gäste. Und Fen, der gegen die von La Rochefoucauld aufgestellten Gesetzmäßigkeiten keinesfalls immun war, ging zufrieden zu Bett, wo er die ganze Nacht davon träumte, wie ein nackter Wahnsinniger Mr. Judd zwischen den dorischen Säulen eines griechischen Tempels hin- und herjagte. Psychoanalytisch betrachtet bedeutete es (fand er später) eine Verbesserung des Versuchs vom Nachmittag.

Kapitel 8
    Wie schon am vorangegangenen Morgen wurde Fen pünktlich um sieben durch Mr. Beavers Renovierungsarbeiten geweckt. Ebenso pünktlich trat die engelsgleiche Erscheinung namens Jacqueline herein, um ihm den Tee zu servieren. Fen kam im Erdgeschoss an, als die Kirchenglocken den Frühgottesdienst einläuteten; dieser sonntägliche Lärm bewegte ihn dazu, am Gottesdienst teilzunehmen. Wie es schien, hatte nur ein halbes Dutzend

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