Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
stolperte fast über eine Wurzel, versuchte zu lächeln, stammelte einen konventionellen Gruß, drehte sich dann um und lief wieder in das Wäldchen hinein. Langsam folgte Fen ihr.
    Als er beim Auto ankam, wartete sie dort auf ihn, wobei sie ihre kleine, adrette Handtasche von einer Hand in die andere nahm. Offensichtlich hatte sie entschieden, dass nach diesem Vorfall drastischere Maßnahmen als bloßes Weglaufen erforderlich waren.
    »Ich … ich wollte mir das Haus ansehen«, sagte sie. »Es ist wirklich schön, nicht wahr?«
    In diesem Moment wirkte sie sehr klein und verlassen, und Fen war gerührt. Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Wunderschön«, stimmte er zu. »Ich hatte mich ebenfalls hineingeschlichen. Kann ich Sie zum Gasthaus mitnehmen?«
    »N-nein, danke. Ich war gerade auf einem Spaziergang, und ich möchte noch nicht zurück.«
    »Dann sehen wir uns später.«
    »Einen … einen Moment noch.« Sie streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten. »Ich … Kennen Sie Lord Sanford?«
    »Leider nein.«
    »Oh!« Sie stieß ein kleines Lachen aus. »Nun, ich hoffe … Ich hoffe, Sie werden ihm nicht verraten, dass ich hinter ihm herspioniert habe.«
    »Ich werde kein Sterbenswörtchen darüber verlieren«, versicherte Fen ihr. »Und Sie müssen mir das Gleiche versprechen.«
    »Abgemacht«, sagte sie. Und er sah, dass sie es trotz ihres kecken Auftretens todernst meinte.
    »Abgemacht«, wiederholte er mit Nachdruck. »Sind Sie sicher, dass ich Sie nirgendwohin mitnehmen kann?«
    »Nein, wirklich nicht, vielen Dank.«
    »Also dann, bis später.«
    Während er davonfuhr, konnte er im Rückspiegel beobachten, wie sie reglos dastand und ihm nachsah, bis er hinter einer Kurve verschwand. Er fragte sich, ob er mehr für sie hätte tun können. Es hatte den Anschein, als bräuchte sie dringend Rat und Hilfe. Doch sollte er sich damit lieber zurückhalten, bis er darum gebeten würde …
    Und eines jedenfalls war ihm klar: Was auch immer sie für Motive gehabt hatte, Diana und Lord Sanford zu belauschen – dieses Mädchen wäre niemals in der Lage, etwas Böses oder Schändliches zu tun.
    Er parkte sein Auto im Hof der Herberge neben dem nichtsnutzigen Schwein, das scheinbar in einer Art Dämmerzustand wenig anmutig hingestreckt dalag. Die absolute Stille im Gasthaus verriet, dass Mr. Beaver und seine Familie für heute genug hatten und nach Hause gegangen waren. Ausgiebig gähnend entschied Fen, dass es nun das Angenehmste wäre, sich aufs Bett zu legen und einzuschlafen; genau das tat er dann auch. Leicht gestört wurde er nur durch einen wiederkehrenden Traum, in dem der wie ein amerikanischer Collegestudent grölende Mr. Judd eine äußerst knapp bekleidete Jacqueline zwischen den dorischen Säulen eines griechischen Tempels hin- und herscheuchte. Trotz dieses wenig schlüssigen Dramas wachte Fen um sieben Uhr abends beträchtlich erfrischt auf.
    Er aß allein in jenem Zimmer zu Abend, in dem er gefrühstückt hatte, wobei Myra ihn darüber informierte, dass sich keiner der anderen Gäste zum Abendessen angemeldet hätte. Anscheinend lag der Raum direkt neben der Bar, denn er konnte hören, wie nur wenige Meter entfernt der immerwährende Streit fortgeführt wurde.
    »Ich sag’s dir doch, sie liegt dicht am Wind.«
    »Nein, nein, Fred, du bist wohl benebelt. Siehst du das da? Das ist das Gaffelsegel.«
    »Besansegel.«
    »Besan, Gaffel, ist doch alles dasselbe, verdammt.«
    »Ich sage dir aber, sie liegt vor dem Wind.«
    »Schau mal, siehst du das Schiff, das dort vor Anker liegt? Also, wenn es vorn und hinten festgemacht wäre, könnte man überhaupt nicht erkennen, aus welcher Richtung der verdammte Wind kommt. Aber so wie es aussieht, liegt es zum Meer hin. Und das bedeutet …«
    »Aber es ist hinten festgemacht. Das kann man sehen. Man kann doch die Boje erkennen.«
    »Das ist keine Boje, Fred, das ist bloß ein blöder Farbklecks.«
    »Aber ich sage dir, es ist eine Boje.«
    »Jetzt hör mal zu, wenn die Brigg da dicht am Wind liegt, heißt das …«
    Nachdem er gegessen hatte, machte Fen es sich mit einigen Gläsern Bier und einem Kriminalroman bequem, der ihn so in seinen Bann zog, dass ihm erst kurz vor Feierabend durch einen plötzlichen Ausbruch ungewöhnlicher Aufregung in der Bar wieder in den Sinn kam, wo er sich befand. Widerwillig ließ er die Heldin seines Romans in der bedrohlichen Lage zurück, in die sie sich durch ihre eigene Torheit gebracht hatte, und ging hinüber, um nachzusehen, was

Weitere Kostenlose Bücher